Bhagavad - Gītā Wie Sie Ist
von A.C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda
Original Ausgabe von 1974, Schloß Rettershof

NUR VERSE ÜBERSETZUNG

 
INHALTSVERZEICHNIS
 
Kapitel   1 - Die Armeen auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra
Kapitel   2 - Inhalt der Gītā zusammengefasst
Kapitel   3 - Karma-yoga
Kapitel   4 - Transzendentales Wissen
Kapitel   5 - Karma-yoga - Handeln im Kṛṣṇa-Bewußtsein
Kapitel   6 - Sāṅkhya-yoga
Kapitel   7 - Wissen über den Absoluten
Kapitel   8 - Wie man den Höchsten erreicht
Kapitel   9 - Das Vertraulichste Wissen
Kapitel 10 - Die Füllen des Absoluten
Kapitel 11 - Die universale Form
Kapitel 12 - Hingebungsvolles Dienen
Kapitel 13 - Natur, Genießer und Bewußtsein
Kapitel 14 - Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur
Kapitel 15 - Der yoga der Höchsten Person
Kapitel 16 - Die göttlichen - und die dämonischen Naturen
Kapitel 17 - Die verschiedenen Arten des Glaubens
Kapitel 18 - Schlußfolgerung - die Vollkommenheit der Entsagung
Bhagavad - Gita Wie Sie Ist Original Ausgabe von 1974, Schloß Rettershof

 
Kapitel 1. - Die Armeen auf dem Schlachtfeld von Kurukṣetra

1.1 – Dhṛtarāṣṭra sagte: O Sañjaya, was taten meine Söhne und die Söhne des Pāṇḍu, als sie sich an der Stätte der Pilgerfahrten, in Kurukṣetra, 1.ammelt hatten und danach verlangten zu kämpfen?

1.2 – Sañjaya sagte: O König, nachdem König Duryodhana über die Armee geblickt hatte, die von den Söhnen Pāṇḍus aufgestellt worden war, ging er zu seinem Lehrer und sprach folgende Worte:

1.3 – O mein Lehrer, betrachte die gewaltige Armee der Söhne Pāṇḍus, die so geschickt von deinem intelligenten Schüler, dem Sohn Drupadas, aufgestellt wurde.

1.4 – In dieser Armee gibt es viele heldenhafte Bogenschützen, die Bhīma und Arjuna im Kampf ebenbürtig sind. Auch sind dort große Kämpfer wie Yuyudhāna, Virāṭa und Drupada.

1.5 – Dort sind auch so bedeutende, heldenhafte und mächtige Kämpfer wie Dhṛṣṭaketu, Cekitāna, Kāśirāja, Purujit, Kuntibhoja und Śaibya.

1.6 – Dort stehen der gewaltige Yudhāmanyu, der machtvolle Uttamaujā, der Sohn Subhadrās und die Söhne Draupadis. All diese Krieger sind große Wagenkämpfer.

1.7 – O Bester der brāhmanas, laß mich dir zu deiner Information mitteilen, welche Hauptleute besonders geeignet sind, unsere Streitmacht zu führen.

1.8 – Es sind Persönlichkeiten wie du selbst, wie Bhīṣma, Karṇa, Kṛpa, Aśvatthāmā, Vikarṇa und der Sohn Somadattas, Bhuriśravā, die im Kampf immer siegreich sind.

1.9 – Es gibt noch viele andere Helden, die bereit sind, ihr Leben für mich zu opfern. Sie alle sind sehr gut mit 1.chiedenartigen Waffen ausgerüstet und in der militärischen Wissenschaft erfahren.

1.10 – Unsere Stärke ist unermeßlich, und wir werden von Großvater Bhīṣma in jeder Hinsicht beschützt, wohingegen die Stärke der Pāṇḍavas, die von Bhīma sorgfältig geschützt werden, begrenzt ist.

1.11 – Nun müßt ihr mit all euren Kräften Großvater Bhīṣma unterstützen, indem ihr euch an euren jeweiligen strategischen Punkten an der Front der Armee bereithaltet.

1.12 – Daraufhin blies Bhīṣma, der große, heldenhafte Ahnherr der Kuru-Dynastie, der Großvater der Kämpfer, sehr laut sein Muschelhorn. Es dröhnte wie das Gebrüll eines Löwen und erfüllte Duryodhana mit Freude.

1.13 – Da ertönten plötzlich alle Muschelhörner, Signalhörner, Trompeten, Trommeln und Hörner, und der gemeinsame Klang war gewaltig.

1.14 – Auf der Gegenseite ließen sowohl Kṛṣṇa als auch Arjuna, die auf einem großen, von weißen Pferden gezogenen Streitwagen standen, ihre transzendentalen Muschelhörner erschallen.

1.15 – Hṛṣīkeśa [Śrī Kṛṣṇa] ließ Sein Muschelhorn, das den Namen Pāñcajanya trägt, erschallen; Dhanañjaya [Arjuna] blies in das seine, das Devadatta, und Bhīma, der unersättliche Esser und Vollbringer herkulischer Taten, ließ sein furchterregendes Muschelhorn ertönen, das Pauṇḍram genannt wird.

1.16-18 – König Yudhiṣṭhira, der Sohn Kuntīs, ließ sein Muschelhorn Anantavijaya ertönen, und Nakula und Sahadeva bliesen das Sughoṣa und das Maṇipuṣpaka. Der große Bogenschütze, der König von Kāśi, der große Kämpfer Śkihaṇḍī, Dhṛṣṭadyumna, Virāṭa und der unbezwingbare Sātyaki, Drupada, die Söhne Draupadīs und die anderen, o König, wie der Sohn Subhadrās, bliesen ebenfalls, mächtig bewaffnet, ihre jeweiligen Muschelhörner.

1.19 – Der Klang der 1.chiedenen Muschelhörner wurde tosend, und da sowohl der Himmel als auch die Erde erbebten, zerriß er die Herzen der Söhne Dhṛtarāṣṭras.

1.20 – O König, zu diesem Zeitpunkt nahm Arjuna, der Sohn Pāṇḍus, der auf seinem Streitwagen saß und dessen Fahne mit dem Zeichen Hanumāns 1.ehen war, seinen Bogen auf, und während er nach den Söhnen Dhṛtarāṣṭras blickte, bereitete er sich darauf vor, seine Pfeile zu schießen. Daraufhin, o König, sprach Arjuna zu Hṛṣīkeśa [Kṛṣṇa] folgende Worte:

1.21-22 – Arjuna sagte: O Unfehlbarer, bitte lenke meinen Streitwagen zwischen die beiden Armeen, so daß ich sehen kann, wer hier anwesend ist, wen es zu kämpfen verlangt und mit wem ich mich in dieser großen Schlacht zu messen habe.

1.23 – Laß mich all die sehen, die zum Kampf gekommen sind, um so den bösartigen Sohn Dhṛtarāṣṭras zu erfreuen.

1.24 – Sañjaya sagte: O Nachkomme Bharatas [Dhṛtarāṣṭra], als Hṛṣīkeśa [Kṛṣṇa] so von Gudākeśa [Arjuna] angewiesen wurde, lenkte Er den vortrefflichen Streitwagen zwischen die Armeen beider Parteien.

1.25 – In Gegenwart von Bhīṣma, Droṇa und allen anderen Herrschern der Welt sagte Hṛṣīkeśa, der Herr: O Pārtha, sieh nur all die Kurus, die hier 1.ammelt sind.

1.26 – Da konnte Arjuna, der zwischen beiden Armeen stand, seine Väter, Großväter, Lehrer, Onkel mütterlicherseits, Brüder, Söhne, Enkel, Freunde und auch seinen Schwiegervater und seine Gönner erkennen – alle waren dort 1.ammelt.

1.27 – Als der Sohn Kuntis, Arjuna, all seine 1.chiedenen Freunde und Verwandten sah, wurde er von Mitleid überwältigt und sprach:

1.28 – Arjuna sagte: Mein lieber Kṛṣṇa, wenn ich meine Freunde und Verwandten so kampflustig vor mir sehe, fühle ich, wie mir die Glieder zittern und mein Mund trocken wird.

1.29 – Ich zittere am ganzen Körper, und meine Haare stehen mir zu Berge. Mein Bogen Gāṇḍīva gleitet mir aus der Hand, und meine Haut brennt.

1.30 – Ich kann hier nicht länger bleiben. Ich vergesse mich, und mein Geist gerät ins Wanken. Ich sehe nur Unheil drohen, O Vernichter des Keśī-Dämonen.

1.31 – Ich kann mir nicht vorstellen, wie Gutes entstehen kann, wenn ich meine Verwandten in dieser Schlacht töte, noch kann ich, mein lieber Kṛṣṇa, einen Sieg, ein Königreich oder Glück begehren.

1.32-35 – O Govinda, was nützen uns ein Königreich, Glück oder selbst das Leben, wenn alle, für die wir dies begehren, auf dem Schlachtfeld aufgestellt sind? O Madhusūdana, wenn Lehrer, Väter, Söhne, Großväter, Onkel mütterlicherseits, Schwiegerväter, Enkel, Schwäger und alle Verwandten bereit sind, ihr Leben und ihre Besitztümer aufzugeben, warum sollte ich den Wunsch haben, sie zu töten, obwohl ich selbst vielleicht überlebe? O Janārdana, Erhalter aller Lebewesen, ich bin nicht einmal bereit, um die drei Welten mit ihnen zu kämpfen – geschweige denn um diese Erde.

1.36 – Sünde wird über uns kommen, wenn wir die Angreifer erschlagen. Deshalb ist es nicht richtig, die Söhne Dhṛtarāṣṭras und unsere Freunde zu töten. O Mādhava, was könnten wir schon gewinnen und wie könnten wir glücklich sein, wenn wir unsere eigenen Verwandten erschlügen?

1.37-38 – O Janārdana, obwohl diese Menschen, die von Gier überwältigt sind, keinen Fehler darin sehen, ihre Familie zu töten oder mit ihren Freunden zu streiten, sollten wir, die wir diese Sünde kennen, nicht Gleiches mit Gleichem vergelten.

1.39 – Mit der Zerstörung der Dynastie wird die ewige Familientradition vernichtet, und so wird der Rest der Familie in irreligiöse Praktiken hineingezogen.

1.40 – O Kṛṣṇa, wenn Irreligiosität in der Familie überhandnimmt, verderben die Frauen, und wenn die Frauen entarten, o Nachkomme Vṛṣnis, entsteht unerwünschte Nachkommenschaft.

1.41 – Wenn die Zahl der unerwünschten Kinder anwächst, entsteht eine höllische Situation – sowohl für die Familie als auch für diejenigen, die die Familientradition zerstören. In solchen verkommenen Familien wird den Vorvätern weder Speise noch Wasser dargebracht.

1.42 – Durch die üblen Machenschaften derer, die die Familientradition zerstören, werden alle gemeinschaftlichen Vorhaben und Aktivitäten, die dem Wohl der Familie dienen, zunichte gemacht.

1.43 – O Janārdana, Erhalter aller Menschen, ich habe von der Nachfolge der geistigen Meister gehört, daß diejenigen, die die Familienbräuche zerstören, für immer in der Hölle leiden müssen.

1.44 – Ach, wie ist es möglich, daß wir bereit sind, schwere Sünden auf uns zu laden, nur weil wir von dem Verlangen getrieben werden, königliche Freuden zu genießen?

1.45 – Ich glaube, es wäre besser, wenn mich die Söhne Dhṛtarāṣṭras unbewaffnet und widerstandslos töteten, als daß ich mit ihnen kämpfte.

1.46 – Sañjaya sagte: Nachdem Arjuna diese Worte auf dem Schlachtfeld gesprochen hatte, warf er Bogen und Pfeile zur Seite und setzte sich, von Schmerz überwältigt, auf dem Streitwagen nieder.


Kapitel 2. - Inhalte der Gītā zusammengefaßt

2.1 – Sañjaya sagte: Als Madhusūdana [Kṛṣṇa] Arjuna voller Mitleid und sehr betrübt sah, die Augen gefüllt mit Tränen, sprach Er folgende Worte:

2.2 – Die Höchste Person [Bhagavān] sagte: Mein lieber Arjuna, wie konnte diese Unreinheit über dich kommen? Sie ziemt sich in keiner Weise für einen Menschen, der die höheren Werte des Lebens kennt. Sie führt nicht zu höheren Planeten, sondern zu Schande.

2.3 – O Sohn Pṛthās, gib dieser entwürdigenden Schwachheit nicht nach, denn sie ist dir nicht angemessen. Gib diese niedrige Schwäche des Herzens auf und erhebe dich, o Bezwinger der Feinde.

2.4 – Arjuna sagte: O Madhusūdana, wie kann ich in der Schlacht den Angriff von Männern wie Bhīṣma und Droṇa erwidern, die doch meiner Verehrung würdig sind?

2.5 – Es ist besser, vom Betteln zu leben, als auf Kosten der Leben großer Seelen, die meine Lehrer sind. Obwohl sie von Habsucht getrieben werden, sind sie dennoch meiner Verehrung würdig. Wenn sie getötet werden, wird unser Gewinn mit Blut befleckt sein.

2.6 – Auch wissen wir nicht, was besser ist – die Söhne Dhṛtarāṣtras zu besiegen oder von ihnen besiegt zu werden. Wenn wir sie töteten, wäre es besser, nicht mehr zu leben. Nun stehen sie vor uns auf dem Schlachtfeld.

2.7 – Ich weiß nicht mehr, was meine Pflicht ist, und habe aus Schwäche meine Fassung verloren. In diesem Zustand bitte ich Dich, mir eindeutig zu sagen, was das beste für mich ist. Jetzt bin ich Dein Schüler und eine Dir hingegebene Seele. Bitte unterweise mich.

2.8 – Ich kann kein Mittel finden, dieses Leid zu vertreiben, das meine Sinne austrocknet. Ich wäre nicht einmal fähig, davon frei zu werden, wenn ich ein unangefochtenes Königreich auf der Erde mit der Souveränität der Halbgötter im Himmel gewänne.

2.9 – Sañjaya sagte: Da er so gesprochen hatte, sagte Arjuna, der Bezwinger der Feinde, zu Kṛṣṇa, „Govinda, ich werde nicht kämpfen“, und schwieg.

2.10 – O Nachfahre Bharatas [Dhṛtarāṣṭra], daraufhin lächelte Kṛṣṇa und sprach in der Mitte beider Armeen zu dem niedergeschlagenen Arjuna folgende Worte.

2.11 – Der Höchste Herr sagte: Während du gelehrte Worte sprichst, betrauerst du, was des Kummers nicht wert ist. Die Weisen klagen weder um die Lebenden noch um die Toten.

2.12 – Niemals gab es eine Zeit, da Ich nicht existierte, noch du, noch all diese Könige; noch wird in Zukunft einer von uns aufhören zu sein.

2.13 – Wie die verkörperte Seele fortwährend, in diesem Körper von Kindheit zu Jugend und zu Alter, wandert, so geht sie auch beim Tode in einen anderen Körper ein. Die selbstverwirklichte Seele wird von einem solchen Wechsel nicht verwirrt.

2.14 – O Sohn Kuntīs, das zeitweilige Erscheinen von Glück und Leid und ihr Vergehen sind wie das Kommen und Gehen von Sommer und Winter. Sie entstehen durch Sinneswahrnehmung, o Nachkomme Bharatas, und man muß lernen, sie zu dulden, ohne sich verwirren zu lassen.

2.15 – O Bester unter den Männern [Arjuna], wer von Glück und Leid nicht berührt wird, sondern immer ausgeglichen bleibt, kann ohne Zweifel Befreiung erlangen.

2.16 – Die Weisen, die die Wahrheit sehen, haben erkannt, daß das Inexistente ohne Dauer und das Existente ohne Ende ist. Zu diesem Schluß sind die Weisen gekommen, nachdem sie das Wesen von beidem studiert hatten.

2.17 – Wisse, das, was den gesamten Körper durchdringt, ist unzerstörbar. Niemand kann die unvergängliche Seele töten.

2.18 – Nur der materielle Körper des unzerstörbaren, unmeßbaren und ewigen Lebewesens kann vernichtet werden; darum kämpfe, o Nachkomme Bharatas.

2.19 – Wer glaubt, das Lebewesen töte oder werde getötet, befindet sich in Unwissenheit. Wer in Wissen gründet, weiß, daß das Lebewesen weder tötet noch getötet wird.

2.20 – Für die Seele gibt es weder Geburt noch Tod. Auch hört sie – da sie einmal war – niemals auf zu sein. Sie ist ungeboren, ewig, immerwährend, unsterblich und urerst. Sie wird nicht getötet, wenn der Körper erschlagen wird.

2.21 – O Pārtha, wie kann ein Mensch, der weiß, daß die Seele unzerstörbar, ungeboren, ewig und unveränderlich ist, jemanden töten oder einen anderen veranlassen zu töten?

2.22 – Wie ein Mensch neue Kleider anlegt und die alten ablegt, so nimmt die Seele neue materielle Körper an und gibt die alt und unbrauchbar gewordenen auf.

2.23 – Die Seele kann von keiner Waffe in Stücke geschnitten, noch kann sie von Feuer verbrannt, von Wasser benetzt oder vom Wind verdorrt werden.

2.24 – Die individuelle Seele ist unzerbrechlich und unauflöslich und kann weder verbrannt noch ausgetrocknet werden. Sie ist immerwährend, alldurchdringend, unwandelbar, unbeweglich und ewiglich dieselbe.

2.25 – Es wird gesagt, daß die Seele unsichtbar, unbegreiflich und unveränderlich ist. Da du dies weißt, solltest du um den Körper nicht trauern.

2.26 – O Starkarmiger, doch auch wenn du glaubst, die Seele werde ständig aufs neue geboren und sterbe immer wieder, gibt es für dich keinen Grund zu klagen.

2.27 – Einem, der geboren wurde, ist der Tod sicher, und einem, der gestorben ist, ist die Geburt gewiß. Deshalb solltest du bei der unvermeidlichen Erfüllung deiner Pflicht nicht klagen.

2.28 – Alle erschaffenen Wesen sind am Anfang unmanifestiert, in ihrem Zwischenzustand manifestiert und wieder unmanifestiert, wenn sie vernichtet sind. Warum sollte man also klagen?

2.29 – Einige halten die Seele für wunderbar, einige beschreiben sie als wunderbar, und einige hören, sie sei wunderbar, wohingegen andere sie nicht im geringsten verstehen können, selbst nachdem sie von ihr gehört haben.

2.30 – O Nachkomme Bharatas, die Seele im Körper ist ewig und kann niemals getötet werden. Daher brauchst du um kein Lebewesen zu trauern.

2.31 – Angesichts deiner Pflicht als kṣatriya solltest du wissen, daß es für dich keine bessere Beschäftigung gibt, als auf der Grundlage religiöser Prinzipien zu kämpfen. Daher hast du keinen Grund zu zögern.

2.32 – O Pārtha, glücklich sind die kṣatriyas, denen sich unverhofft solche Gelegenheiten zum Kampf bieten, da sie ihnen die Tore der himmlischen Planeten öffnen.

2.33 – Wenn du jedoch in diesem religiösen Krieg nicht kämpfst, wirst du ganz sicher Sünden auf dich laden, da du deine Pflichten nicht erfüllst, und so wirst du deinen Ruf als Kämpfer verlieren.

2.34 – Die Menschen werden immer von deiner Ehrlosigkeit reden, und für jemanden, der einmal geehrt worden ist, ist Schande schlimmer als der Tod.

2.35 – Die großen Generäle, die deinen Namen und Ruhm hoch geehrt haben, werden denken, du habest das Schlachtfeld nur aus Furcht verlassen, und dich deshalb einen Feigling nennen.

2.36 – Deine Feinde werden schlecht über dich reden und deine Fähigkeiten verspotten. Was könnte schmerzlicher für dich sein?

2.37 – O Sohn Kuntīs, entweder wirst du auf dem Schlachtfeld getötet werden und die himmlischen Planeten erreichen, oder du wirst siegen und so das irdische Königreich genießen. Erhebe dich daher, und kämpfe mit Entschlossenheit.

2.38 – Kämpfe um des Kampfes willen, und laß dich von Glück oder Leid, Verlust oder Gewinn, Sieg oder Niederlage nicht beirren. Auf diese Weise wirst du keine Sünde auf dich laden.

2.39 – Bisher habe Ich dir das analytische Wissen von der sāṅkhya-Philosophie erklärt. Höre nun von dem yoga, bei dem man auf die Früchte seiner Arbeit verzichtet. O Sohn Pṛthās, wenn du mit solcher Intelligenz handelst, kannst du dich von der Fessel der Reaktionen befreien.

2.40 – Bei diesem Bemühen gibt es keinen Verlust und kein Nachlassen, und schon ein wenig Fortschritt auf diesem Pfad kann einen Menschen vor der größten Gefahr bewahren.

2.41 – Diejenigen, die sich auf diesem Pfad befinden, sind entschlossen in ihrem Vorhaben, und ihr Ziel ist eins. O geliebtes Kind der Kurus, die Intelligenz der Unentschlossenen jedoch ist vielverzweigt.

2.42-43 – Menschen mit geringem Wissen lassen sich von den blumigen Worten der Veden betören, die ihnen verschiedene fruchtbringende Aktivitäten zur Erhebung zu höheren Planeten empfehlen, wo eine gute Geburt, Macht und himmlische Freuden auf sie warten. Da sie nach Sinnesbefriedigung und einem Leben in Hülle und Fülle begehren, sagen sie, es gebe nichts, was darüber hinausgehe.

2.44 – Wer zu sehr am Sinnesgenuß und am materiellen Reichtum haftet und von solchen Dingen verwirrt ist, kann nicht den festen Entschluß fassen, dem Höchsten Herrn in Hingabe zu dienen.

2.45 – Die Veden handeln hauptsächlich von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Erhebe dich über diese Erscheinungsweisen, o Arjuna. Sei transzendental zu ihnen. Befreie dich von allen Dualitäten und aller Sorge um Gewinn und Sicherheit, und sei im Selbst verankert.

2.46 – Alle Aufgaben, die ein kleiner Brunnen nach und nach erfüllt, kann ein großer See sofort erfüllen. Ähnlich kann alle Früchte der Veden erhalten, wer das Ziel der Veden kennt.

2.47 – Du hast das Recht, deine vorgeschriebene Pflicht zu erfüllen, doch die Früchte deiner Handlung stehen dir nicht zu. Halte dich niemals für die Ursache der Ergebnisse, die deinen Aktivitäten entspringen, noch trachte danach, deine Pflicht nicht zu erfüllen.

2.48 – Sei fest im yoga verankert, O Arjuna. Erfülle deine Pflicht, und gib jede Anhaftung an Erfolg oder Mißerfolg auf. Eine solche Ausgeglichenheit des Geistes wird yoga genannt.

2.49 – O Dhanañjaya, befreie dich von allen fruchtbringenden Aktivitäten durch hingebungsvolles Dienen, und gib dich diesem Bewußtsein völlig hin. Diejenigen, die die Früchte ihrer Arbeit genießen wollen, sind Geizhälse.

2.50 – Ein Mensch, der im hingebungsvollen Dienen beschäftigt ist, befreit sich bereits in diesem Leben sowohl von guten als auch von schlechten Reaktionen. Daher, o Arjuna, versuche in yoga zu handeln, der Kunst aller Arbeit.

2.51 – Die Weisen, die im hingebungsvollen Dienen beschäftigt sind, suchen beim Herrn Zuflucht und befreien sich vom Kreislauf der Geburten und Tode, indem sie den Früchten ihres Handelns entsagen. Auf diese Weise erreichen sie den Ort, der jenseits aller Leiden liegt.

2.52 – Wenn deine Intelligenz aus dem finsteren Wald der Illusion herausgetreten ist, wirst du gleichgültig werden gegenüber allem, was gehört worden ist und noch gehört werden wird.

2.53 – Wenn dein Geist nicht länger von der blumigen Sprache der Veden verwirrt ist und fest in der Trance der Selbstverwirklichung verankert bleibt, hast du das göttliche Bewußtsein erreicht.

2.54 – Arjuna sagte: O Keśava, welche Merkmale weist ein Mensch auf, dessen Bewußtsein in die Transzendenz eingegangen ist? Wie und worüber spricht er? Wie sitzt er, und wie geht er?

2.55 – Der Höchste Herr sagte: O Pārtha, wenn ein Mensch alle Arten von Sinnesbegehren aufgibt, die gedanklichen Überlegungen entspringen, und allein im Selbst Zufriedenheit findet, sagt man von ihm, er sei im reinen transzendentalen Bewußtsein verankert.

2.56 – Wer trotz der dreifachen Leiden nicht verwirrt ist, nicht von Freude überwältigt wird, wenn er Glück erfährt, und frei von Anhaftung, Angst und Ärger ist, wird ein Weiser mit stetigem Geist genannt.

2.57 – Wer frei von Anhaftung ist und nicht frohlockt, wenn ihm Gutes widerfährt, noch jammert, wenn ihm Übles geschieht, ist fest im vollkommenen Wissen verankert.

2.58 – Wer, gleich einer Schildkröte, die ihre Gliedmaßen in den Panzer einziehen kann, imstande ist, seine Sinne von den Sinnesobjekten zurückzuziehen, gründet in wirklichem Wissen.

2.59 – Die verkörperte Seele kann zwar von Sinnesfreuden zurückgehalten werden, doch der Geschmack für die Sinnesobjekte bleibt; wenn sie jedoch solche Neigungen aufgibt, da sie einen höheren Geschmack erfährt, ist sie im transzendentalen Bewußtsein gefestigt.

2.60 – Die Sinne sind so stark und ungestüm, o Arjuna, daß sie sogar den Geist eines Menschen hinwegreißen, der Unterscheidungsvermögen besitzt und bemüht ist, sie zu beherrschen.

2.61 – Wer seine Sinne beherrscht und sein Bewußtsein fest auf Mich richtet, ist ein Mensch von stetiger Intelligenz.

2.62 – Beim Betrachten der Sinnesobjekte entwickelt ein Mensch Anhaftung; aus solcher Anhaftung entwickelt sich Lust, und aus Lust geht Zorn hervor.

2.63 – Aus Zorn entsteht Täuschung, und der Täuschung folgt die Verwirrung der Erinnerung. Wenn die Erinnerung verwirrt ist, geht die Intelligenz verloren, und wenn man die Intelligenz verloren hat, fällt man wieder in den materiellen Sumpf zurück.

2.64 – Wer seine Sinne beherrschen kann, indem er den regulierenden Prinzipien der Freiheit folgt, kann die Barmherzigkeit des Herrn erlangen und somit von aller Anhaftung und Abneigung frei werden.

2.65 – Wer im göttlichen Bewußtsein gründet, ist von den dreifachen Leiden des materiellen Daseins befreit; in diesem glücklichen Zustand wird seine Intelligenz sehr bald stetig.

2.66 – Wer nicht im transzendentalen Bewußtsein gründet, kann weder einen kontrollierten Geist noch stetige Intelligenz besitzen, ohne die es unmöglich ist, Frieden zu erlangen. Und wie kann es Glück ohne Frieden geben?

2.67 – Gleich einem Boot auf dem Wasser, das von einem Sturm hinweggerissen wird, kann die Intelligenz des Menschen schon von einem der Sinne davongetragen werden, auf den der Geist sich richtet.

2.68 – Daher, o Starkarmiger, verfügt der, dessen Sinne von ihren Objekten zurückgezogen sind, über stetige Intelligenz.

2.69 – Was Nacht ist für alle Wesen, ist die Zeit des Erwachens für den Selbstkontrollierten, und was die Zeit des Erwachens ist für alle Wesen, ist Nacht für den nach innen gekehrten Weisen.

2.70 – Nur wer von der unaufhörlichen Flut von Wünschen nicht beeinflußt wird – die wie Flüsse sind, die in den Ozean münden, der ständig angefüllt wird, doch immer ruhig bleibt – kann Frieden erlangen, und nicht derjenige, der versucht, diese Verlangen zu befriedigen.

2.71 – Nur wer alle Verlangen nach Befriedigung der Sinne aufgegeben hat, frei von Begierden ist, keinen Anspruch auf Besitz erhebt und ohne falsches Ich ist, kann wirklichen Frieden erlangen.

2.72 – Dies ist das göttliche, spirituelle Leben – wenn man es erreicht hat, ist man nicht mehr verwirrt. Ist man selbst zur Stunde des Todes in diesem Bewußtsein verankert, kann man in das Königreich Gottes eintreten.


Kapitel 3. - Karma-yoga

3.1 – Arjuna sagte: O Janārdana, o Keśava, warum drängst Du mich, an diesem schrecklichen Kriegshandwerk teilzunehmen, wenn Du glaubst, daß Intelligenz besser sei als fruchtbringende Arbeit?

3.2 – Meine Intelligenz ist durch Deine zweideutigen Unterweisungen verwirrt. Sage mir deshalb bitte eindeutig, was das beste für mich ist.

3.3 – Der Höchste Herr sagte: O sündloser Arjuna, Ich habe bereits erklärt, daß es zwei Gruppen von Menschen gibt, die sich bemühen, das Höchste Selbst zu verwirklichen. Einige wollen Es durch empirische philosophische Spekulationen verstehen, und andere versuchen, Es durch hingebungsvolle Arbeit zu erkennen.

3.4 – Nicht, indem man sich einfach von Arbeit fernhält, kann man von Reaktionen befreit werden, noch kann man allein durch Entsagung Vollkommenheit erlangen.

3.5 – Alle Menschen sind gezwungen, hilflos nach den Impulsen zu handeln, die aus den Erscheinungsweisen der materiellen Natur geboren werden. Nicht einmal für einen Augenblick kann sich ein Lebewesen davon zurückhalten halten, etwas zu tun.

3.6 – Wer seine Sinne und seine handelnden Organe zurückhält, doch in Gedanken immer noch bei den Sinnesobjekten weilt, betrügt sich selbst und ist ein Heuchler.

3.7 – Wer jedoch seine Sinne durch den Geist beherrscht und seine aktiven Organe, ohne anzuhaften, im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, steht auf einer weitaus höheren Stufe.

3.8 – Erfülle deine vorgeschriebene Pflicht, denn es ist besser zu handeln, als untätig zu sein. Ohne Arbeit kann ein Mensch nicht einmal seinen physischen Körper erhalten.

3.9 – Man muß seine Arbeit Viṣṇu als Opfer darbringen, denn sonst wird man durch sie an die materielle Welt gebunden. O Sohn Kuntīs, erfülle daher deine vorgeschriebenen Pflichten zu Seiner Zufriedenstellung; auf diese Weise wirst du immer unangehaftet und frei von jeder Fessel bleiben.

3.10 – Am Anfang der Schöpfung sandte der Herr aller Geschöpfe Generationen von Menschen und Halbgöttern zusammen mit Opfern für Viṣṇu aus und segnete sie, indem Er sagte: Möget ihr durch diesen yajña [Opfer] glücklich werden, denn seine Ausführung wird euch alle Wünsche erfüllen.

3.11 – Wenn die Halbgötter durch Opfer zufriedengestellt sind, werden sie auch dich erfreuen, und wenn so einer den anderen nährt, wird allgemeiner Wohlstand herrschen.

3.12 – Die Halbgötter, die für die verschiedenen Notwendigkeiten des Lebens verantwortlich sind, versorgen den Menschen mit allem, was er braucht, wenn sie durch yajñas [Opfer] zufriedengestellt sind. Wer jedoch diese Gaben genießt, ohne sie zuvor den Halbgöttern als Opfer darzubringen, ist gewiß ein Dieb.

3.13 – Die Geweihten des Herrn werden von allen Sünden befreit, denn sie nehmen nur Nahrung zu sich, die zuvor als Opfer dargebracht wurde. Andere, die Nahrung zu ihrem eigenen Sinnesgenuß zubereiten, essen wahrlich nur Sünde.

3.14 – Alle lebenden Körper erhalten sich durch Getreide, das nur wachsen kann, wenn Regen fällt. Regen wird durch Darbringungen von yajña [Opfer] hervorgerufen, und yajña wird aus vorgeschriebenen Pflichten geboren.

3.15 – Die Veden, die vom Höchsten Persönlichen Gott geschaffen wurden, schreiben geregelte Aktivitäten vor. Folglich ist die alldurchdringende Transzendenz für ewig in Opferhandlungen gegenwärtig.

3.16 – Mein lieber Arjuna, ein Mensch, der diesem vorgeschriebenen vedischen System des Opfers nicht folgt, führt ein Leben voller Sünde, da einer, der nur in den Sinnen Freude findet, vergeblich lebt.

3.17 – Wer jedoch im Selbst Freude findet, im Selbst erleuchtet ist, allein im Selbst zufrieden und völlig im Selbst befriedigt ist, hat keine Pflicht zu erfüllen.

3.18 – Ein selbstverwirklichter Mensch verfolgt bei der Erfüllung seiner vorgeschriebenen Pflichten keine Absicht, noch hat er einen Grund, diesen Pflichten nicht nachzukommen; auch ist es für ihn nicht notwendig, von anderen Lebewesen abhängig zu sein.

3.19 – Daher sollte man, ohne an den Früchten der Aktivitäten zu haften, aus reiner Pflichterfüllung handeln; denn wenn man ohne Anhaftung arbeitet, erreicht man den Höchsten.

3.20 – Selbst Könige wie Janaka erreichten die Stufe der Vollkommenheit, indem sie ihre Pflichten erfüllten. Daher solltest du – allein um die Menschen durch dein Beispiel zu lehren – deiner Pflicht nachkommen.

3.21 – Was immer ein bedeutender Mensch tut – gewöhnliche Menschen folgen seinem Beispiel. Und welche Maßstäbe auch immer er durch sein beispielhaftes Verhalten setzt – alle Welt folgt ihm nach.

3.22 – O Sohn Pṛthās, in allen drei Planetensystemen gibt es keine Arbeit, die Mir vorgeschrieben ist. Es mangelt Mir an nichts, noch benötige Ich irgend etwas – und dennoch bin Ich mit Arbeit beschäftigt.

3.23 – Denn würde ich keine Arbeit verrichten, o Pārtha, würden gewiß alle Menschen Meinem Beispiel folgen.

3.24 – Würde Ich aufhören zu arbeiten, gingen alle Welten zugrunde. Auch wäre Ich die Ursache für die Erschaffung unerwünschter Bevölkerung und würde dadurch den Frieden aller fühlenden Wesen zerstören.

3.25 – Im Gegensatz zu den Unwissenden, die ihre Pflichten erfüllen und dabei an den Früchten ihrer Aktivitäten haften, sollte der Weise ohne jede Anhaftung handeln, um somit die Menschen auf den richtigen Pfad zu führen.

3.26 – Der Weise sollte den Geist der Unwissenden, die an fruchtbringender Arbeit haften, nicht verwirren. Sie sollten nicht ermutigt werden, sich von ihrer Arbeit zurückzuziehen, sondern dazu bewegt werden, im Geist der Hingabe zu handeln.

3.27 – Die verwirrte Seele hält sich unter dem Einfluß der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur für den Ausführenden von Aktivitäten, die in Wirklichkeit von der Natur verrichtet werden.

3.28 – Wer im Wissen über die Absolute Wahrheit gründet, o Starkarmiger, beschäftigt sich nicht mit den Aktivitäten der Sinne und mit Sinnesbefriedigung, da er sehr wohl den Unterschied zwischen Arbeit in Hingabe und Arbeit für fruchtbringende Ergebnisse kennt.

3.29 – Verwirrt von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur, beschäftigen sich die Unwissenden in materiellen Aktivitäten und haften an ihnen. Doch der Weise sollte sie nicht beunruhigen, obwohl ihre Pflichten aus Unkenntnis von niederer Natur sind.

3.30 – Deshalb, o Arjuna, gib all deine Handlungen Mir hin, richte deinen Geist auf Mich und kämpfe, ohne Verlangen nach Gewinn, und frei von Egoismus und Gleichgültigkeit!

3.31 – Wer seine Pflichten nach Meinen Unterweisungen erfüllt und dieser Lehre ohne Neid und mit Vertrauen folgt, wird von der Fessel der fruchtbringenden Handlungen befreit.

3.32 – Wer aber aus Neid diese Lehren mißachtet und nicht regelmäßig danach handelt, ist allen Wissens beraubt, getäuscht und zu Unwissenheit und Gebundensein verdammt.

3.33 – Selbst ein Mensch, der in Wissen gründet, handelt nach seinem Wesen, denn jeder folgt seiner Natur. Was könnte Unterdrückung ausrichten?

3.34 – Die verkörperten Lebewesen empfinden gegenüber den Sinnesobjekten Anziehung und Abneigung, doch sollte man nicht unter die Herrschaft der Sinne und der Sinnesobjekte geraten, denn sie sind Hindernisse auf dem Pfad der Selbstverwirklichung.

3.35 – Es ist weitaus besser, die eigenen vorgeschriebenen Pflichten zu erfüllen, als die Pflichten eines anderen. Denn selbst wenn man bei der Erfüllung seiner Pflichten Fehler begeht oder sogar dabei getötet wird, ist dies besser, als den Pflichten eines anderen nachzukommen – denn es ist gefährlich, dem Pfad eines anderen zu folgen.

3.36 – Arjuna sagte: O Nachkomme Vṛṣṇis, durch was wird man getrieben, sündig zu handeln – sogar wider Willen, wie unter Zwang?

3.37 – Der Höchste Herr sagte: Es ist Lust allein, o Arjuna, die aus der Berührung mit der materiellen Erscheinungsweise der Leidenschaft geboren wird und die sich später in Zorn wandelt. Sie ist der alles-verschlingende, sündige Feind dieser Welt.

3.38 – Wie Feuer von Rauch, ein Spiegel von Staub und ein Embryo vom Mutterleib bedeckt wird, so wird das Lebewesen von verschiedenen Graden dieser Lust bedeckt.

3.39 – So wird das reine Bewußtsein des Lebewesens von seiner ewigen Feindin, der Lust, bedeckt, die niemals befriedigt werden kann und die wie Feuer brennt.

3.40 – Die Sinne, der Geist und die Intelligenz sind die Wohnstätten dieser Lust, die das wirkliche Wissen des Lebewesens verschleiert und es verwirrt.

3.41 – Deshalb, o Arjuna, Bester der Bhāratas, bezwinge als erstes dieses große Symbol der Sünde [die Lust], indem du die Sinne regulierst, und erschlage diese Zerstörerin des Wissens und der Selbstverwirklichung.

3.42 – Die Sinne sind der toten Materie überlegen; der Geist steht über den Sinnen; die Intelligenz steht über dem Geist, und er [die Seele] befindet sich sogar noch über der Intelligenz.

3.43 – Wenn man also weiß, daß man transzendental zu den materiellen Sinnen, dem Geist und der Intelligenz ist, sollte man das niedere Selbst durch das höhere Selbst beherrschen und auf diese Weise – durch spirituelle Stärke – diese unersättliche Feindin, die Lust, besiegen.


Kapitel 4. - Transzendentales Wissen

4.1 – Der Höchste Herr sagte: Ich offenbarte dem Sonnengott Vivasvān diese unvergängliche Wissenschaft des yoga; Vivasvān unterwies Manu, den Vater der Menschheit, darin, und Manu wiederum gab dieses Wissen an Ikṣvāku weiter.

4.2 – Diese höchste Wissenschaft wurde durch die Nachfolge der geistigen Meister weitergegeben, und die heiligen Könige empfingen sie auf diese Weise. Im Laufe der Zeit aber wurde die Nachfolge unterbrochen, und daher scheint die Wissenschaft, wie sie ist, verloren zu sein.

4.3 – Diese uralte Wissenschaft von der Beziehung zum Höchsten wird dir heute von Mir offenbart, weil Du Mein Geweihter und Mein Freund bist – nur deshalb kannst du das transzendentale Mysterium dieser Wissenschaft verstehen.

4.4 – Arjuna sagte: Der Sonnengott Vivasvān ist von Geburt her älter als Du. Wie ist es daher zu verstehen, daß Du ihn am Anfang in dieser Wissenschaft unterwiesen hast.

4.5 – Der Höchste Herr sagte: Viele Geburten haben sowohl du als auch Ich hinter uns gelassen. Ich kann Mich an sie alle erinnern, doch du kannst es nicht, o Bezwinger der Feinde.

4.6 – Obgleich Ich ungeboren bin und Mein transzendentaler Körper niemals vergeht, und obwohl Ich der Herr aller fühlenden Wesen bin, erscheine Ich dennoch in jedem Zeitalter in Meiner ursprünglichen transzendentalen Gestalt.

4.7 – Wann immer und wo immer das religiöse Leben verfällt und Irreligiosität überhandnimmt, o Nachkomme Bharatas, zu der Zeit erscheine Ich.

4.8 – Um die Frommen zu befreien und die Schurken zu vernichten, und um die Prinzipien der Religion wieder einzuführen, erscheine Ich in jedem Zeitalter.

4.9 – Wer das transzendentale Wesen Meines Erscheinens und Meiner Aktivitäten kennt, wird, nachdem er seinen Körper verlassen hat, nicht wieder in der materiellen Welt geboren, sondern in Mein ewiges Reich gelangen.

4.10 – Befreit von Anhaftung, Angst und Zorn, und völlig in Mich vertieft, wurden in der Vergangenheit viele Menschen, die bei Mir Zuflucht suchten, durch Wissen über Mich gereinigt und erlangten so transzendentale Liebe zu Mir.

4.11 – Jeden belohne Ich in dem Maße, wie er sich Mir hingibt, o Sohn Pṛthās. Alle ohne Ausnahme folgen Meinem Pfad.

4.12 – Die Menschen dieser Welt streben in ihren fruchtbringenden Aktivitäten nach Erfolg und verehren deshalb die Halbgötter. Und selbstverständlich erhalten sie auf diese Weise sehr schnell die Ergebnisse ihrer fruchtbringenden Arbeit.

4.13 – In Entsprechung zu den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur und der Arbeit, die ihnen zugeordnet ist, wurden die vier Einteilungen der menschlichen Gesellschaft von Mir geschaffen. Und obwohl Ich der Schöpfer dieses Systems bin, solltest du wissen, daß Ich dennoch nicht daran gebunden bin, denn Ich bin unwandelbar.

4.14 – Es gibt keine Arbeit, die Ich ausführen muß, noch strebe Ich nach den Früchten des Handelns. Wer diese Wahrheit erkennt, wird ebenfalls nicht in die Reaktionen auf fruchtbringende Arbeit verstrickt.

4.15 – Alle befreiten Seelen der Vergangenheit handelten mit diesem Verständnis und erlangten somit Befreiung. Daher solltest du, wie die Alten, deine Pflicht in diesem göttlichen Bewußtsein erfüllen.

4.16 – Selbst die Intelligenten können nicht genau zwischen Handeln und Nicht-Handeln unterscheiden. Ich werde dir nun erklären, was Handeln ist, und wenn Du dies weißt, wirst du von allen Sünden befreit sein.

4.17 – Die Kompliziertheit des Handelns ist sehr schwer zu verstehen. Daher sollte man genau wissen, was Handeln, was verbotenes Handeln und was Nicht-Handeln ist.

4.18 – Wer Nicht-Handeln in Handeln und Handeln in Nicht-Handeln sieht, ist ein wahrhaft intelligenter Mensch und gründet in der Transzendenz, obgleich er alle Arten von Aktivitäten ausführt.

4.19 – Wer in allen Handlungen frei von Verlangen nach Sinnesbefriedigung ist gründet in vollkommenem Wissen. Die Weisen nennen ihn einen Handelnden, dessen fruchtbringende Arbeit vom Feuer des vollkommenen Wissens verzehrt ist.

4.20 – Er gibt jede Anhaftung an die Ergebnisse seines Handelns auf, ist immer zufriedengestellt und unabhängig und führt daher keine fruchtbringenden Handlungen aus, obwohl er mit den verschiedensten Unternehmungen beschäftigt ist.

4.21 – Solch ein wissender Mensch handelt mit vollkommen kontrolliertem Geist und vollkommen kontrollierter Intelligenz, gibt jeden Anspruch auf Besitz auf und handelt nur für die allernotwendigsten Lebensbedürfnisse. Daher wird er von sündhaften Reaktionen nicht berührt.

4.22 – Wer mit dem zufrieden ist, was er ohne eigenes Zutun erhält, wer frei von Dualität und Neid ist und von Erfolg und Mißerfolg nicht berührt wird, ist niemals verstrickt, obwohl er handelt.

4.23 – Die Arbeit eines Menschen, der von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur nicht beeinflußt wird und völlig im transzendentalen Wissen verankert ist, geht vollständig in die Transzendenz ein.

4.24 – Ein Mensch, der völlig im Kṛṣṇa-Bewußtsein vertieft ist, erreicht mit Sicherheit das spirituelle Königreich, denn er widmet sich voll und ganz spirituellen Aktivitäten, in denen die Ausführung absolut, und das, was in ihnen geopfert wird, von gleicher spiritueller Natur ist.

4.25 – Einige yogīs verehren die Halbgötter mit vollendet ausgeführten Opfern, und andere opfern im Feuer des Höchsten Brahman.

4.26 – Einige opfern den Vorgang des Hörens und die Sinne im Feuer des kontrollierten Geistes, und andere bringen die Sinnesobjekte, wie zum Beispiel Klang, im Opferfeuer dar.

4.27 – Diejenigen, die an Selbstverwirklichung durch Kontrolle von Geist und Sinnen interessiert sind, opfern sowohl die Funktionen ihrer Sinne als auch die Lebenskraft (Atem) im Feuer des kontrollierten Geistes.

4.28 – Es gibt andere, die strikte Gelübde auf sich nehmen und den yoga der achtfachen Mystik praktizieren, weil sie durch das Opfer ihres materiellen Besitzes in strengen Bußen erleuchtet worden sind. Wieder andere studieren die Veden, um im transzendentalen Wissen Fortschritte zu machen.

4.29 – Und es gibt sogar noch andere, die dazu neigen, den Vorgang der Atembeherrschung zu praktizieren, um in Trance zu bleiben. Sie üben sich darin, den ausströmenden Atem im einströmenden und den einströmenden Atem im ausströmenden anzuhalten, und bleiben so letztlich in Trance, da sie das Atmen einstellen. Einige von ihnen bringen, indem sie das Essen einschränken, den ausströmenden Atem sich selbst als Opfer dar.

4.30 – All diese yogīs, die die wirkliche Bedeutung von Opfern kennen, werden von allen sündhaften Reaktionen gereinigt, und nachdem sie den Nektar der Überreste solcher Opfer gekostet haben, gehen sie in die höchste, ewige Atmosphäre ein.

4.31 – O Bester der Kuru-Dynastie, ohne Opfer kann man auf diesem Planeten bzw. in diesem Leben niemals glücklich werden – vom nächsten ganz zu schweigen.

4.32 – All diese verschiedenen Opfer werden in den Veden empfohlen, und sie alle werden aus den unterschiedlichen Handlungsweisen geboren. Wenn du dies weißt, wirst du befreit werden.

4.33 – O Bezwinger der Feinde, das Opfer von Wissen ist größer als das Opfer materiellen Besitzes. O Sohn Pṛthās, letzten Endes findet das Opfer von Arbeit im transzendentalen Wissen seinen Höhepunkt.

4.34 – Versuche die Wahrheit zu erfahren, indem du dich an einen geistigen Meister wendest. Stelle ihm in ergebener Haltung Fragen, und diene ihm. Die selbstverwirklichte Seele kann dir Wissen offenbaren, weil sie die Wahrheit gesehen hat.

4.35 – Und wenn du die Wahrheit erfahren hast, wirst du wissen, daß alle Lebewesen Meine Teile sind – und daß sie in Mir ruhen und Mein eigen sind.

4.36 – Selbst wenn du der sündigste aller Sünder bist, wirst du fähig sein, den Ozean der Leiden zu überqueren, wenn du im Boot des transzendentalen Wissens sitzt.

4.37 – Wie loderndes Feuer Holz in Asche verwandelt, o Arjuna, so verbrennt das Feuer des Wissens alle Reaktionen auf materielle Aktivitäten.

4.38 – In dieser Welt gibt es nichts, was so erhaben und rein ist wie transzendentales Wissen. Solches Wissen ist die reife Frucht aller Mystik, und wer es erreicht hat, wird sehr bald das Selbst in sich genießen können.

4.39 – Ein gläubiger Mensch, der im transzendentalen Wissen verankert ist und seine Sinne beherrscht, erlangt sehr schnell den höchsten spirituellen Frieden.

4.40 – Unwissende und ungläubige Menschen jedoch, die an den offenbarten Schriften zweifeln, werden niemals Gottes-bewußt. Die zweifelnde Seele kann weder in dieser noch in der nächsten Welt glücklich werden.

4.41 – Wer auf die Früchte seiner Handlungen verzichtet, wessen Zweifel durch transzendentales Wissen beseitigt sind, und wer fest im Selbst verankert ist, wird durch sein Handeln nicht gebunden, o Gewinner von Reichtum.

4.42 – Daher sollten die Zweifel, die aus Unwissenheit in deinem Herzen entstanden sind, mit der Waffe des Wissens vernichtet werden. Bewaffne dich mit yoga, o Bhārata, und stehe auf und kämpfe.


Kapitel 5. - Karma-yoga - Handeln im Kṛṣṇa-Bewußtsein.

5.1 – Arjuna sagte: O Kṛṣṇa, erst bittest Du mich, allen Handlungen zu entsagen, und dann wieder empfiehlst Du mir, in Hingabe zu handeln. Würdest Du mir bitte eindeutig sagen, welcher Weg der bessere ist?

5.2 – Der Höchste Herr sagte: Sowohl Entsagung der Arbeit als auch Handeln in Hingabe führen zur Befreiung, doch ist es besser, sich im hingebungsvollen Dienen zu beschäftigen, als allem Tun zu entsagen.

5.3 – O starkarmiger Arjuna, wer die Früchte seiner Aktivitäten weder haßt noch begehrt, ist immer entsagungsvoll. Solch ein Mensch, frei von allen Dualitäten, löst leicht die materielle Fessel und ist völlig befreit.

5.4 – Nur die Unwissenden behaupten, karma-yoga und hingebungsvolles Dienen würden sich vom analytischen Studium der materiellen Welt [sāṅkhya] unterscheiden. Die Weisen jedoch erklären, daß einer, der sich einem dieser Pfade eingehend widme, das Ziel beider erreiche.

5.5 – Wer versteht, daß die Stufe, die man durch Entsagung erreicht, auch durch Arbeit im hingebungsvollen Dienen erlangt werden kann, und wer daher erkennt, daß der Pfad der Arbeit und der Pfad der Entsagung eins sind, sieht die Dinge, wie sie wirklich sind.

5.6 – Solange man nicht im hingebungsvollen Dienst des Herrn beschäftigt ist, kann man durch bloße Entsagung der Aktivitäten nicht glücklich werden. Die Weisen, die durch Werke in Hingabe gereinigt worden sind, erreichen den Höchsten ohne Verzögerung.

5.7 – Wer in Hingabe handelt, eine reine Seele ist und Geist und Sinne kontrolliert, ist jedem ein Freund, und jeder ist ihm lieb. Obwohl ein solcher Mensch stets handelt, ist er niemals verstrickt.

5.8-9 – Ein Mensch mit göttlichem Bewußtsein weiß im Innern stets, daß er in Wirklichkeit nicht handelt, obwohl er sieht, hört, berührt, riecht, ißt, sich bewegt, schläft und atmet. Denn während er spricht, sich entleert, etwas zu sich nimmt, seine Augen öffnet oder schließt, weiß er immer, daß nur die materiellen Sinne mit ihren Objekten beschäftigt sind, und daß er davon nicht berührt wird.

5.10 – Wer seine Pflicht ohne Anhaftung erfüllt und die Ergebnisse dem Höchsten Gott hingibt, wird gleich einem Lotusblatt, das vom Wasser nicht berührt wird, von sündhaften Reaktionen nicht beeinflußt.

5.11 – Die yogīs, die sich von jeder Anhaftung lösen, handeln mit Körper, Geist, Intelligenz und Sinnen einzig und allein, um gereinigt zu werden.

5.12 – Die fortwährend hingegebene Seele erreicht wirklichen Frieden, denn sie bringt das Ergebnis aller Aktivitäten Mir dar; doch ein Mensch, der nicht mit dem Göttlichen verbunden ist und gierig nach den Früchten seiner Arbeit strebt, wird verstrickt.

5.13 – Wenn das verkörperte Lebewesen seine Aktivitäten kontrolliert und im Geist allen Handlungen entsagt, wohnt es glücklich in der Stadt der neun Tore [dem materiellen Körper] und handelt nicht, noch veranlaßt es andere zu handeln.

5.14 – Die verkörperte Seele, die der Herr in der Stadt ihres Körpers ist, führt keine Aktivitäten aus, noch veranlaßt sie andere zu handeln, noch ist sie die Ursache für die Reaktionen, die auf ihre Handlungen folgen. All dies wird von den Erscheinungsweisen der materiellen Natur bewirkt.

5.15 – Auch nimmt das Höchste Spirituelle Wesen die sündhaften oder frommen Aktivitäten des Lebewesens nicht auf Sich. Die verkörperten Wesen jedoch sind verwirrt, da Unwissenheit ihr wahres Wissen bedeckt.

5.16 – Wenn einer mit dem Wissen erleuchtet ist, das die Unwissenheit zerstört, offenbart sein Wissen alles, wie auch die Sonne am Tage alles erleuchtet.

5.17 – Wenn Intelligenz, Geist, Glaube und Zuflucht im Höchsten verankert sind, wird man durch vollständiges Wissen von allen Befürchtungen befreit und kann somit auf dem Pfad der Befreiung unbeirrt fortschreiten.

5.18 – Der demütige Weise sieht, da er in wirklichem Wissen gründet, keinen Unterschied zwischen einem gelehrten und freundlichen brāhmaṇa, einer Kuh, einem Elefanten, einem Hund und einem Hundeesser [Unberührbaren].

5.19 – Menschen, deren Geist in Gleichmut und Ausgeglichenheit ruht, haben die Fessel von Geburt und Tod abgestreift. Sie sind unbefleckt wie das Brahman, und daher sind sie bereits im Brahman verankert.

5.20 – Wer weder frohlockt, wenn er etwas Erfreuliches erreicht, noch klagt, wenn ihm etwas Unerfreuliches widerfährt, wer über die Intelligenz des Selbst verfügt, nicht verwirrt ist und die Wissenschaft von Gott kennt, ist bereits in der Transzendenz verankert.

5.21 – Solch ein befreiter Mensch fühlt sich weder zu materieller Sinnesfreude noch zu äußeren Objekten hingezogen, sondern befindet sich stets in Trance und genießt die Freude im Innern. Auf diese Weise erfährt der Selbstverwirklichte unbegrenztes Glück, denn er konzentriert sich auf den Höchsten.

5.22 – Wer intelligent ist, schöpft nicht aus den Quellen des Leids, die aus der Berührung mit den materiellen Sinnen entstehen. O Sohn Kuntīs, solche Freuden haben einen Anfang und ein Ende, und daher erfreut sich der Weise nicht an ihnen.

5.23 – Wer vor Verlassen des gegenwärtigen Körpers dem Drang der materiellen Sinne widerstehen und die Macht von Verlangen und Zorn bezwingen kann, ist ein yogī und lebt glücklich in dieser Welt.

5.24 – Wessen Glück im Innern liegt, wer im Innern aktiv ist, sich im Innern erfreut und von innen her erleuchtet wird, ist der wahrhaft vollkommene Mystiker. Er ist im Höchsten befreit, und letztlich erreicht er den Höchsten.

5.25 – Wer sich jenseits von Dualität und Zweifel befindet, wessen Geist im Innern vertieft ist, wer sich ständig um das Wohlergehen aller fühlenden Wesen bemüht und frei von allen Sünden ist, erreicht Befreiung im Höchsten.

5.26 – Wer frei von Zorn und allen materiellen Verlangen und wer selbstverwirklicht, selbstdiszipliniert und ständig um Vollkommenheit bemüht ist, wird mit Sicherheit in sehr naher Zukunft im Höchsten befreit.

5.27-28 – Indem er sich von allen äußeren Sinnesobjekten zurückzieht, den Blick zwischen die Augenbrauen konzentriert, den ein- und ausströmenden Atem in den Nasenlöchern anhält und so den Geist, die Sinne und die Intelligenz kontrolliert, wird der Transzendentalist von Verlangen, Angst und Zorn frei. Wer sich fortwährend in diesem Zustand befindet, ist zweifellos befreit.

5.29 – Die Weisen, die Mich als das endgültige Ziel aller Opfer und Bußen kennen, als den Höchsten Herrn aller Planeten und Halbgötter und den Wohltäter und wohlmeinenden Freund aller Lebewesen, erlangen Frieden von den Qualen des materiellen Daseins.


Kapitel 6. - Sāṇkhya-yoga

6.1 – Der Höchste Herr sagte: Wer an den Früchten seiner Arbeit nicht haftet und seine vorgeschriebenen Pflichten erfüllt, befindet sich auf der Lebensstufe der Entsagung. Er ist der wahre Mystiker, und nicht der, der kein Feuer entzündet und keine Arbeit verrichtet.

6.2 – Was Entsagung genannt wird, ist das gleiche wie yoga – sich mit dem Höchsten verbinden –, denn niemand kann ein yogī werden, solange er nicht dem Verlangen nach Sinnesbefriedigung entsagt.

6.3 – Einem Neuling im achtfachen yoga-System wird Arbeit als Weg empfohlen, und für einen, der yoga bereits erreicht hat, ist, wie man sagt, die Beendigung aller materiellen Aktivitäten der Pfad zur Befreiung.

6.4 – Man sagt, ein Mensch habe yoga erreicht, wenn er alle materiellen Verlangen aufgegeben hat und weder zur Sinnesbefriedigung handelt noch fruchtbringende Aktivitäten ausführt.

6.5 – Der Mensch muß sich durch seinen Geist erheben, und nicht erniedrigen. Der Geist ist der Freund der bedingten Seele, aber auch ihr Feind.

6.6 – Für den, der den Geist bezwungen hat, ist der Geist der beste Freund; doch für den, der dies versäumt hat, wird der gleiche Geist zum größten Feind.

6.7 – Wer den Geist bezwingen kann, hat die Überseele erreicht, denn er hat Ausgeglichenheit erlangt. Für einen solchen Menschen sind Glück und Leid, Hitze und Kälte, Ehre und Schmach das gleiche.

6.8 – Ein Mensch gilt als selbstverwirklicht und wird ein yogī oder Mystiker genannt, wenn er durch sein Wissen und seine Verwirklichung völlig zufrieden ist. Solch ein Mensch ist in der Transzendenz verankert und selbstkontrolliert. Für ihn sind Kiesel, Steine oder Gold das gleiche.

6.9 – Man sagt, ein Mensch sei noch weiter fortgeschritten, wenn er sowohl Freunde als auch Feinde, Neidische und Wohlgesinnte, die Frommen, die Sünder und die, die gleichgültig und unparteiisch sind, mit gleichen Augen sieht.

6.10 – Ein Transzendentalist sollte immer versuchen, seinen Geist auf das Höchste Selbst zu konzentrieren; er sollte allein an einem einsamen Ort leben, seinen Geist stets sorgfältig kontrollieren und von Verlangen und Gefühlen der Besitzgier frei sein.

6.11-12 – Um yoga zu praktizieren, sollte man an einen einsamen Ort gehen, kuśa-Gras auf den Boden legen und es mit einer Hirschhaut und einem weichen Tuch bedecken. Der Sitz sollte weder zu hoch noch zu niedrig sein und an einem heiligen Ort liegen. Der yogī sollte in aufrechter Haltung darauf sitzen und yoga praktizieren, indem er den Geist und die Sinne beherrscht, das Herz reinigt und den Geist auf einen Punkt fixiert.

6.13-14 – Man sollte Körper, Nacken und Kopf aufrecht, in einer geraden Linie halten und fortwährend auf die Nasenspitze starren. Auf diese Weise sollte man mit ungestörtem, kontrolliertem Geist, ohne Furcht und völlig frei von Sexualität über Mich im Herzen meditieren und Mich zum endgültigen Ziel des Lebens machen.

6.15 – Während sich der Transzendentalist somit darin übt, Körper, Geist und Aktivitäten zu kontrollieren, beendet er das materielle Dasein und geht in das Königreich Gottes [das Reich Kṛṣṇas] ein.

6.16 – O Arjuna, es ist nicht möglich, ein yogī zu werden, wenn man zuviel ißt oder zuwenig ißt, wenn man zuviel schläft oder nicht genügend schläft.

6.17 – Wer das yoga-System praktiziert und im Essen, Schlafen, Arbeiten und Sich-erholen maßvoll ist, kann alle materiellen Leiden vermindern.

6.18 – Wenn der yogī durch das Praktizieren von yoga die Aktivitäten seines Geistes zügelt und, frei von materiellen Verlangen, in der Transzendenz verankert wird, sagt man von ihm, er habe yoga erreicht.

6.19 – Gleich einem Licht, das an einem windstillen Ort nicht flackert, bleibt der Transzendentalist, dessen Geist kontrolliert ist, in seiner Meditation über das transzendentale Selbst immer stetig.

6.20-23 – Wenn der Geist durch das Praktizieren von yoga von allen Aktivitäten in der Materie vollständig zurückgehalten wird, nennt man diese Stufe der Vollkommenheit Trance oder samādhi. Auf dieser Ebene kann man durch den reinen Geist das Selbst sehen, sich am Selbst erfreuen und im Selbst genießen. In diesem freudigen Zustand erfährt man grenzenloses transzendentales Glück und genießt sich selbst durch transzendentale Sinne. Wenn man diese Stufe erreicht hat, weicht man niemals von der Wahrheit ab und denkt, daß es keinen größeren Gewinn gibt. In einer solchen Position gerät man niemals, nicht einmal inmitten der größten Schwierigkeiten, ins Wanken. Dies ist wirkliche Freiheit von allen Leiden, die aus der Berührung mit der Materie entstehen.

6.24 – Man sollte yoga mit fester Entschlossenheit und unerschütterlichem Vertrauen praktizieren. Dabei sollte man alle materiellen Verlangen, die aus dem falschen Ich geboren werden, ohne Ausnahme aufgeben und auf diese Weise alle Sinne durch den Geist beherrschen.

6.25 – Allmählich, Schritt für Schritt und mit völliger Überzeugung, sollte man mit Hilfe der Intelligenz in Trance versinken und auf dieser Stufe den Geist allein auf das Selbst richten und an nichts anderes mehr denken.

6.26 – Wohin auch immer der Geist aufgrund seiner flackernden und unsteten Natur wandert – man muß ihn auf jeden Fall zurückziehen und wieder unter die Kontrolle des Selbst bringen.

6.27 – Der yogī, dessen Geist fest auf Mich gerichtet ist, erreicht das höchste Glück. Weil er sich mit dem Brahman identifiziert, ist er befreit; sein Geist ist von Frieden erfüllt, seine Leidenschaften sind zur Ruhe gekommen, und er ist frei von allen Sünden.

6.28 – Fest verankert im Selbst und befreit von aller materiellen Verunreinigung, erreicht der yogī, der mit dem Höchsten Bewußtsein verbunden ist, die am höchsten vervollkommnete Stufe des Glücks.

6.29 – Ein wahrer yogī sieht Mich in allen Wesen und alle Wesen in Mir. Wahrlich, die selbstverwirklichte Seele sieht Mich überall.

6.30 – Wer Mich überall und alles in Mir sieht, ist immer mit Mir verbunden und niemals von Mir getrennt.

6.31 – Der yogī, der weiß, daß Ich und die Überseele in allen Geschöpfen eins sind, verehrt Mich und bleibt unter allen Umständen in Mir verankert.

6.32 – O Arjuna, ein vollkommener yogī ist, wer im Vergleich mit seinem eigenen Selbst die wahre Gleichheit aller Wesen sowohl in ihrem Glück als auch in ihrem Leid sieht.

6.33 – Arjuna sagte: O Madhusūdana, das yoga-System, das Du beschrieben hast, erscheint mir unerträglich und undurchführbar, denn der Geist ist ruhelos und unstet.

6.34 – Der Geist ist ruhelos, stürmisch, widerspenstig und sehr stark, o Kṛṣṇa, und ihn zu kontrollieren erscheint mir schwieriger, als den Wind zu beherrschen.

6.35 – Der Höchste Herr sagte: O starkarmiger Sohn Kuntīs, es ist ohne Zweifel sehr schwierig, den ruhelosen Geist zu zügeln, doch durch ständige Übung und durch Loslösung ist dies möglich.

6.36 – Für einen Menschen mit ungezügeltem Geist ist Selbstverwirklichung ein schwieriges Unterfangen. Doch wer den Geist kontrolliert und sich mit rechten Mitteln bemüht, wird mit Sicherheit erfolgreich sein. Das ist Meine Meinung.

6.37 – Arjuna sagte: Was ist das Schicksal eines Gläubigen, der nicht standhaft ist – der den Pfad der Selbstverwirklichung zwar aufnimmt, doch ihn später, aufgrund seiner Weltzugewandtheit, wieder verläßt und daher die Vollkommenheit der Mystik nicht erreicht?

6.38 – O starkarmiger Kṛṣṇa, vergeht nicht solch ein Mensch, der vom Pfad der Transzendenz abweicht, wie eine zerrissene Wolke – ohne Halt in irgendeiner Sphäre?

6.39 – Das ist mein Zweifel, o Kṛṣṇa, und ich bitte Dich, ihn völlig zu beseitigen. Außer Dir gibt es niemanden, der diesen Zweifel vertreiben kann.

6.40 – Der Höchste Herr sagte: O Sohn Pṛthās, ein Transzendentalist, der glückverheißenden Aktivitäten nachgeht, wird weder in der materiellen noch in der spirituellen Welt vergehen; wer Gutes tut, Mein Freund, wird niemals vom Schlechten besiegt.

6.41 – Nachdem sich der gescheiterte yogī auf den Planeten der frommen Lebewesen erfreut hat, wird er in einer Familie rechtschaffener Menschen oder in einer reichen aristokratischen Familie geboren.

6.42 – Oder er wird in einer Familie von Transzendentalisten geboren, die von großer Weisheit sind. Wahrlich, solch eine Geburt ist selten in dieser Welt.

6.43 – O Nachkomme Kurus, wenn er in solch einer Familie geboren wird, wiedererweckt er das göttliche Bewußtsein seines vorherigen Lebens und versucht, weiteren Fortschritt zu machen, um schließlich die Vollkommenheit zu erlangen.

6.44 – Durch das göttliche Bewußtsein seines vorherigen Lebens fühlt er sich, sogar ohne danach zu streben, zu den Prinzipien des yoga hingezogen. Solch ein wißbegieriger Transzendentalist, der sich bemüht, die Stufe des yoga zu erreichen, steht immer über den rituellen Prinzipien der Schriften.

6.45 – Wenn sich der yogī jedoch ernsthaft bemüht, weiteren Fortschritt zu machen, und von allen Verschmutzungen reingewaschen ist, erreicht er nach vielen Geburten das höchste Ziel.

6.46 – Ein yogī ist größer als ein Asket, größer als ein Empiriker und größer als ein fruchtbringender Arbeiter. Deshalb, o Arjuna, sei unter allen Umständen ein yogī.

6.47 – Von allen yogīs ist der am engsten mit Mir in yoga vereint, der mit großem Vertrauen immer in Mir weilt und Mich im transzendentalen liebevollen Dienst verehrt, und er ist der höchste von allen.


Kapitel 7. - Wissen über den Absoluten.

7.1 – Der Höchste Herr sagte: O Sohn Pṛthās, höre nun, wie du Mich, frei von allen Zweifeln, erkennen kannst, indem du völlig über Mich bewußt, den Geist auf Mich gerichtet, yoga praktizierst.

7.2 – Ich werde dir nun dieses phänomenale und noumenale Wissen offenbaren, und wenn du es kennst, wird es für dich nichts mehr zu erkennen geben.

7.3 – Unter vielen Tausenden von Menschen befindet sich vielleicht einer, der nach Vollkommenheit strebt, und unter denen, die die Vollkommenheit erreicht haben, mag es einen geben, der Mich in Wahrheit kennt.

7.4 – Erde, Wasser, Feuer, Luft, Äther, Geist, Intelligenz und falsches Ich – diese acht Elemente bilden Meine abgesonderten, materiellen Energien.

7.5 – Außer dieser niederen Natur, o starkarmiger Arjuna, gibt es noch eine höhere Energie – es sind die Lebewesen, die mit der materiellen Natur kämpfen und das Universum erhalten.

7.6 – Wisse, von allem, was materiell und was spirituell ist in dieser Welt, bin Ich sowohl der Ursprung als auch die Auflösung.

7.7 – O Gewinner von Reichtum [Arjuna], es gibt keine Wahrheit über Mir. Alles ruht auf Mir wie Perlen auf einer Schnur.

7.8 – O Sohn Kuntīs, Ich bin der Geschmack des Wassers, das Licht der Sonne und des Mondes und die Silbe om in den vedischen mantras; Ich bin der Klang im Äther und die Fähigkeit im Menschen.

7.9 – Ich bin der ursprüngliche Duft der Erde und die Hitze im Feuer. Ich bin das Leben in allem Lebendigen, und Ich bin die Buße aller Asketen.

7.10 – O Sohn Pṛthās, wisse, daß Ich der ursprüngliche Same allen Seins, die Intelligenz der Intelligenten und die Kühnheit aller mächtigen Menschen bin.

7.11 – O Oberhaupt der Bhāratas, Ich bin die Stärke der Starken, die frei von Leidenschaft und Verlangen sind, und Ich bin die Sexualität, die nicht im Widerspruch zu den religiösen Prinzipien steht.

7.12 – Alle Zustände des Seins – seien sie in Reinheit, Leidenschaft oder Unwissenheit – werden von Meiner Energie manifestiert. In gewissem Sinn bin Ich alles, doch Ich bin unabhängig. Ich stehe nicht unter dem Einfluß der Erscheinungsweisen der materiellen Natur.

7.13 – Getäuscht von den drei Erscheinungsweisen [Reinheit, Leidenschaft und Unwissenheit], kennt die gesamte Welt Mich nicht, der Ich über den Erscheinungsweisen stehe und unerschöpflich bin.

7.14 – Diese Meine göttliche Energie, die aus den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur besteht, ist sehr schwer zu überwinden. Doch wer sich Mir hingegeben hat, kann sie sehr leicht hinter sich lassen.

7.15 – Die Schurken, die abgestumpft und dumm, die die Niedrigsten der Menschheit sind, deren Wissen von Illusion gestohlen ist, und die das atheistische Wesen von Dämonen haben, geben sich Mir nicht hin.

7.16 – O Bester unter den Bhāratas, vier Arten frommer Menschen dienen Mir in Hingabe – der Notleidende, derjenige, der nach Reichtum begehrt, der Wißbegierige und derjenige, der nach der Absoluten Wahrheit sucht.

7.17 – Von ihnen ist der Weise, der in vollständigem Wissen mit Mir durch reines hingebungsvolles Dienen verbunden ist, der beste; denn Ich bin ihm sehr lieb, und auch er ist Mir sehr lieb.

7.18 – All diese Gottgeweihten sind zweifellos große Seelen, doch wer im Wissen über Mich verankert ist, weilt wahrhaftig in Mir. Weil er in Meinem transzendentalen Dienst beschäftigt ist, erreicht er Mich schließlich.

7.19 – Wer nach vielen Geburten und Toden wirkliches Wissen erlangt hat, gibt sich Mir hin, da er weiß, daß Ich die Ursache aller Ursachen und daß Ich alles bin. Solch eine große Seele ist sehr selten.

7.20 – Menschen, deren Geist von materiellen Verlangen verzerrt ist, geben sich den Halbgöttern hin und folgen, entsprechend ihrem Wesen, bestimmten Regeln und Regulierungen der Verehrung.

7.21 – Ich weile als Überseele im Herzen jedes Lebewesens. Sobald jemand das Verlangen hat, die Halbgötter zu verehren, festige Ich seinen Glauben, so daß er sich einer bestimmten Gottheit hingeben kann.

7.22 – Mit solchem Glauben versehen, sucht er das Wohlwollen eines bestimmten Halbgottes, und somit werden seine Wünsche erfüllt. Doch in Wirklichkeit werden diese Segnungen von Mir allein erteilt.

7.23 – Menschen mit geringer Intelligenz verehren die Halbgötter, und daher sind die Früchte, die sie erhalten, begrenzt und zeitweilig. Die Verehrer der Halbgötter gehen zu den Planeten der Halbgötter, doch Meine Geweihten erreichen Meinen höchsten Planeten.

7.24 – Unintelligente Menschen, die Mich nicht kennen, glauben, Ich hätte diese Gestalt und Persönlichkeit angenommen. Weil sie nur über geringes Wissen verfügen, kennen sie Mein höheres Wesen nicht, das ohne Wandel und erhaben ist.

7.25 – Die Verblendeten und Unintelligenten können Mich niemals erkennen. Für sie bin Ich von Meiner ewigen, schaffenden Energie [yoga-māyā] bedeckt, und daher kennt die verblendete Welt Mich nicht, der Ich ungeboren und unfehlbar bin.

7.26 – O Arjuna, als der Höchste Persönliche Gott weiß Ich, was in der Vergangenheit war, was in der Gegenwart geschieht und was sich in der Zukunft noch ereignen wird. Auch kenne Ich jedes Lebewesen – doch niemand kennt Mich.

7.27 – O Nachkomme Bharatas, o Bezwinger der Feinde, alle Lebewesen sind in Illusion geboren, überwältigt von der Dualität von Verlangen und Haß.

7.28 – Menschen, die in vorangegangenen und im gegenwärtigen Leben fromm gehandelt haben, deren sündige Handlungen vollständig getilgt und die von der Dualität der Illusion befreit sind, beschäftigen sich mit Entschlossenheit in Meinem Dienst.

7.29 – Die Intelligenten, die nach Befreiung von Alter und Tod streben, suchen bei Mir im hingebungsvollen Dienen Zuflucht. Sie sind wahrhaft Brahman, da sie alles über transzendentale und fruchtbringende Aktivitäten wissen.

7.30 – Wer Mich als den Höchsten Herrn, als das beherrschende Prinzip der materiellen Manifestation kennt, und weiß, daß Ich es bin, der alle Halbgötter erhält und alle Opfer ermöglicht, kann sich mit stetigem Geist selbst zur Stunde des Todes an Mich erinnern.


Kapitel 8. - Wie man den Höchsten erreicht.

8.1 – Arjuna fragte: O mein Herr, o Höchste Person, was ist das Brahman und, was ist das Selbst? Was sind fruchtbringende Aktivitäten? Was ist die materielle Manifestation, und was sind die Halbgötter? Bitte erkläre mir dies alles.

8.2 – Auf welche Weise lebt der Herr des Opfers im Körper, und wo hält Er Sich auf, o Madhusūdana? Und wie können sich diejenigen, die im hingebungsvollen Dienen beschäftigt sind, zur Zeit des Todes an Dich erinnern?

8.3 – Der Höchste Herr sagte: Das unzerstörbare, transzendentale Lebewesen wird Brahman und seine ewige Natur das Selbst genannt. Handlungen, die die Entwicklung des materiellen Körpers bestimmen, nennt man karma oder fruchtbringende Aktivitäten.

8.4 – Die materielle Natur ist endlos wandelbar. Das Universum ist die kosmische Form des Höchsten Herrn, und Ich bin dieser Herr, der von der Überseele repräsentiert wird und im Herzen jedes verkörperten Wesens weilt.

8.5 – Jeder, der sich im Augenblick des Todes, wenn er seinen Körper verläßt, an Mich erinnert, gelangt augenblicklich in Mein Reich. Darüber besteht kein Zweifel.

8.6 – Den Seinszustand, an den man sich beim Verlassen des Körpers erinnert, wird man ohne Zweifel erreichen.

8.7 – Daher, o Arjuna, solltest du immer an Mich als Kṛṣṇa denken und zur selben Zeit deine vorgeschriebene Pflicht erfüllen und kämpfen. Wenn du deine Aktivitäten Mir weihst und deinen Geist und deine Intelligenz fest auf Mich richtest, wirst du ohne Zweifel zu Mir gelangen.

8.8 – Wer über Mich, den Höchsten Persönlichen Gott, meditiert, indem er seinen Geist ständig darin übt, sich an Mich zu erinnern, und von diesem Pfad nicht abweicht, o Pārtha, wird Mich ohne Zweifel erreichen.

8.9 – Man sollte über den Höchsten Herrn als den meditieren, der alles weiß, der der Älteste, der der Kontrollierende, der kleiner als das Kleinste, der der Erhalter allen Seins, der jenseits jeder materiellen Vorstellung, der unvorstellbar und der immer eine Person ist. Er ist leuchtend wie die Sonne, und da Er transzendental ist, befindet Er Sich jenseits der materiellen Natur.

8.10 – Wer im Augenblick des Todes die Lebensluft zwischen die Augenbrauen konzentriert und sich in völliger Hingabe an den Höchsten Herrn erinnert, wird ohne Zweifel zum Höchsten Persönlichen Gott gelangen.

8.11 – Die Weisen, die die Veden kennen, die das omkāra sprechen und die sich auf der Lebensstufe der Entsagung befinden, gehen in das Brahman ein. Wer diese Vollkommenheit ersehnt, lebt in sexueller Enthaltsamkeit. Ich werde dir nun diesen Vorgang erklären, durch den man Erlösung erlangen kann.

8.12 – Yoga zu praktizieren bedeutet, sich von allen sinnlichen Aktivitäten zu lösen. Indem man die Türen der Sinne schließt, den Geist auf das Herz richtet und die Lebensluft auf den höchsten Punkt des Kopfes konzentriert, verankert man sich im yoga.

8.13 – Wer, nachdem er diesen yoga beherrscht und die heilige Silbe om, die höchste Folge von Buchstaben, vibriert, beim Verlassen des Körpers an den Höchsten Persönlichen Gott denkt, wird die spirituellen Planeten erreichen.

8.14 – O Sohn Pṛthās, wer sich fortwährend an Mich erinnert, kann Mich sehr leicht erreichen, da er Mir ständig in liebender Hingabe dient.

8.15 – Nachdem die großen Seelen, die hingegebenen yogīs, Mich erreicht haben, kehren Sie niemals wieder in diese zeitweilige Welt des Leids zurück, denn sie haben die höchste Vollkommenheit erlangt.

8.16 – Alle Planeten in der materiellen Welt – vom höchsten bis hinunter zum niedrigsten – sind Orte des Leids, an denen sich Geburt und Tod wiederholen. Wer aber in Mein Reich gelangt, o Sohn Kuntīs, wird niemals wieder geboren.

8.17 – Nach menschlicher Zeitrechnung ergeben tausend Zeitalter die Dauer eines Tages im Leben Brahmās. Und ebenso lange währt seine Nacht.

8.18 – Wenn Brahmās Tag anbricht, tritt die Vielzahl der Wesen ins Sein, und wenn seine Nacht hereinbricht, werden sie alle vernichtet.

8.19 – Immer wieder beginnt der Tag, und die Schar der Wesen wird aktiv, und dann wieder bricht die Nacht herein, o Pārtha, und hilflos werden sie aufgelöst.

8.20 – Jedoch gibt es noch eine andere Natur, die ewig und transzendental zur manifestierten und unmanifestierten Materie ist. Sie ist erhaben und wird niemals vernichtet. Auch wenn alles in der materiellen Welt zerstört wird, bleibt dieser Teil, wie er ist.

8.21 – Dieses höchste Reich wird unmanifestiert und unfehlbar genannt und ist das höchste Ziel. Geht jemand dort hin, kehrt er nie wieder zurück. So beschaffen ist Mein höchstes Reich.

8.22 – Der Höchste Persönliche Gott, der größer ist als alle, kann durch reine Hingabe erreicht werden. Obwohl Er Sich in Seinem Reich aufhält, ist Er alldurchdringend und ruht alles in Ihm.

8.23 – O Bester der Bhāratas, Ich werde dir nun die verschiedenen Zeiten erklären, die beim Verlassen dieser Welt entscheiden, ob man wieder zurückkehrt oder nicht.

8.24 – Wer das Höchste Brahman kennt, scheidet von der Welt während der Feuergott seinen Einfluß ausübt, im Licht, in einem glückverheißenden Augenblick, während der vierzehn Tage des Mondes und der sechs Monate, in denen die Sonne im Norden steht.

8.25 – Der Mystiker, der die Welt während des Rauches verläßt, nachts, während der mondlosen vierzehn Tage und in den sechs Monaten, in denen die Sonne im Süden steht, oder der den Mondplaneten erreicht, muß wieder zurückkehren.

8.26 – Nach der Aussage der Veden gibt es zwei Wege, auf denen man die materielle Welt verlassen kann – einen im Licht und einen in der Dunkelheit. Wenn jemand im Licht scheidet, kehrt er nicht wieder zurück; wer jedoch in der Dunkelheit geht, muß zurückkommen.

8.27 – Die Gottgeweihten lassen sich von der Beschreibung dieser beiden Wege niemals verwirren. Deshalb, o Arjuna, sei stets in Hingabe gefestigt.

8.28 – Ein Mensch, der sich dem Pfad des hingebungsvollen Dienens zuwendet, ist nicht der Ergebnisse beraubt, die man erhält, wenn man die Veden studiert, sich strenge Opfer auferlegt, Spenden gibt oder philosophische und fruchtbringende Aktivitäten ausführt. Am Ende geht er zum höchsten Reich.

Kapitel 9. - Das vertraulichste Wissen.

9.1 – Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, weil du Mich niemals beneidest, werde Ich dir das vertraulichste Wissen offenbaren. Wenn du es verwirklichst, wirst du von allen Leiden des materiellen Daseins befreit sein.

9.2 – Dieses Wissen ist der König der Erziehung und das geheimste aller Geheimnisse. Es ist das reinste Wissen, und weil es die direkte Erfahrung vom Selbst vermittelt, wenn es verwirklicht wird, ist es die Vollkommenheit der Religion. Es ist unvergänglich und wird mit Freude praktiziert.

9.3 – Wer aber auf dem Pfad des hingebungsvollen Dienens ohne Vertrauen ist, kann Mich nicht erreichen, O Bezwinger der Feinde, sondern muß zu Geburt und Tod in die materielle Welt zurückkehren.

9.4 – Von Mir, in Meiner unmanifestierten Form, wird das gesamte Universum durchdrungen. Alle Wesen befinden sich in Mir, doch Ich bin nicht in ihnen.

9.5 – Und dennoch ruht alles Erschaffene nicht in Mir. Sieh nur Meinen mystischen Reichtum! Obwohl Ich der Erhalter aller Lebewesen und obwohl Ich allgegenwärtig bin, ist Mein Selbst dennoch der Ursprung der Schöpfung.

9.6 – Wisse, wie der mächtige Wind, der überall weht, immer im ätherischen Raum bleibt, so ruhen alle Wesen in Mir.

9.7 – O Sohn Kuntīs, am Ende des Zeitalters geht die gesamte materielle Schöpfung in Mich ein, und am Anfang des nächsten Zeitalters erschaffe Ich sie durch Meine Kraft erneut.

9.8 – Die gesamte kosmische Manifestation untersteht Mir. Durch Meinen Willen wird sie immer wieder manifestiert, und durch Meinen Willen wird sie am Ende aufgelöst.

9.9 – O Dhanañjaya, all diese Aktivitäten können Mich nicht binden. Ich bin immer unberührt – als wäre Ich unbeteiligt.

9.10 – O Sohn Kuntīs, die materielle Natur wirkt unter Meiner Führung und bringt alle sich bewegenden und sich nicht bewegenden Wesen hervor. Nach ihrem Gesetz wird die kosmische Manifestation immer wieder erschaffen und immer wieder aufgelöst.

9.11 – Dumme Menschen verspotten Mich, wenn Ich in der menschlichen Gestalt erscheine. Sie kennen nicht Mein transzendentales Wesen und Meine höchste Herrschaft über alles Existierende.

9.12 – Menschen, die in dieser Weise verwirrt sind, werden von dämonischen und atheistischen Auffassungen angezogen. In diesem verblendeten Zustand werden ihre Hoffnungen auf Befreiung, ihre fruchtbringenden Aktivitäten und das Wissen, das sie sich angeeignet haben, zunichte gemacht.

9.13 – O Sohn Pṛthās, die großen Seelen, die nicht verblendet sind, stehen unter dem Schutz der göttlichen Natur. Sie sind völlig im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, da sie wissen, daß Ich der Höchste Persönliche Gott bin, der ursprünglich und unerschöpflich ist.

9.14 – Ohne Unterlaß preisen sie Meine Herrlichkeiten, bemühen sich mit großer Entschlossenheit und bringen Mir ihre Ehrerbietungen dar. So verehren Mich die großen Seelen unaufhörlich mit Hingabe.

9.15 – Andere, die mit der Entwicklung von Wissen beschäftigt sind, verehren den Höchsten Herrn als den Einen ohne einen Zweiten, den in viele Aufgeteilten und als die universale Form.

9.16 – Ich bin das Ritual, das Opfer, die Opferung zu den Vorvätern, das Heilkraut und das transzendentale mantra. Ich bin die Butter, das Feuer und die Opferung.

9.17 – Ich bin der Vater des Universums, die Mutter, der Erhalter und der Großvater. Ich bin das Ziel des Wissens, der Alles-Reinigende und die Silbe om. Und Ich bin auch der Rg-, der Sāma- und der Yajur-veda.

9.18 – Ich bin das Ziel, der Erhalter, der Meister, der Zeuge, das Reich, die Zuflucht und der liebste Freund. Ich bin die Schöpfung und die Vernichtung, die Grundlage allen Seins, die Ruhestätte und der ewige Same.

9.19 – O Arjuna, Ich kontrolliere die Hitze, den Regen und die Dürre. Ich bin die Unsterblichkeit und auch der personifizierte Tod. Sowohl Sein als auch Nichtsein sind in Mir.

9.20 – Die die Veden studieren und den soma-Saft trinken, weil sie die himmlischen Planeten erreichen wollen, verehren Mich indirekt. Sie werden auf dem Planeten Indras geboren, auf dem sie himmlische Freuden genießen.

9.21 – Nachdem sie himmlische Sinnesfreuden genossen haben, kehren sie wieder auf diesen sterblichen Planeten zurück. Somit erlangen sie durch die vedischen Prinzipien nur flackerndes Glück.

9.22 – Doch denen, die Mich mit Hingabe verehren und über Meine transzendentale Gestalt meditieren, gebe Ich, was sie brauchen, und erhalte Ich, was sie haben.

9.23 – O Sohn Kuntīs, alles, was ein Mensch anderen Göttern opfert, ist in Wirklichkeit allein für Mich bestimmt, doch es wird ohne rechtes Verständnis geopfert.

9.24 – Ich bin der alleinige Genießende, der höchste Meister und das einzige Ziel des Opfers. Wer Mein wahres, transzendentales Wesen nicht erkennt, sinkt ins materielle Dasein zurück.

9.25 – Wer die Halbgötter verehrt, wird unter den Halbgöttern geboren; wer Geister und Gespenster verehrt, wird unter solchen Wesen geboren; wer die Vorfahren verehrt, geht zu den Vorfahren, und wer Mich verehrt, wird mit Mir leben.

9.26 – Wenn jemand Mir mit Liebe und Hingabe ein Blatt, eine Blume, eine Frucht oder ein wenig Wasser opfert, werde Ich es annehmen.

9.27 – O Sohn Kuntīs, alles, was du tust, alles, was du ißt, alles, was du opferst und fortgibst, sowie alle Bußen, die du dir auferlegst, sollten Mir als Opfer dargebracht werden.

9.28 – Auf diese Weise wirst du von allen Reaktionen auf gute und schlechte Handlungen befreit und durch dieses Prinzip der Entsagung erlöst werden und zu Mir kommen.

9.29 – Ich beneide niemanden, noch bin Ich jemandem besonders zugetan. Ich bin allen gleichgesinnt. Doch wer auch immer Mir in Hingabe dient, ist Mein Freund und ist in Mir, und auch Ich bin Sein Freund.

9.30 – Wer im hingebungsvollen Dienen beschäftigt ist, muß – auch wenn er die widerwärtigsten Handlungen begeht – als Heiliger angesehen werden, da er sich auf dem rechten Pfad befindet.

9.31 – Sehr bald wird er rechtschaffen werden und immerwährenden Frieden erlangen. O Sohn Kuntīs, verkünde kühn, daß Mein Geweihter niemals vergehen wird.

9.32 – O Sohn Pṛthās, diejenigen, die bei Mir Zuflucht suchen, können das höchste Ziel erreichen – selbst wenn sie von niedriger Geburt sind, wie Frauen, vaiśyas oder auch śūdras.

9.33 – Wieviel vortrefflicher sind also die brāhmaṇas, die Rechtschaffenen, die Gottgeweihten und die heiligen Könige, die Mir in dieser zeitweiligen, elenden Welt in Liebe dienen.

9.34 – Denke ständig an Mich, bringe Mir deine Ehrerbietungen dar, und verehre Mich. Wenn du völlig in Gedanken an Mich versunken bist, wirst du ohne Zweifel zu Mir kommen.


Kapitel 10. - Die Füllen des Absoluten.


10.1 – Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Freund, o starkarmiger Arjuna, höre nun wieder Meine erhabenen Worte, die Ich dir zu deinem Wohl verkünde und die dir große Freude bereiten werden.

10.2 – Weder die Scharen der Halbgötter noch die großen Weisen kennen Meinen Ursprung, denn Ich bin der Ursprung der Halbgötter und Weisen.

10.3 – Wer Mich als den Ungeborenen, den Anfanglosen und den Höchsten Herrn aller Welten kennt, ist frei von Täuschung und frei von allen Sünden.

10.4-5 – Intelligenz, Wissen, Freiheit von Zweifel und Täuschung, Nachsicht, Wahrhaftigkeit, Selbstbeherrschung und Ruhe, Freude und Schmerz, Geburt, Tod, Furcht, Furchtlosigkeit, Gewaltlosigkeit, Ausgeglichenheit, Zufriedenheit, Buße, Wohltätigkeit, Ruhm und Schmach werden von Mir allein geschaffen.

10.6 – Die sieben großen Weisen, vor ihnen die vier anderen großen Weisen und die Manus [die Vorväter der Menschheit] sind aus Meinem Geist geboren, und alle Geschöpfe auf allen Planeten stammen von ihnen ab.

10.7 – Wer diese Meine Herrlichkeit und Macht in Wahrheit kennt, beschäftigt sich im reinen hingebungsvollen Dienen; darüber besteht kein Zweifel.

10.8 – Ich bin der Ursprung der spirituellen und der materiellen Welt. Alles geht von Mir aus. Die Weisen, die dies wissen, dienen Mir in Hingabe und verehren Mich von ganzem Herzen.

10.9 – Die Gedanken Meiner reinen Geweihten weilen in Mir, ihr Leben ist Mir hingegeben, und sie erfahren große Zufriedenheit und Glückseligkeit, wenn sie über Mich sprechen und so einander erleuchten.

10.10 – Denen, die Mir fortwährend hingegeben sind und Mich mit Liebe verehren, gebe Ich die Intelligenz, durch die sie zu Mir gelangen können.

10.11 – Aus Mitleid zerstöre Ich, der Ich in ihren Herzen weile, mit der leuchtenden Fackel der Erkenntnis die Dunkelheit, die aus Unwissenheit geboren wurde.

10.12-13 – Arjuna sagte: Du bist das Höchste Brahman, das Endgültige, das Höchste Reich und der Alles-Reinigende, die Absolute Wahrheit und die Ewige Göttliche Person. Du bist der Urerste Gott, transzendental und ursprünglich, und Du bist die ungeborene, alldurchdringende Schönheit. Alle großen Weisen wie Nārada, Asita, Devala und Vyāsa sagen dies von Dir, und nun verkündest Du es mir Selbst.

10.14 – O Keśava [Kṛṣṇa], alles, was Du mir gesagt hast, akzeptiere ich als Wahrheit. Weder die Götter noch die Dämonen, o Herr, kennen Deine Persönlichkeit.

10.15 – Wahrlich, Du allein kennst Dich durch Deine Energien, o Ursprung allen Seins, Herr aller Wesen, Gott der Götter, o Höchste Person, Herr des Universums.

10.16 – Bitte erkläre mir im einzelnen Deine göttlichen Energien, mit denen Du alle Welten durchdringst und in ihnen gegenwärtig bist.

10.17 – Wie soll ich über Dich meditieren? Über welche Deiner mannigfaltigen Formen sollte man nachdenken, o Höchster Herr?

10.18 – O Janārdana [Kṛṣṇa], berichte mir abermals im einzelnen über Deine mächtigen Kräfte und Deine Herrlichkeiten, denn ich werde es niemals müde, Deinen nektarnen Worten zu lauschen.

10.19 – Der Höchste Herr sagte: Ja, Ich werde dir von Meinen herrlichen Manifestationen berichten, o Arjuna; doch nur von den bedeutendsten, denn Meine Füllen kennen keine Grenzen.

10.20 – Ich bin das Selbst, o Guḍākeśa, das in den Herzen aller Geschöpfe weilt. Ich bin der Anfang, die Mitte und das Ende aller Wesen.

10.21 – Von den Ādityas bin Ich Viṣṇu; von den Lichtern bin Ich die strahlende Sonne; von den Maruts bin Ich Marīci, und unter den Sternen bin Ich der Mond.

10.22 – Von den Veden bin Ich der Sāma-veda; von den Halbgöttern bin Ich Indra; von den Sinnen bin Ich der Geist, und in den Lebewesen bin Ich die lebendige Kraft [Wissen].

10.23 – Von den Rudras bin Ich Śiva; von den Yakṣas und Rākṣasas bin Ich der Herr des Reichtums [Kuvera]; von den Vasus bin Ich das Feuer [Agni], und von den Bergen bin Ich der Meru.

10.24 – Wisse, o Arjuna, von den Priestern bin Ich das Oberhaupt, Bṛhaspati, der Herr der Hingabe. Von den Generälen bin Ich Skanda, der Herr des Krieges, und von den Wassern bin Ich der Ozean.

10.25 – Von den großen Weisen bin Ich Bhṛgu, und von den Klangschwingungen bin Ich das transzendentale om; von den Opfern bin Ich das Chanten der heiligen Namen [japa], und von den unbeweglichen Dingen bin Ich der Himalaya.

10.26 – Von allen Bäumen bin Ich der heilige Feigenbaum; unter den großen Weisen und Halbgöttern bin Ich Nārada; von den Sängern der Götter [Gandharvas] bin Ich Citraratha, und unter den vollkommenen Wesen bin Ich der Weise Kapila.

10.27 – Wisse, von den Pferden bin Ich Uccaiḥśravā, das aus dem Elixier der Unsterblichkeit geboren wurde und dem Ozean entstieg; von den Elefantenfürsten bin Ich Airāvata, und unter den Menschen bin Ich der König.

10.28 – Von den Waffen bin Ich der Blitz, und unter den Kühen bin Ich die surabhi-Kuh, die Milch im Überfluß gibt. Von den Erzeugern bin Ich Kandarpa, der Gott der Liebe, und von den Schlangen bin Ich Vāsuki.

10.29 – Von den himmlischen Nāga-Schlangen bin Ich Ananta; von den Gottheiten des Wassers bin Ich Varuṇa; von den verstorbenen Vorvätern bin Ich Aryamā, und unter den Gesetzeshütern bin Ich Yama, der Herr des Todes.

10.30 – Unter den Daitya-Dämonen bin Ich der hingegebene Prahlāda; unter den Bezwingern bin Ich die Zeit; unter den wilden Tieren bin Ich der Löwe, und von den Vögeln bin Ich Garuḍa, der gefiederte Träger Viṣṇus.

10.31 – Von den reinigenden Kräften bin Ich der Wind; von den Waffenträgern bin Ich Rāma; von den Fischen bin Ich der Hai, und von den strömenden Flüssen bin Ich der Ganges.

10.32 – Von allen Schöpfungen bin Ich der Anfang, das Ende und auch die Mitte, o Arjuna; von allen Wissenschaften bin Ich die spirituelle Wissenschaft vom Selbst, und von aller Logik bin Ich die endgültige Wahrheit.

10.33 – Von den Buchstaben bin Ich der Buchstabe A, und unter den zusammengesetzten Wörtern bin Ich das Doppelwort. Auch bin Ich die unerschöpfliche Zeit, und von den Schöpfern bin Ich Brahmā, dessen mannigfache Gesichter in alle Richtungen schauen.

10.34 – Ich bin der alles-verschlingende Tod, und Ich bin der Erzeuger aller Dinge, die noch sein werden. Unter den Frauen bin ich Ruhm, Glück, Rede, Erinnerung, Intelligenz, Treue und Geduld.

10.35 – Von den Hymnen bin Ich der Bṛhat-sāma, der Indra vorgesungen wurde, und von den Dichtungen bin Ich der Gāyatrī-mantra, den die brāhmaṇas täglich chanten. Von den Monaten bin Ich der November und der Dezember, und von den Jahreszeiten bin Ich der blühende Frühling.

10.36 – Von allem Betrug bin Ich das Glücksspiel, und von allem Prunkvollen bin Ich die Pracht. Ich bin der Sieg, Ich bin das Abenteuer, Und Ich bin die Stärke der Starken.

10.37 – Von den Nachkommen der Vṛṣṇi-Dynastie bin Ich Vāsudeva, und von den Pāṇḍavas bin Ich Arjuna. Von den Weisen bin Ich Vyāsa, und unter den großen Denkern bin Ich Uśanā.

10.38 – Bei der Bestrafung bin Ich der Prügelstock, und bei denen, die den Sieg suchen, bin Ich die Moral. Von den Geheimnissen bin Ich das Schweigen, und von den Weisen bin Ich die Weisheit.

10.39 – Ferner, o Arjuna, bin Ich der zeugende Same allen Seins. Es gibt kein Wesen – ganz gleich, ob es sich bewegt oder nicht bewegt –, das ohne Mich existieren kann.

10.40 – O mächtiger Bezwinger der Feinde, Meine göttlichen Manifestationen haben kein Ende. Was Ich dir berichtet habe, ist nur ein kleiner Hinweis auf Meine unbegrenzten Füllen.

10.41 – Wisse, daß alle wunderschönen, herrlichen und mächtigen Schöpfungen nur einem Funken Meiner Pracht entspringen.

10.42 – Doch wozu ist dieses detaillierte Wissen notwendig, o Arjuna? Mit einem einzigen Teil Meines Selbst durchdringe und erhalte Ich das gesamte Universum.

Kapitel 11. - Die universale Form

11.1 – Arjuna sagte: Ich habe Deine Unterweisung in vertraulichen spirituellen Angelegenheiten vernommen, die Du mir in Deiner Güte verkündet hast, und meine Illusion ist nun von mir gewichen.

11.2 – O Lotusäugiger, ich habe von Dir im einzelnen über das Erscheinen und Fortgehen aller Lebewesen und über Deine unerschöpflichen Herrlichkeiten gehört.

11.3 – O größte aller Persönlichkeiten, o höchste Gestalt, obwohl Ich Dich in Deiner wirklichen Identität hier vor mir sehe, möchte ich dennoch sehen, wie Du in die kosmische Manifestation eingegangen bist. Zeige mir bitte diese Deine Form.

11.4 – O mein Herr, o Meister aller mystischen Kräfte, wenn Du glaubst, ich sei fähig, Deine kosmische Form zu betrachten, dann sei bitte so gütig, mir dieses universale Selbst zu zeigen.

11.5 – Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, o Sohn Pṛthās, betrachte nun Meine Füllen – Hunderttausende von verschiedenen göttlichen Formen, vielfarbig wie die See.

11.6 – O Bester der Bhāratas, sieh nur die verschiedenen Manifestationen der Ādityas, Rudras und aller Halbgötter. Betrachte die Vielfalt, die niemand zuvor gesehen und von der niemand jemals etwas gehört hat.

11.7 – Was immer du auch sehen möchtest, kann augenblicklich in diesem Körper gesehen werden. Diese universale Form kann dir alles zeigen, was du dir jetzt, wie auch in der Zukunft wünschen magst. Alles ist hier vorhanden.

11.8 – Doch mit deinen gegenwärtigen Augen kannst du Mich nicht sehen. Deshalb gebe Ich dir göttliche Augen, mit denen Du Meinen mystischen Reichtum betrachten kannst.

11.9 – Sañjaya sagte: O König, mit diesen Worten offenbarte der Höchste, der Herr aller mystischen Kraft, der Persönliche Gott, Arjuna Seine universale Form.

11.10-11 – Arjuna sah in dieser universalen Form unbegrenzt viele Münder und Augen. Alles war überwältigend. Die Form war mit göttlichem, gleißendem Geschmeide geschmückt und in viele Gewänder gekleidet. Wunderschöne Girlanden bekränzten den Herrn, und Sein Körper war mit wohlriechenden Ölen gesalbt. All dies war großartig und erweiterte sich überallhin ins Grenzenlose. Dies wurde von Arjuna geschaut.

11.12 – Wenn Hunderttausende von Sonnen gleichzeitig in den Himmel stiegen, könnten sie dem Glanz der Höchsten Person in dieser universalen Form vielleicht gleichkommen.

11.13 – Arjuna konnte in der universalen Form des Herrn die grenzenlosen Erweiterungen des Universums sehen, die sich alle an einem Ort befanden, obwohl es ihrer viele Tausende waren.

11.14 – Da Arjuna von Erstaunen überwältigt war und seine Haare sich in Ekstase sträubten, brachte er dem Höchsten Herrn seine Ehrerbietungen dar und begann mit gefalteten Händen zu beten.

11.15 – Arjuna sagte: Mein lieber Kṛṣṇa, ich sehe in Deinem Körper alle Halbgötter und verschiedene andere Lebewesen versammelt. Ich sehe Brahmā auf dem Lotus, und ich kann auch Śiva, viele Weise und göttliche Schlangen erkennen.

11.16 – O Herr des Universums, ich sehe in Deinem universalen Körper zahllose Formen – Arme, Bäuche, Münder und Augen –, die sich ins Grenzenlose ausdehnen. All dies hat kein Ende, keine Mitte und keinen Anfang.

11.17 – Der Anblick Deiner Form, die als Schmuck verschiedene Kronen, Keulen und Feuerräder trägt, ist kaum zu ertragen, da ein strahlender Glanz von ihr ausgeht, der feurig und unermeßlich ist wie die Sonne.

11.18 – Du bist das höchste, ursprüngliche Ziel; Du bist der Vortrefflichste in allen Universen; Du bist unerschöpflich, und Du bist der Älteste; Du bist der Erhalter der Religion, der ewige Höchste Persönliche Gott.

11.19 – Du bist der Ursprung, ohne Anfang, Mitte oder Ende. Du hast zahllose Arme, und die Sonne und der Mond gehören zu Deinen großen, unbegrenzten Augen. Durch Deinen strahlenden Glanz erhitzt Du das gesamte Universum.

11.20 – Obwohl Du eins bist, bist Du dennoch überall im Himmel, in den Planeten und im Raum dazwischen verbreitet. O Erhabener, während ich diese schreckliche Form betrachte, sehe ich, daß die Bewohner aller Planetensysteme bestürzt sind.

11.21 – Alle Halbgötter geben sich Dir hin und gehen in Dich ein. Sie fürchten sich sehr und singen mit gefalteten Händen vedische Hymnen.

11.22 – Die verschiedenen Manifestationen Śivas, die Ādityas, die Vasus, die Sādhyas, die Viśvadevas, die zwei Aśvins, die Māruts, die Vorväter und die Gandharvas, die Yakṣas, die Asuras und alle vollkommenen Halbgötter betrachten Dich mit Erstaunen.

11.23 – O Starkarmiger, alle Halbgötter sind bestürzt, da sie Deine vielen Gesichter, Augen, Arme, Bäuche, Beine und Deine fürchterlichen Zähne sehen. Und wie sie, so bin auch ich verwirrt.

11.24 – O alldurchdringender Viṣṇu, ich kann meinen Gleichmut nicht länger bewahren. Wenn ich sehe, wie Deine leuchtenden Farben den Himmel bedecken, und wenn ich Deine Augen und Münder betrachte, überkommt mich Angst.

11.25 – O Herr aller Herren, Zuflucht der Welten, bitte sei mir gnädig. Ich kann meinen Gleichmut nicht bewahren, wenn ich Deine lodernden, todesähnlichen Gesichter und Deine fürchterlichen Zähne sehe. Ich bin völlig verwirrt.

11.26-27 – Alle Söhne Dhṛtarāṣṭras stürzen zusammen mit ihren verbündeten Königen, mit Bhīṣma, Droṇa und Karṇa und all unseren Soldaten in Deine Münder, wo ihre Köpfe von Deinen Zähnen zerschmettert werden. Und ich sehe, daß einige zwischen Deinen Zähnen auch zermalmt werden.

11.28 – Wie sich die Flüsse ins Meer ergießen, so stürzen all diese großen Krieger in Deine lodernden Münder und vergehen.

11.29 – Und gleich Motten, die in ein loderndes Feuer jagen, so sehe ich alle Menschen mit rasender Geschwindigkeit in Deine Münder stürzen.

11.30 – O Viṣṇu, ich sehe, wie Du alle Menschen mit Deinen flammenden Mündern verschlingst und das Universum mit Deinen unermeßlichen Strahlen erfüllst. Indem Du die Welten versengst, bist Du offenbar.

11.31 – O Herr der Herren, schreckliche Gestalt, bitte sage mir, wer Du bist. Ich bringe Dir meine Ehrerbietungen dar, bitte sei mir gnädig. Ich weiß nicht, was Dein Vorhaben ist, doch ich möchte davon hören.

11.32 – Der Höchste Herr sagte: Zeit bin Ich, die Zerstörerin der Welten, und Ich bin gekommen, um alle Menschen in der Schlacht zu verschlingen. Außer euch [den Pāṇḍavas], werden alle Soldaten auf beiden Seiten erschlagen werden.

11.33 – Darum erhebe dich und rüste dich zum Kampf. Nachdem du deine Feinde besiegt hast, wirst du dich eines blühenden Königreiches erfreuen. Durch Meinen Willen sind sie bereits getötet worden, und du, o Savyasācin, kannst in diesem Kampf nur ein Instrument sein.

11.34 – Der Höchste Herr sagte: All die großen Krieger wie Droṇa, Bhīṣma, Jayadratha und Karṇa sind bereits getötet worden. Kämpfe nur, und du wirst deine Feinde vernichten.

11.35 – Sañjaya sagte zu Dhṛtarāṣṭra: O König, nachdem Ajuna diese Worte vom Höchsten Persönlichen Gott vernommen hatte, erbebte er und brachte Ihm ehrfürchtig, mit gefalteten Händen, seine Ehrerbietungen dar und begann stockend wie folgt zu sprechen:

11.36 – Arjuna sagte: O Hṛṣīkeśa, die Welt wird von Freude erfüllt, wenn sie Deinen Namen hört, und somit fühlt sich jeder zu Dir hingezogen. Während Dir die vollkommenen Wesen ihre respektvollen Ehrerbietungen darbringen, werden die Dämonen von Angst ergriffen und fliehen nach allen Seiten. All dies geschieht in rechter Weise.

11.37 – O Erhabener, der Du selbst über Brahmā stehst, Du bist der ursprüngliche Meister. Warum sollten sie Dir nicht ihre Ehrerbietungen darbringen, o Grenzenloser? O Zuflucht des Universums, Du bist die unüberwindliche Quelle, die Ursache aller Ursachen, und Du bist transzendental zur materiellen Manifestation.

11.38 – Du bist die ursprüngliche Persönlichkeit, der Höchste Gott. Du bist das einzige Allerheiligste der manifestierten kosmischen Welt. Du weißt alles, und außer Dir gibt es nichts zu erkennen. Du stehst über den materiellen Erscheinungsweisen. O grenzenlose Form, die gesamte kosmische Manifestation wird von Dir durchdrungen.

11.39 – Du bist Luft, Feuer, Wasser, und Du bist der Mond. Du bist der höchste Kontrollierende und der Großvater. Daher bringe ich Dir tausendmal und immer und immer wieder meine respektvollen Ehrerbietungen dar.

11.40 – Ehrerbietungen seien Dir von vorne, von hinten und von allen Seiten dargebracht. O ungebundene Kraft, Du bist der Herr über unbegrenzte Macht. Du bist alldurchdringend, und daher bist Du alles.

11.41-42 – Ohne Deine Herrlichkeit zu kennen, habe ich Dich in der Vergangenheit mit „o Kṛṣṇa“, „o Yādava“, „o mein Freund“ angeredet. Bitte vergib mir, was immer ich in Verrücktheit oder aus Liebe getan haben mag. Ich habe Dich – manchmal allein und manchmal vor vielen Freunden – viele Male beleidigt, während wir uns ausruhten oder auf dem gleichen Bett lagen oder zusammen speisten. Bitte verzeih mir all meine Vergehen.

11.43 – Du bist der Vater der gesamten kosmischen Manifestation; Du bist der Herr, dem alle Verehrung gebührt, und Du bist der geistige Meister. Niemand kommt Dir gleich, noch kann jemand eins mit Dir sein. Es gibt niemanden in den drei Welten, der Dich ermessen könnte.

11.44 – Du bist der Höchste Herr, der von jedem Lebewesen verehrt werden muß. Daher falle ich nieder, um Dir meine Ehrerbietungen zu erweisen und Deine Barmherzigkeit zu erflehen. Bitte übersieh die Kränkungen, die ich Dir zugefügt haben mag, und dulde mich wie ein Vater seinen Sohn, ein Freund seinen Freund oder ein Liebender seine Geliebte duldet.

11.45 – Nachdem ich die universale Form gesehen habe, die ich niemals zuvor sah, bin ich von Glück erfüllt; doch zur gleichen Zeit ist mein Geist von Angst verwirrt. Sei mir daher bitte gnädig, und offenbare wieder Deine Gestalt als der Persönliche Gott, o Herr der Herren, Zuflucht des Universums.

11.46 – O universaler Herr, ich möchte Dich in Deiner vierarmigen Gestalt sehen, mit behelmten Haupt und mit Keule, Feuerrad, Muschelhorn und Lotus in Deinen Händen. Ich sehne mich danach, Dich in dieser Form zu sehen.

11.47 – Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, mit Freuden habe Ich dir durch Meine innere Energie diese universale Form in der materiellen Welt gezeigt. Niemand vor Dir hat jemals diese unbegrenzte und gleißende Form gesehen.

11.48 – O Bester der Kuru-Krieger, niemand vor dir hat jemals diese Meine universale Form gesehen, denn sie kann weder durch Studieren der Veden noch durch Opferdarbringungen, noch durch Wohltätigkeiten oder ähnliche Aktivitäten gesehen werden. Nur du allein hast sie gesehen.

11.49 – Dein Geist ist verwirrt worden, weil Du diese Meine entsetzliche Erscheinung gesehen hast. Es soll nun genug sein. Sei frei von aller Verwirrung; mit friedvollem Geist kannst Du nun die Gestalt sehen, nach der du verlangst.

11.50 – Sañjaya sagte zu Dhrtarāṣṭra: Da der Höchste Persönliche Gott, Vāsudeva [Kṛṣṇa], so zu Arjuna sprach, offenbarte Er Seine wirkliche, vierarmige Form und zeigte ihm schließlich Seine zweiarmige Gestalt, um so den furchtvollen Arjuna zu ermutigen.

11.51 – Als Arjuna Kṛṣṇa in Seiner ursprünglichen Gestalt sah, sagte er: O Janārdana, da ich diese menschenähnliche Gestalt sehe, die so überaus schön ist, ist mein Geist beruhigt und mein ursprüngliches Wesen wiederhergestellt.

11.52 – Der Höchste Herr sagte: Mein lieber Arjuna, die Gestalt, die du nun erblickst, ist sehr schwer zu schauen. Sogar die Halbgötter suchen stets die Gelegenheit, diese Gestalt zu sehen, die so lieblich ist.

11.53 – Diese Gestalt, die du nun mit deinen transzendentalen Augen siehst, kann man weder durch Studieren der Veden verstehen, noch durch strenge Bußen, Wohltätigkeit oder Verehrung. Nicht mit diesen Mitteln kann man Mich sehen, wie Ich bin.

11.54 – Mein lieber Arjuna, allein durch uneingeschränktes hingebungsvolles Dienen kann Ich verstanden werden, wie Ich bin und vor dir stehe, und kann so direkt gesehen werden. Nur so kannst du in die Geheimnisse Meines Verstehens eindringen.

11.55 – Mein lieber Arjuna, wer in Meinem reinen hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, frei von den Verunreinigungen vorangegangener Aktivitäten und frei von gedanklichen Spekulationen, und wer jedem Lebewesen ein Freund ist, gelangt ganz sicher zu Mir.


Kapitel 12. - Hingebungsvolles Dienen.

12.1 – Arjuna fragte: Wer wird als vollkommener angesehen – wer in rechter Weise in Deinem hingebungsvollen Dienst beschäftigt ist, oder wer das unpersönliche Brahman, das Unmanifestierte, verehrt?

12.2 – Der Höchste Herr sagte: Wessen Geist auf Meine persönliche Gestalt gerichtet ist, und wer Mich mit festem und transzendentalem Glauben ständig verehrt, wird von Mir als der Vollkommenste angesehen.

12.3-4 – Diejenigen aber, die das Unmanifestierte verehren, welches jenseits der Sinneswahrnehmung liegt, das Alldurchdringende, Unvorstellbare, Unwandelbare und Unbewegliche – die unpersönliche Auffassung der Absoluten Wahrheit –, indem sie die verschiedenen Sinne beherrschen und jedem gleichgesinnt sind, solche Menschen, zum Wohl aller beschäftigt, erreichen am Ende ebenfalls Mich.

12.5 – Für diejenigen, deren Geist am unmanifestierten, unpersönlichen Aspekt des Höchsten haftet, ist es sehr schwierig fortzuschreiten. Auf diesem Pfad Fortschritt zu machen, fällt allen verkörperten Seelen schwer.

12.6-7 – O Sohn Pṛthās, wer Mich verehrt, alle Aktivitäten Mir weiht und Mir völlig hingegeben ist, wer sich im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, ständig über Mich meditiert und seinen Geist auf Mich gerichtet hat – ihn befreie Ich sehr schnell aus dem Ozean von Geburt und Tod.

12.8 – Versenke dich immer in Gedanken an Mich, den Höchsten Persönlichen Gott, und beschäftige all deine Intelligenz in Mir. So wirst du immer, frei von Zweifeln, in Mir leben.

12.9 – Mein lieber Arjuna, o Gewinner von Reichtum, wenn du deine Gedanken nicht ohne abzuweichen auf Mich richten kannst, dann folge den regulierenden Prinzipien des bhakti-yoga. So wirst du das Verlangen entwickeln, zu Mir zu gelangen.

12.10 – Wenn du die Regulierungen des bhakti-yoga nicht befolgen kannst, dann versuche einfach, für Mich zu arbeiten; denn wenn du für Mich arbeitest, wirst du auf die Stufe der Vollkommenheit gelangen.

12.11 – Wenn du jedoch auch unfähig bist, in diesem Bewußtsein zu arbeiten, dann versuche zu handeln, indem du auf alle Ergebnisse deiner Arbeit verzichtest und dich bemühst, im Selbst verankert zu sein.

12.12 – Und wenn du auch in dieser Weise nicht handeln kannst, dann versuche Wissen zu entwickeln. Besser jedoch als Wissen ist Meditation, und besser als Meditation ist der Verzicht auf die Früchte der Arbeit, denn durch solche Entsagung kann man inneren Frieden erlangen.

12.13-14 – Wer nicht neidisch ist, sondern allen Lebewesen ein gütiger Freund, wer keinen Besitzanspruch erhebt, frei vom falschen Ich und in Glück und Leid ausgeglichen ist, wer immer zufrieden und mit Entschlossenheit im hingebungsvollen Dienen beschäftigt ist und wessen Geist und Intelligenz mit Mir in Einklang stehen, ist Mir sehr lieb.

12.15 – Wer niemanden in Schwierigkeiten bringt, nicht von Angst beunruhigt wird und beständig ist in Glück und Leid, ist Mir sehr lieb.

12.16 – Ein Gottgeweihter, der nicht vom gewohnten Verlauf der Aktivitäten abhängig ist, der rein, erfahren, ohne Sorgen und frei von allem Leid ist, und nicht nach irgendwelchen Ergebnissen strebt, ist Mir sehr lieb.

12.17 – Wer weder erfreut noch bekümmert ist, weder klagt noch begehrt und sowohl auf glückverheißende als auch ungünstige Dinge verzichtet, ist Mir sehr lieb.

12.18-19 – Wer Freund und Feind gleichgesinnt ist, von Ehre und Schmach, Hitze und Kälte, Glück und Leid und Ruhm und Schande unberührt bleibt, wer ständig frei von Verunreinigung und immer schweigsam und mit allem zufrieden ist, wer sich nicht um eine Bleibe sorgt, im Wissen gefestigt ist und sich im hingebungsvollen Dienen beschäftigt, ist Mir sehr lieb.

12.20 – Wer diesem unvergänglichen Pfad des hingebungsvollen Dienens folgt, sich mit festem Vertrauen fortwährend beschäftigt und Mich dabei zum höchsten Ziel macht, ist Mir sehr, sehr lieb.


Kapitel 13. - Natur, Genießer und Bewußtsein.

13.1-2 – Arjuna sagte: O mein lieber Kṛṣṇa, ich möchte prakṛti [die Natur], puruṣa [den Genießer], das Feld, den Kenner des Feldes, Wissen und das Ziel des Wissens verstehen. – Daraufhin sagte der Höchste Herr: Den Körper, o Sohn Kuntīs, nennt man das Feld, und wer den Körper kennt, wird der Kenner des Feldes genannt.

13.3 – O Nachkomme Bharatas, du solltest verstehen, daß Ich der Kenner in allen Körpern bin und daß Wissen bedeutet, den Körper und seinen Besitzer zu kennen. Das ist Meine Ansicht.

13.4 – Höre nun bitte Meine kurze Beschreibung des Aktionsfeldes und wie es beschaffen ist, welche Veränderungen in ihm stattfinden, woraus es besteht, wer der Kenner des Feldes ist und welchen Einfluß er hat.

13.5 – Dieses Wissen vom Aktionsfeld und vom Kenner der Aktivitäten wird von verschiedenen Weisen in verschiedenen vedischen Schriften beschrieben – besonders im Vedānta-sūtra, und es wird mit allen Schlußfolgerungen im Hinblick auf Ursache und Wirkung erklärt.

13.6-7 – Die fünf großen Elemente, falsches Ich, Intelligenz, das Unmanifestierte, die zehn Sinne, der Geist, die fünf Sinnesobjekte, Verlangen, Haß, Glück, Leid, das Aggregat, die Lebenssymptome und die Überzeugungen – all dies zusammen bildet das Aktionsfeld und seine Wechselwirkungen.

13.8-12 – Demut, Bescheidenheit, Gewaltlosigkeit, Duldsamkeit, Einfachheit, Aufsuchen eines geistigen Meisters, Sauberkeit, Stetigkeit und Selbstbeherrschung; Entsagung der Objekte der Sinnesbefriedigung, Freisein vom falschen Ich und das Erkennen des Übels von Geburt, Tod, Alter und Krankheit; Nichtangehaftetsein an Kinder, Frau, Heim und dergleichen, und Gleichmut bei erfreulichen und unerfreulichen Ereignissen; fortwährende und reine Hingabe zu Mir, Aufsuchen einsamer Orte und die Loslösung von der allgemeinen Masse der Menschen; die Wichtigkeit der Selbstverwirklichung zu erkennen und die philosophische Suche nach der Absoluten Wahrheit – all dies ist Wissen, und alles, was dem widerspricht, ist Unwissenheit.

13.13 – Ich werde dir nun das Erkennbare erklären, und wenn du es kennst, wirst du das Ewige kosten. Es ist ohne Beginn und Mir untergeordnet. Es wird Brahman genannt, die spirituelle Natur, und befindet sich jenseits von Ursache und Wirkung der materiellen Welt.

13.14 – Seine Hände, Beine, Augen und Gesichter sind überall, und Er hört alles. Auf diese Weise existiert die Überseele.

13.15 – Die Überseele ist der Ursprung aller Sinne, und dennoch ist Sie ohne Sinne. Der Herr ist unangehaftet, obwohl Er der Erhalter aller Lebewesen ist. Er ist transzendental zu den Erscheinungsweisen der materiellen Natur, doch zugleich ist Er der Herr über alle Erscheinungsweisen.

13.16 – Die Höchste Wahrheit existiert sowohl innerhalb als auch außerhalb – im sich Bewegenden und im sich nicht Bewegenden. Er befindet Sich jenseits der Reichweite der materiellen Sinne. Obwohl Er weit entfernt ist, ist Er doch allem sehr nah.

13.17 – Obwohl die Überseele in viele aufgeteilt zu sein scheint, ist Sie niemals geteilt. Er ist eins. Obwohl Er der Erhalter jedes Lebewesens ist, verschlingt und entwickelt Er sie alle.

13.18 – m – Er ist der Ursprung des Lichts in allen leuchtenden Objekten. Er befindet Sich jenseits der Dunkelheit der Materie und ist unmanifestiert. Er ist Wissen, Er ist das Objekt des Wissens, und Er ist das Ziel des Wissens. Er weilt im Herzen jedes Lebewesens.

13.19 – Somit wurde von Mir in Kürze das Aktionsfeld [der Körper], Wissen und das Ziel des Wissens beschrieben. Nur Meine Geweihten können dies alles verstehen und so in Mein Reich gelangen.

13.20 – Man sollte verstehen, daß die materiellen Manifestationen und die Lebewesen ohne Anfang sind. Ihre Wandlungen und Erscheinungsweisen sind Produkte der materiellen Natur.

13.21 – Die Natur ist die Ursache aller materiellen Aktivitäten und Wirkungen, wohingegen das Lebewesen die Ursache der verschiedenen Leiden und Genüsse in der Welt ist.

13.22 – So folgt das Lebewesen in der materiellen Welt den Wegen des Lebens und genießt die drei Erscheinungsweisen der Natur. Dies hat seine Ursache in der Verbindung mit der materiellen Natur, und auf diese Weise trifft es mit den guten und schlechten Formen unter den verschiedenen Arten des Lebens zusammen.

13.23 – Jedoch gibt es im Körper noch einen anderen, einen transzendentalen Genießer. Es ist der Herr, der höchste Besitzer, der als Beobachter und Erlaubnisgeber gegenwärtig und als Überseele bekannt ist.

13.24 – Wer die Philosophie von der materiellen Natur, den Lebewesen und der Wechselwirkung der Erscheinungsweisen der materiellen Natur versteht, wird mit Sicherheit Befreiung erlangen. Er wird in dieser Welt nicht wiedergeboren werden – ganz gleich in welcher Position er sich jetzt auch befinden mag.

13.25 – Einige erkennen die Überseele durch Meditation, andere durch die Entwicklung von Wissen und wieder andere durch Arbeit, die ohne fruchtbringendes Verlangen verrichtet wird.

13.26 – Und es gibt andere, die zwar im spirituellen Wissen nicht erfahren sind, die aber beginnen, die Höchste Person zu verehren, nachdem sie von anderen von Ihm gehört haben. Weil sie die Neigung haben, von Autoritäten zu hören, transzendieren auch sie den Pfad von Geburt und Tod.

13.27 – O Oberhaupt der Bhāratas, alles, was du existieren siehst, ganz gleich, ob es sich bewegt oder nicht bewegt, ist nichts anderes als die Verbindung des Aktionsfeldes mit dem Kenner des Feldes.

13.28 – tiṣṭhantaṁ parameśvaram vinaśyatsv avinaśyantaṁ yaḥ paśyati sa paśyati – Wer sieht, daß die Überseele die individuelle Seele in allen Körpern begleitet, und versteht, daß weder die Seele noch die Überseele jemals zerstört werden, besitzt wahre Erkenntnis.

13.29 – Wer die Überseele in jedem Wesen und zugleich überall sieht, setzt sich durch seinen Geist nicht herab, sondern nähert sich dem transzendentalen Ziel.

13.30 – Wer verstehen kann, daß alle Aktivitäten vom Körper ausgeführt werden, der von der materiellen Natur geschaffen ist, und weiß, daß das Selbst nichts tut, besitzt wahre Erkenntnis.

13.31 – Wenn ein verständiger Mensch aufhört, aufgrund verschiedener materieller Körper verschiedene Identitäten zu sehen, erlangt er die Brahman-Erkenntnis. Dann sieht er, daß Lebewesen überall verbreitet sind.

13.32 – Wer mit den Augen der Ewigkeit sieht, kann sehen, daß die Seele transzendental und ewig ist und sich jenseits der Erscheinungsweisen der Natur befindet. O Arjuna, obwohl sie mit dem materiellen Körper in Berührung ist, handelt die Seele nicht, noch ist sie verstrickt.

13.33 – Obwohl der Himmel alldurchdringend ist, vermischt er sich aufgrund seiner feinstofflichen Natur mit keinem anderen Element. In ähnlicher Weise vermischt sich auch die Seele, die im Brahman verankert ist, nicht mit dem Körper, obwohl sie sich im Körper befindet.

13.34 – O Nachkomme Bharatas, wie die Sonne mit ihren Strahlen das gesamte Universum erleuchtet, so erleuchtet das Lebewesen den gesamten Körper mit Bewußtsein.

13.35 – Wer bewußt den Unterschied zwischen dem Körper und dem Besitzer des Körpers sieht und den Vorgang der Befreiung von der Fessel der materiellen Natur verstehen kann, erreicht ebenfalls das höchste Ziel.


Kapitel 14. - Die drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur.

14.1 – Der Höchste Herr sagte: Abermals werde Ich dir nun die erhabenste Weisheit verkünden, die Essenz allen Wissens, durch deren Erkenntnis alle Weisen die höchste Vollkommenheit erreichten.

14.2 – Wenn man in diesem Wissen gefestigt wird, kann man die transzendentale Natur erreichen, die Meiner eigenen Natur gleicht. Ist man auf dieser Ebene verankert, wird man weder zur Zeit der Schöpfung geboren noch bei ihrer Auflösung verwirrt.

14.3 – O Nachkomme Bharatas, die gesamte materielle Substanz, die auch Brahman genannt wird, ist die Ursache der Geburt, und es ist dieses Brahman, das Ich befruchte, so daß alle Arten des Lebens geboren werden können.

14.4 – O Sohn Kuntīs, man sollte verstehen, daß alle Arten des Lebens durch Geburt in der materiellen Welt ermöglicht werden, und daß Ich der samengebende Vater bin.

14.5 – Die materielle Natur besteht aus den drei Erscheinungsweisen Reinheit, Leidenschaft und Unwissenheit. Wenn das Lebewesen mit der Natur in Berührung kommt, wird es von diesen drei Erscheinungsweisen bedingt.

14.6 – O Sündloser, weil die Erscheinungsweise der Reinheit reiner ist als die anderen Erscheinungsweisen, erleuchtet sie und befreit den Menschen von allen sündhaften Reaktionen. Wer sich in dieser Erscheinungsweise befindet, entwickelt Wissen, wird jedoch von der Vorstellung gebunden, glücklich zu sein.

14.7 – O Sohn Kuntīs, die Erscheinungsweise der Leidenschaft wird aus unbegrenzten Wünschen und Verlangen geboren, und deshalb wird man an materielle und fruchtbringende Aktivitäten gebunden.

14.8 – O Nachkomme Bharatas, die Erscheinungsweise der Unwissenheit verursacht die Täuschung aller Lebewesen. Die Folgen dieser Erscheinungsweise sind Verrücktheit, Trägheit und Schlaf, die die bedingte Seele binden.

14.9 – In der Erscheinungsweise der Reinheit wird man vom Glück bedingt, in Leidenschaft von den Früchten der Handlung und in Unwissenheit von Verrücktheit.

14.10 – O Nachkomme Bharatas, manchmal gewinnt die Erscheinungsweise der Leidenschaft die Oberhand und besiegt die Erscheinungsweise der Reinheit; manchmal besiegt die Erscheinungsweise der Reinheit Leidenschaft, und ein anderes Mal besiegt die Erscheinungsweise der Unwissenheit Reinheit und Leidenschaft. Auf diese Weise findet ein ständiger Kampf um Vorherrschaft statt.

14.11 – Die Symptome der Erscheinungsweise der Reinheit können erfahren werden, wenn alle Tore des Körpers mit Wissen erleuchtet sind.

14.12 – O Oberhaupt der Bharatas, wenn die Erscheinungsweise der Leidenschaft zunimmt, entwickeln sich die Symptome von Begierde, großer Anhaftung, unkontrollierbarer Verlangen und großer Anstrengung.

14.13 – O Nachkomme Kurus, wenn die Erscheinungsweise der Unwissenheit zunimmt, werden Verrücktheit, Illusion, Untätigkeit und Dunkelheit manifestiert.

14.14 – Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit stirbt, erreicht die reinen, höheren Planeten.

14.15 – Wer in der Erscheinungsweise der Leidenschaft stirbt, wird unter denen geboren, die fruchtbringenden Aktivitäten nachgehen, und wer in der Erscheinungsweise der Unwissenheit stirbt, wird im Reich der Tiere geboren.

14.16 – Wer in der Erscheinungsweise der Reinheit handelt, wird gereinigt. Arbeiten, die in der Erscheinungsweise der Leidenschaft verrichtet werden, enden in Leid, und Handlungen, die in der Erscheinungsweise der Unwissenheit ausgeführt werden, enden in Dummheit.

14.17 – Aus der Erscheinungsweise der Reinheit entwickelt sich wahres Wissen; aus der Erscheinungsweise der Leidenschaft entwickelt sich Leid, und aus der Erscheinungsweise der Unwissenheit entwickeln sich Dummheit, Verrücktheit und Illusion.

14.18 – Menschen, die sich in der Erscheinungsweise der Reinheit befinden, gehen zu den höheren Planeten; diejenigen, die sich in Leidenschaft befinden, bleiben auf den irdischen Planeten, und diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit befinden, fallen in die höllischen Welten hinab.

14.19 – Wenn du erkennst, daß in allen Aktivitäten allein diese Erscheinungsweisen der Natur wirken, und daß der Höchste Herr transzendental zu ihnen ist, kannst du Meine spirituelle Natur verstehen.

14.20 – Wenn das verkörperte Wesen fähig ist, die drei Erscheinungsweisen zu transzendieren, kann es von Geburt, Tod, Alter und den damit verbundenen Leiden frei werden und schon in diesem Leben Nektar genießen.

14.21 – Arjuna fragte: O mein lieber Herr, an welchen Symptomen kann man einen Menschen erkennen, der transzendental zu den Erscheinungsweisen ist? Wie verhält er sich? Und auf welche Weise transzendiert er die Erscheinungsweisen der Natur?

14.22-25 – Der Höchste Herr sagte: Wer Erleuchtung, Anhaftung und Täuschung nicht haßt, wenn sie vorhanden sind, noch nach ihnen verlangt, wenn sie nicht vorhanden sind; wer von nichts berührt wird, da er sich jenseits der Reaktionen der Erscheinungsweisen der materiellen Natur befindet, wer unerschütterlich bleibt, weil er weiß, daß allein die Erscheinungsweisen aktiv sind; wer Freude und Schmerz mit Gleichmut betrachtet und einen Erdklumpen, einen Stein und ein Goldstück mit gleichen Augen sieht; wer weise ist und Ruhm und Schmach als gleich ansieht; wer in Ehre und Unehre unverändert bleibt und Freund und Feind gleich behandelt, und wer alle fruchtbringenden Unternehmungen aufgegeben hat – von solch einem Menschen sagt man, er habe die Erscheinungsweisen der Natur transzendiert.

14.26 – Wer sich völlig im hingebungsvollen Dienen beschäftigt und niemals fehlt, transzendiert augenblicklich die Erscheinungsweisen der materiellen Natur und erreicht somit die Ebene des Brahman.

14.27 – Ich bin der Ursprung des unpersönlichen Brahman, das die Grundlage höchsten Glücks und das unsterblich, unzerstörbar und ewig ist.


Kapitel 15. - Der yoga der Höchsten Person.

15.1 – Der Höchste Herr sagte: Es existiert ein Banyanbaum, dessen Wurzeln nach oben und dessen Zweige nach unten gerichtet sind. Die vedischen Hymnen bilden seine Blätter. Wer diesen Baum kennt, kennt die Veden.

15.2 – Die Äste dieses Baumes, die von den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur genährt werden, breiten sich nach oben und unten aus. Die Zweige sind die Objekte der Sinne. Dieser Baum hat auch Wurzeln, die nach unten reichen und in den fruchtbringenden Aktivitäten der menschlichen Gesellschaft gründen.

15.3-4 – Die wahre Form dieses Baumes kann nicht in der materiellen Welt wahrgenommen werden. Niemand kann erkennen, wo er endet, wo er beginnt und wo sich sein Ursprung befindet. Doch entschlossen muß man diesen Baum mit der Waffe der Loslösung fällen und den Ort suchen, von dem man, wenn man ihn einmal erreicht hat, niemals wieder zurückkehrt. Dort muß man sich dem Höchsten Persönlichen Gott hingeben, von dem alles begonnen hat und in dem alles seit unvordenklichen Zeiten ruht.

15.5 – Wer frei von Illusion, falschem Prestige und falschem Umgang ist, wer das Ewige versteht, die materielle Lust hinter sich gelassen hat und von der Dualität von Glück und Leid befreit ist, und wer weiß, wie man sich der Höchsten Person hingibt, erreicht dieses ewige Königreich.

15.6 – Dieses Mein Reich wird weder von der Sonne noch vom Mond, noch von Elektrizität erleuchtet. Wer es erreicht, kehrt niemals wieder in die materielle Welt zurück.

15.7 – Die Lebewesen in der materiellen Welt sind Meine ewigen fragmentarischen Teile. Weil sie ein bedingtes Leben führen, kämpfen Sie sehr schwer mit den sechs Sinnen, zu denen auch der Geist zählt.

15.8 – Das Lebewesen in der materiellen Welt trägt seine verschiedenen Lebensauffassungen von einem Körper zum anderen, wie der Wind Düfte mit sich trägt.

15.9 – Wenn ein Lebewesen einen neuen grobstofflichen Körper annimmt, erhält es eine bestimmte Art von Ohren, Zunge, Nase und Tastsinn, die um den Geist gruppiert sind. Auf diese Weise genießt es ein bestimmtes Sortiment von Sinnesobjekten.

15.10 – Die Dummen können weder verstehen, wie ein Lebewesen seinen Körper verläßt, noch wissen sie, was für eine Art von Körper es unter dem Zauber der Erscheinungsweisen der Natur genießt. Derjenige jedoch, dessen Augen im Wissen geschult sind, kann all dies erkennen.

15.11 – Der sich ständig bemühende Transzendentalist, der in Selbstverwirklichung verankert ist, kann all dies deutlich erkennen. Wer jedoch nicht selbstverwirklicht ist, kann, auch wenn er sich bemüht, die Dinge nicht im richtigen Licht sehen.

15.12 – Das Licht der Sonne, das die Dunkelheit im gesamten Universum vertreibt, hat seinen Ursprung in Mir. Und das Leuchten des Mondes und der Schein des Feuers gehen ebenfalls von Mir aus.

15.13 – Ich gehe in jeden Planeten ein, und durch Meine Energie bleiben sie in ihrer Bahn. Ich werde zum Mond und versorge dadurch alle Gemüse mit dem Saft des Lebens.

15.14 – Ich bin das Feuer der Verdauung in jedem lebenden Körper, und Ich bin die ein- und ausströmende Luft des Lebens, durch die Ich die vier Arten der Nahrung verdaue.

15.15 – Ich weile im Herzen jedes Lebewesens, und von Mir kommen Erinnerung, Wissen und Vergessen. Das Ziel aller Veden ist es, Mich zu erkennen; wahrlich, Ich bin der Verfasser des Vedānta, und Ich bin der Kenner der Veden.

15.16 – Es gibt zwei Arten von Wesen – die Fehlbaren und die Unfehlbaren. In der materiellen Welt ist jedes Lebewesen fehlbar, wohingegen in der spirituellen Welt jedes Wesen unfehlbar ist.

15.17 – Doch außer diesen beiden Arten von Wesen existiert die größte lebende Persönlichkeit, der Höchste Herr, der in diese Welten eingegangen ist und sie erhält.

15.18 – Weil Ich transzendental bin, jenseits der Fehlbaren und Unfehlbaren, und weil Ich der Größte bin, werde Ich sowohl in der Welt als auch in den Veden als die Höchste Person gepriesen.

15.19 – O Nachkomme Bharatas, jeder, der Mich als den Höchsten Persönlichen Gott kennt und daran nicht zweifelt, weiß alles und beschäftigt sich daher völlig im hingebungsvollen Dienen.

15.20 – O Sündloser, dies ist der vertraulichste Teil der vedischen Schriften, und Ich habe ihn dir nun offenbart. Wer auch immer dieses Wissen versteht, wird weise werden, und seine Bemühungen werden die Stufe der Vollkommenheit erreichen.


Kapitel 16. - Die göttlichen und die dämonischen Naturen.

16.1-3 – Der Höchste Herr sagte: Furchtlosigkeit, Reinigung der Existenz, Entwicklung spirituellen Wissens, Wohltätigkeit, Selbstbeherrschtheit, Darbringung von Opfern, Studium der Veden, Buße und Einfachheit; Gewaltlosigkeit, Wahrhaftigkeit und Freisein von Zorn; Entsagung, innere Ruhe, Abneigung gegen Fehlerfinden, Mitleid und Freisein von Habgier; Freundlichkeit, Bescheidenheit und stetige Entschlossenheit; Kraft, Nachsicht, Tapferkeit, Sauberkeit und Freisein von Neid und dem Verlangen nach Ehre – dies sind die transzendentalen Eigenschaften der heiligen Menschen, die von göttlichem Wesen sind, o Nachkomme Bharatas.

16.4 – O Sohn Pṛthās, Arroganz, Stolz, Zorn, Blasiertheit, Grobheit und Unwissenheit sind die Eigenschaften der Menschen, die von dämonischer Natur sind.

16.5 – Die transzendentalen Eigenschaften führen zur Befreiung, wohingegen die dämonischen Eigenschaften an die materielle Welt binden. O Sohn Pāṇḍus, sorge dich nicht, denn du bist mit göttlichen Eigenschaften geboren.

16.6 – O Sohn Pṛthās, in dieser Welt gibt es zwei Arten von Lebewesen. Die einen werden göttlich genannt und die anderen dämonisch. Ich habe dir bereits sehr ausführlich die göttlichen Eigenschaften erklärt. Höre nun von Mir über die dämonischen.

16.7 – Die Dämonen wissen nicht, was getan werden muß und was nicht getan werden darf. In ihnen ist weder Sauberkeit noch richtiges Verhalten, noch Wahrheit zu finden.

16.8 – Sie sagen, die Welt sei unwirklich, sie habe keinen Ursprung, und es gebe keinen Gott, der sie kontrolliere. Sie sei durch sexuelles Verlangen erzeugt worden und habe keine andere Ursache als Lust.

16.9 – Weil sie sich nach solchen Schlußfolgerungen richten, gehen die Dämonen, die sich selbst ausgeliefert sind und über keine Intelligenz verfügen, abscheulichen, unheilvollen Aktivitäten nach, die dazu bestimmt sind, die Welt zu zerstören.

16.10 – Die Dämonen, die bei unersättlicher Lust, Stolz und falschem Prestige Zuflucht suchen und sich daher in Illusion befinden, sind unsauberer Arbeit verschworen und fühlen sich zum Unbeständigen hingezogen.

16.11-12 – Sie glauben, die Sinne bis ans Ende des Lebens zu befriedigen sei die größte Notwendigkeit der menschlichen Zivilisation. Daher haben ihre Ängste kein Ende. Durch Hunderttausende von Verlangen und durch Lust und Zorn gebunden, sichern sie sich mit illegalen Mitteln Geld, um ihre Sinne befriedigen zu können.

16.13-15 – Der dämonische Mensch denkt: „So viel Reichtum besitze ich heute, und nach meinen Plänen werde ich noch viel mehr erlangen. So viel gehört mir jetzt, doch es wird in Zukunft mehr und mehr werden. Dieser Mensch war mein Feind, und deshalb habe ich ihn umgebracht, und meinen anderen Feind werde ich ebenfalls töten. Ich bin der Herr über alles, und ich bin der Genießer; ich bin vollkommen, ich bin mächtig, und ich bin glücklich. Ich bin der Reichste, und ich bin von aristokratischen Verwandten umgeben. Niemand ist so glücklich und mächtig wie ich. Ich werde einige Opfer darbringen und Spenden geben, und so werde ich genießen.“ Auf diese Weise werden solche Menschen von Unwissenheit getäuscht.

16.16 – Von vielfachen Ängsten verwirrt und in einem Netzwerk von Illusionen gefangen, wird er zu sehr vom Sinnesgenuß angezogen und fällt daher in die Hölle hinab.

16.17 – Selbstgefällig und immer unverschämt, von Reichtum und falschem Prestige getäuscht, bringen sie manchmal sogenannte Opfer dar, ohne dabei irgendwelche Regeln und Regulierungen zu beachten.

16.18 – Verwirrt von falschem Ich, Stärke, Stolz, Lust und Zorn, wird der Dämon auf den Höchsten Persönlichen Gott neidisch, der in seinem eigenen Körper und in den Körpern der anderen gegenwärtig ist, und lästert die wirkliche Religion.

16.19 – Die Neidischen und Boshaften, die die Niedrigsten unter den Menschen sind, werden von Mir in den Ozean der materiellen Existenz in die dämonischen Arten des Lebens geworfen.

16.20 – Weil solche Menschen immer wieder unter den Arten des dämonischen Lebens geboren werden, können sie sich Mir niemals nähern. Allmählich sinken sie in die abscheulichsten Formen des Daseins hinab.

16.21 – Drei Tore führen zur Hölle – Lust, Zorn und Gier. Jeder vernünftige Mensch sollte sich von ihnen abwenden, denn sie führen zur Erniedrigung der Seele.

16.22 – O Sohn Kuntīs, ein Mensch, der diesen drei Toren zur Hölle entgangen ist, führt Handlungen aus, die ihn zur Selbstverwirklichung erheben, und erreicht somit allmählich das höchste Ziel.

16.23 – Wer jedoch die Anweisungen der Schriften mißachtet und nach seinen Launen handelt, erreicht weder die Vollkommenheit noch Glück, noch das höchste Ziel.

16.24 – Man sollte aus den Unterweisungen der Schriften verstehen, was Pflicht und was nicht Pflicht ist. Wenn man diese Regeln und Regulierungen kennt, sollte man so handeln, daß man allmählich erhoben wird.


Kapitel 17. - Die verschiedenen Arten des Glaubens.

17.1 – Arjuna sagte: O Kṛṣṇa, wie verhält es sich mit einem Menschen, der die Prinzipien der Schriften nicht befolgt, sondern nach eigenen Vorstellungen Verehrung ausführt? Befindet er sich in Reinheit, Leidenschaft oder Unwissenheit?

17.2 – Der Höchste Herr sagte: In Entsprechung zu den Erscheinungsweisen der Natur, die von der verkörperten Seele angenommen werden, kann ihr Glaube von dreierlei Art sein – von Reinheit, Leidenschaft oder Unwissenheit. Höre nun hiervon.

17.3 – Je nach dem Leben, das man unter dem Einfluß der verschiedenen Erscheinungsweisen der Natur führt, entwickelt man eine bestimmte Art des Glaubens. Man sagt, das Lebewesen habe je nach den Erscheinungsweisen, die es angenommen habe, einen bestimmten Glauben.

17.4 – Menschen in der Erscheinungsweise der Reinheit verehren die Halbgötter; diejenigen, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden, verehren die Dämonen, und diejenigen, die in Unwissenheit sind, verehren Geister und Gespenster.

17.5-6 – Menschen, die sich aus Stolz, Geltungsbedürfnis, Lust und Anhaftung strenge, nicht in den Schriften empfohlene Enthaltsamkeiten und Bußen auferlegen, von Leidenschaft getrieben werden und sowohl ihre Körperorgane als auch die Überseele in ihrem Innern quälen, müssen als Dämonen gelten.

17.7 – Selbst Nahrung – die jeder zu sich nehmen muß – ist entsprechend den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur in drei Gruppen unterteilt. Das gleiche gilt auch für Opfer, Bußen und Wohltätigkeit. Höre, und Ich werde dir die Unterschiede erklären.

17.8-10 – Nahrungsmittel in der Erscheinungsweise der Reinheit verlängern die Lebensdauer, reinigen das Dasein und geben Kraft, Gesundheit, Glück und Zufriedenheit. Solche nahrhaften Speisen enthalten viel Fett, sind süß, saftig und wohlschmeckend. Nahrungsmittel, die zu bitter, zu sauer, zu salzig, beißend, trocken und zu scharf sind, werden von Menschen geschätzt, die sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft befinden. Solche Nahrung verursacht Schmerz, Leid und Krankheit. Nahrungsmittel, die länger als drei Stunden vor dem Essen gekocht wurden, die ohne Geschmack, abgestanden, faul, verwest und unsauber sind, werden von Menschen bevorzugt, die sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit befinden.

17.11 – Das Opfer, das in Übereinstimmung mit der Pflicht und nach den Regeln der Schriften dargebracht wird, und bei dem man keine Belohnung erwartet, befindet sich in der Erscheinungsweise der Reinheit.

17.12 – Doch das Opfer, o Oberhaupt der Bhāratas, das aus einem materiellen Motiv heraus, um einen materiellen Nutzen zu erhalten, oder prahlerisch, aus Stolz, dargebracht wird, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

17.13 – Und das Opfer, das entgegen den Anweisungen der Schriften dargebracht wird, bei dem keine spirituellen Speisen verteilt und keine Hymnen gechantet werden, den Priestern kein Entgeld gegeben und das ohne Vertrauen ausgeführt wird – solch ein Opfer befindet sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

17.14 – Die Buße des Körpers besteht aus der Verehrung des Höchsten Herrn, der brāhmaṇas, des geistigen Meisters und der Höherstehenden wie dem Vater und der Mutter. Sauberkeit, Einfachheit, sexuelle Enthaltsamkeit und Gewaltlosigkeit sind ebenfalls Bußen des Körpers.

17.15 – Buße in der Rede bedeutet, die Wahrheit zu sagen, zum Wohl anderer zu sprechen und Gerede zu vermeiden, das andere verletzt. Auch sollte man regelmäßig die Veden vortragen.

17.16 – Klarheit, Einfachheit, Ernsthaftigkeit, Selbstbeherrschung und Reinheit der Gedanken sind Bußen des Geistes.

17.17 – Diese dreifache Buße, die sich Menschen auferlegen, die nicht das Ziel haben, sich materiell zu nützen, sondern die den Höchsten erfreuen wollen, befindet sich in der Erscheinungsweise der Reinheit.

17.18 – Die prahlerischen Bußen und Enthaltsamkeiten, die man sich auferlegt, um Respekt, Ehre und Verehrung zu erlangen, befinden sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Sie sind weder beständig noch von Dauer.

17.19 – Und die Bußen und Enthaltsamkeiten, mit denen man sich aus starrsinniger Verblendung Selbsttorturen auferlegt, oder andere zerstören oder verletzten will, befinden sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

17.20 – Die Spende, die aus Pflichtgefühl zur rechten Zeit und am rechten Ort einem würdigen Menschen gegeben wird, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, gilt als Wohltätigkeit in der Erscheinungsweise der Reinheit.

17.21 – Doch wenn man nur wohltätig ist, weil man sich einen Nutzen davon verspricht, oder weil man sich fruchtbringende Ergebnisse wünscht, oder wenn man nur mit Widerwillen spendet, so befindet sich diese Wohltätigkeit in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

17.22 – Und Spenden, die an einem ungeeigneten Ort, zu einer ungünstigen Zeit und unwürdigen Menschen ohne Respekt und mit Verachtung gegeben werden, sind Spenden in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

17.23 – Seit dem Beginn der Schöpfung wurden die drei Silben om tat sat verwendet, um auf die Höchste Absolute Wahrheit [Brahman] hinzuweisen. Sie wurden von den brāhmaṇas ausgesprochen, um den Höchsten zufriedenzustellen, während diese vedische Hymnen chanteten und Opfer darbrachten.

17.24 – Um daher den Höchsten zu erreichen, bringen die Transzendentalisten Opfer dar, erweisen Wohltätigkeiten und nehmen Bußen auf sich, wobei sie immer mit om beginnen.

17.25 – Man sollte Opfer darbringen, sich Bußen auferlegen und wohltätig sein, indem man dabei das Wort tat spricht. Solche transzendentalen Aktivitäten werden ausgeführt, um von der materiellen Verstrickung frei zu werden.

17.26-27 – O Sohn Pṛthās, die Absolute Wahrheit ist das Ziel des hingebungsvollen Opfers, und auf sie wird mit dem Wort sat hingewiesen. Diese Opferdarbringungen, Auferlegungen von Bußen und Wohltätigkeiten, die von absoluter Natur sind, sind zur Freude der Höchsten Person bestimmt.

17.28 – Doch Opfer, Bußen und Wohltätigkeiten, o Sohn Pṛthās, die ohne Glauben an den Höchsten ausgeführt werden, sind nicht von Dauer – ganz gleich welche Rituale auch vollzogen werden. Sie werden asat genannt und bringen sowohl in diesem als auch im nächsten Leben keinen Nutzen.


Kapitel 18. - Schlußfolgerung - die Vollkommenheit der Entsagung.

18.1 – Arjuna sagte: O Starkarmiger, o Hṛṣīkeśa, o Töter des Keśi-Dämonen, ich möchte den Zweck der Entsagung [tyāga] und der Lebensstufe der Entsagung [sannyāsa] verstehen.

18.2 – Der Höchste Herr sagte: Die Weisen nennen den Verzicht auf die Ergebnisse aller Aktivitäten Entsagung [tyāga], und große Gelehrte haben diesen Zustand als die Lebensstufe der Entsagung [sannyāsa] bezeichnet.

18.3 – Einige Gelehrte erklären, daß alle Arten fruchtbringender Aktivitäten aufgegeben werden sollten; doch es gibt andere Weise, die der Meinung sind, Opferhandlungen, Wohltätigkeit und Buße solle man niemals aufgeben.

18.4 – O Bester der Bhāratas, höre nun von Mir über Entsagung. O Tiger unter den Menschen, es gibt drei Arten von Entsagung, die in den Schriften erklärt werden.

18.5 – Opferhandlungen, Wohltätigkeit und Buße sollten nicht aufgegeben, sondern ausgeführt werden. Selbst die großen Seelen werden durch Opfer, Wohltätigkeit und Buße gereinigt.

18.6 – All diese Aktivitäten sollte man ausführen, ohne ein Ergebnis zu erwarten. Man sollte ihre Ausführung als Pflicht betrachten, o Sohn Pṛthās. Das ist Meine endgültige Meinung.

18.7 – Vorgeschriebene Pflichten sollten niemals aufgegeben werden. Wenn jemand, in Illusion, seine vorgeschriebenen Pflichten aufgibt, befindet sich solche Entsagung in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

18.8 – Wer seine vorgeschriebenen Pflichten aus Angst aufgibt, oder weil sie ihm zu mühsam erscheinen, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft. Solches Handeln führt niemals zur Stufe der Entsagung.

18.9 – Die Entsagung eines Menschen jedoch, der seine vorgeschriebene Pflicht erfüllt, weil sie getan werden muß, und der jede Anhaftung an die Früchte seines Handelns aufgibt, befindet sich in der Erscheinungsweise der Reinheit, o Arjuna.

18.10 – Wer weder unangenehme Arbeit haßt noch an angenehmer Arbeit haftet, die sich in der Erscheinungsweise der Reinheit befindet, kennt hinsichtlich der Arbeit keine Zweifel.

18.11 – Einem verkörperten Wesen ist es niemals möglich, alle Aktivitäten aufzugeben. Deshalb wird gesagt, daß derjenige, der auf die Früchte der Handlung verzichte, wahrhaft entsagungsvoll sei.

18.12 – Einem Menschen, der nicht entsagungsvoll ist, fallen nach dem Tode die dreifachen Ergebnisse der Handlung zu – die wünschenswerten, die unerwünschten und die vermischten. Wer sich aber auf der Lebensstufe der Entsagung befindet, braucht solche Ergebnisse nicht zu erleiden oder zu genießen.

18.13-14 – O starkarmiger Arjuna, höre nun von Mir über die fünf Faktoren, die jede Handlung verursachen und zur Vollkommenheit führen. Sie werden in der sāṅkhya-Philosophie beschrieben als der Ort der Handlung, der Ausführende, die Sinne, die Bemühung und die Überseele.

18.15 – Jede richtige oder falsche Handlung, die ein Mensch mit dem Körper, dem Geist oder mit Worten ausführt, wird von diesen fünf Faktoren verursacht.

18.16 – Daher ist jeder, der sich für den alleinigen Handelnden hält und diese fünf Faktoren nicht in Betracht zieht, nicht sehr intelligent und kann die Dinge nicht so sehen, wie sie wirklich sind.

18.17 – Wer nicht vom falschen Ich motiviert und wessen Intelligenz nicht verstrickt ist, ist, selbst wenn er in dieser Welt Menschen tötet, kein Mörder, noch wird er durch seine Handlungen gebunden.

18.18 – Wissen, das Ziel des Wissens und der Wissende sind die drei Faktoren, die eine Handlung verursachen; die Sinne, die Arbeit und der Ausführende bilden die dreifache Grundlage einer Handlung.

18.19 – In Entsprechung zu den drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur gibt es drei Arten des Wissens, der Handlung und der Ausführenden. Höre, wie ich sie beschreibe.

18.20 – Das Wissen, durch das man die ungeteilte spirituelle Natur in allem Existierenden sieht – ungeteilt im Geteilten – ist Wissen in der Erscheinungsweise der Reinheit.

18.21 – Das Wissen, durch das man verschiedenartige Lebewesen in verschiedenen Körpern zu sehen glaubt, ist Wissen in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.22 – Und das Wissen, durch das man an einer bestimmten Form der Arbeit als dem Ein und Alles haftet, ohne von der Wahrheit zu wissen, und das sehr dürftig ist, befindet sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

18.23 – Handlungen, die in Einklang mit der Pflicht, ohne Anhaftung und ohne Liebe oder Haß, von einem Menschen ausgeführt werden, der auch den Früchten der Ergebnisse entsagt hat, werden Handlungen in der Erscheinungsweise der Reinheit genannt.

18.24 – Aktivitäten jedoch, die mit großer Anstrengung von einem Menschen ausgeführt werden, der seine Begierden befriedigen will, und die vom falschen Ich veranlaßt werden, nennt man Aktivitäten in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.25 – Und Aktivitäten, die in Unwissenheit und Illusion, ohne Rücksicht auf zukünftige Bindungen und Konsequenzen, ausgeführt werden, die anderen Leid zufügen und unpraktisch sind, werden Aktivitäten in der Erscheinungsweise der Unwissenheit genannt.

18.26 – Wer frei von allen materiellen Anhaftungen und frei vom falschen Ich, wer entschlossen und enthusiastisch ist und Erfolg und Mißerfolg gleichgültig gegenübersteht, handelt in der Erscheinungsweise der Reinheit.

18.27 – Wer jedoch an den Früchten seiner Arbeit haftet und sie leidenschaftlich genießen will, wer gierig, neidisch und unrein ist und von Glück und Leid bewegt wird, handelt in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.28 – Und wer fortwährend Arbeit verrichtet, die den Anweisungen der Schriften widerspricht, wer materialistisch, eigensinnig und betrügerisch ist und es versteht, andere zu beleidigen, und wer faul, immer verdrießlich und von zögernder Natur ist, handelt in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

18.29 – O Gewinner von Reichtum, höre nun bitte, wie Ich dir ausführlich die drei Arten der Intelligenz und Entschlossenheit in bezug auf die drei Erscheinungsweisen der Natur erkläre.

18.30 – O Sohn Pṛthās, die Intelligenz, durch die man erkennt, was getan werden muß und was nicht getan werden darf, wovor man sich fürchten muß und wovor man sich nicht zu fürchten braucht, was bindend und was befreiend ist, befindet sich in der Erscheinungsweise der Reinheit.

18.31 – Und die Intelligenz, die zwischen religiöser und irreligiöser Lebensweise nicht unterscheiden kann – zwischen Handlungen, die ausgeführt, und Handlungen, die nicht ausgeführt werden sollten –, diese unvollkommene Intelligenz, o Sohn Pṛthās, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.32 – O Sohn Pṛthās, die Intelligenz, die Irreligion für Religion und Religion für Irreligion hält, die im Bann der Illusion und Dunkelheit steht und stets in die falsche Richtung strebt, befindet sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

18.33 – O Sohn Pṛthās, die Entschlossenheit, die niemals gebrochen werden kann, die durch das Praktizieren von yoga mit Standhaftigkeit aufrechterhalten wird und somit den Geist, das Leben und die Aktivitäten der Sinne beherrscht, befindet sich in der Erscheinungsweise der Reinheit.

18.34 – O Arjuna, die Entschlossenheit, mit der man nach fruchtbringenden Ergebnissen auf religiösem und wirtschaftlichem Gebiet und nach Sinnesbefriedigung strebt, befindet sich in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.35 – Und die Entschlossenheit, die über Träume, Angst, Klagen, Verdrießlichkeit und Illusion nicht hinausgeht – solche unintelligente Entschlossenheit befindet sich in der Erscheinungsweise der Dunkelheit.

18.36-37 – O Bester der Bhāratas, höre nun bitte von Mir über die drei Arten des Glücks, die die bedingte Seele genießt, und durch die Sie manchmal an das Ende allen Leids gelangt. Was am Anfang wie Gift, doch am Ende wie Nektar ist und einen Menschen zur Selbstverwirklichung erweckt, wird Glück in der Erscheinungsweise der Reinheit genannt.

18.38 – Das Glück, das aus der Verbindung der Sinne mit ihren Objekten erfahren wird und am Anfang wie Nektar mundet, doch am Ende wie Gift wirkt, nennt man Glück in der Erscheinungsweise der Leidenschaft.

18.39 – Und das Glück, welches für Selbstverwirklichung blind macht, das von Anfang bis Ende Illusion ist und aus Schlaf, Faulheit und Illusion entsteht, befindet sich in der Erscheinungsweise der Unwissenheit.

18.40 – Es existiert kein Wesen – weder hier noch unter den Halbgöttern auf den höheren Planetensystemen –, das vom Einfluß der drei Erscheinungsweisen der materiellen Natur frei ist.

18.41 – Brāhmaṇas, kṣatriyas, vaiśyas und śūdras unterscheiden sich durch die Eigenschaften ihres Handelns, die in Beziehung zu den Erscheinungsweisen der materiellen Natur stehen, o Bezwinger der Feinde.

18.42 – Friedfertigkeit, Selbstbeherrschtheit, Enthaltsamkeit, Reinheit, Duldsamkeit, Ehrlichkeit, Gelehrtheit, Weisheit und Religiosität sind die Eigenschaften, die die Handlungsweise der brāhmaṇas bestimmen.

18.43 – Heldenmut, Stärke, Entschlossenheit, Geschicklichkeit, Furchtlosigkeit in der Schlacht, Großzügigkeit und die Fähigkeit zu regieren sind die Eigenschaften, die die Handlungsweise der kṣatriyas bestimmen.

18.44 – Ackerbau, Schutz der Kühe und Handel bestimmen die Handlungsweise der vaiśyas, und die Aufgabe der śūdras besteht darin, körperliche Arbeit zu verrichten und anderen Dienste zu leisten.

18.45 – Jeder Mensch kann die Vollkommenheit erreichen, wenn er den Eigenschaften seiner vorgeschriebenen Handlungsweise folgt. Höre nun bitte von Mir, wie dies geschehen kann.

18.46 – Durch die Verehrung des Herrn, der der Ursprung aller Lebewesen ist und alles durchdringt, kann ein Mensch in der Erfüllung seiner Pflicht die Vollkommenheit erreichen.

18.47 – Es ist besser, die eigene Tätigkeit zu verrichten – selbst wenn sie unvollkommen ausgeführt wird –, als die Aufgabe eines anderen zu übernehmen und sie vollendet auszuführen. Vorgeschriebene Pflichten, die mit der eigenen Natur übereinstimmen, werden niemals von sündhaften Reaktionen beeinflußt.

18.48 – Wie Feuer von Rauch bedeckt ist, so ist jede Bemühung von einem Fehler überschattet. Deshalb, o Sohn Kuntīs, sollte man die Tätigkeit, die der eigenen Natur entspringt, nicht aufgeben, auch wenn solche Arbeit fehlerhaft ist.

18.49 – Man kann die Ergebnisse der Entsagung erhalten, indem man einfach den Geist kontrolliert, die Anhaftung an materielle Dinge aufgibt und materiellen Genüssen keine Beachtung schenkt. Das ist die am höchsten vervollkommnete Stufe der Entsagung.

18.50 – O Sohn Kuntīs, lerne von Mir in Kürze, wie man die höchste Stufe der Vollkommenheit, das Brahman, erreichen kann, indem man so handelt, wie Ich es nun zusammenfassen werde.

18.51-53 – Wer durch seine Intelligenz gereinigt ist und den Geist mit Entschlossenheit kontrolliert, die Objekte der Sinnesbefriedigung aufgibt und von Anhaftung und Haß frei ist, wer an einem einsamen Ort lebt, wenig ißt, Körper und Zunge beherrscht, sich in ständiger Trance befindet und losgelöst ist, wer frei von falschem Ich, falscher Stärke, Lust und Zorn ist und keine materiellen Dinge annimmt – solch ein Mensch hat zweifellos die Stufe der Selbstverwirklichung erreicht.

18.54 – Wer auf diese Weise in der Transzendenz verankert ist, verwirklicht augenblicklich das Höchste Brahman. Er klagt niemals, noch verlangt er danach, irgend etwas zu besitzen. Er ist jedem Lebewesen gleichgesinnt. In diesem Zustand erreicht er reines hingebungsvolles Dienen.

18.55 – Allein durch hingebungsvolles Dienen kann man die Höchste Persönlichkeit wahrhaft verstehen. Und wenn man sich durch solche Hingabe über den Höchsten Herrn völlig bewußt ist, kann man in das Königreich Gottes eingehen.

18.56 – Obwohl Mein Geweihter mit allen Arten von Aktivitäten beschäftigt ist, erreicht er durch Meine Gnade und unter Meinem Schutz das ewige, unvergängliche Reich.

18.57 – Sei in allen Aktivitäten von Mir abhängig, und handle immer unter Meinem Schutz. Sei dir bei solchem hingebungsvollem Dienen völlig über Mich bewußt.

18.58 – Wenn du dir über Mich bewußt wirst, wirst du durch Meine Gnade alle Hindernisse des bedingten Lebens überwinden. Wenn du jedoch nicht in diesem Bewußtsein, sondern aus falschem Ich heraus handelst, und nicht auf Mich hörst, wirst du verloren sein.

18.59 – Wenn du Meiner Anweisung nicht nachkommst und nicht kämpfst, wirst du in die Irre gehen. Deine Natur wird dich zwingen, am Kriegshandwerk teilzunehmen.

18.60 – Nur weil du in Illusion bist, weigerst du dich nun, Meine Anweisung zu befolgen. Doch gezwungen durch deine eigene Natur wirst du ohnehin nicht anders handeln können, o Sohn Kuntīs.

18.61 – O Arjuna, der Höchste Herr weilt im Herzen eines jeden und lenkt die Wege aller Lebewesen, die im Körper wie auf einer Maschine aus materieller Energie sitzen.

18.62 – O Nachkomme Bharatas, gib dich Ihm völlig hin. Durch Seine Gnade wirst du transzendentalen Frieden erlangen und in das höchste, ewige Reich eingehen.

18.63 – Ich habe dir somit den vertraulichsten Teil allen Wissens erklärt. Denke in Ruhe darüber nach, und tue dann, was du für richtig hältst.

18.64 – Weil Du Mir sehr lieb bist, offenbare Ich dir den vertraulichsten Teil des Wissens. Höre also von Mir, denn es ist zu deinem Nutzen.

18.65 – Denke ständig an Mich und werde Mein Geweihter. Verehre mich und bringe Mir deine Ehrerbietungen dar. Auf diese Weise wirst du ohne Fehl zu Mir kommen. Ich verspreche Dir dies, weil Du Mein lieber Freund bist.

18.66 – Gib alle Arten von Religion auf und gib dich einfach Mir hin. Ich werde dich von allen sündhaften Reaktionen befreien. Fürchte dich nicht.

18.67 – Dieses vertrauliche Wissen darf nicht Menschen erklärt werden, die sich keine Bußen auferlegen, die Mir nicht hingegeben sind, sich nicht im hingebungsvollen Dienen beschäftigen oder die Mich beneiden.

18.68 – Wer dieses größte Geheimnis den Gottgeweihten erklärt, wird mit Sicherheit die Stufe des hingebungsvollen Dienens erreichen und am Ende zu Mir zurückkehren.

18.69 – Kein Diener in dieser Welt ist Mir lieber als er, noch wird Mir jemals einer lieber sein.

18.70 – Wer dieses heilige Gespräch studiert, verehrt Mich mit seiner Intelligenz.

18.71 – Und wer mit Vertrauen und ohne Neid zuhört, wird von allen sündhaften Reaktionen frei und erreicht die Planeten, auf denen die Frommen leben.

18.72 – O Arjuna, Gewinner von Reichtum, hast du all dies mit wachem Geist vernommen? Sind Illusion und Unwissenheit nun von dir gewichen?

18.73 – Arjuna sagte: Mein lieber Kṛṣṇa, o Unfehlbarer, meine Illusion ist nun zerstreut. Durch Deine Barmherzigkeit habe ich meine Erinnerung zurückgewonnen und bin nun gefestigt und frei von allen Zweifeln. Ich bin jetzt bereit, nach Deinen Anweisungen zu handeln.

18.74 – Sañjaya sagte: Somit hörte ich das Gespräch der beiden großen Seelen, Kṛṣṇa und Arjuna. Und diese Botschaft ist so wundervoll, daß sich mir die Haare sträuben.

18.75 – Durch die Barmherzigkeit Vyāsas konnte ich dieses höchst vertrauliche Gespräch direkt vom Meister aller Mystik, Kṛṣṇa, vernehmen, der persönlich zu Arjuna sprach.

18.76 – O König, wenn ich mir dieses wunderbare und heilige Gespräch zwischen Kṛṣṇa und Arjuna ins Gedächtnis rufe, erbebe ich jeden Augenblick vor Freude.

18.77 – O König, wenn ich mich an die wunderbare universale Form Śrī Kṛṣṇas erinnere, überkommt mich noch größere Verwunderung, und ich erfahre immer wieder neue Freude.

18.78 – Überall dort, wo Kṛṣṇa, der Meister aller Mystiker, und Arjuna, der größte Bogenschütze, anwesend sind, werden gewiß auch Reichtum, Sieg, außergewöhnliche Macht und Moral zu finden sein. Das ist meine Ansicht.


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Die Innenseite des Bhagavad-gītā Buchumschlag's

Bhagavad-gītā Wie Sie Ist
von
Seiner Göttlichen Gnade
A. C. Bhaktivedanta Swami
Prabhupāda

 

„Ich habe nicht irgend etwas erfunden oder mir ausgedacht. Ich präsentiere lediglich die Botschaft Kṛṣṇas, wie sie ist.“ – Seine Göttliche Gnade A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda. –

Einer der bedeutendsten spirituellen Texte der Welt, die Bhagavad-gītā, ist ein heiliger „Gesang“ in der Form eines Schlachtfeld-Dialogs zwischen Śrī Kṛṣṇa, dem Herrn, und Arjuna, Seinem Freund und Schüler. Kṛṣṇa, der die Rolle von Arjunas Ratgeber spielt, unterweist Seinen Schüler in der Wissenschaft der Selbstverwirklichung und lehrt ihn, wie man als Gottgeweihter leben und somit die ewige spirituelle Welt erreichen kann, während man weiterhin seinen irdischen Pflichten nachkommt. In Indien sind diese Lehren, die in dem vorliegenden heiligen Text offenbart werden, für Generationen lebendig geblieben; in der heutigen Zeit zeugt die rasche Verbreitung der Bewegung für Kṛṣṇa-Bewußtsein im Westen von der Lebensfähigkeit und universalen Gültigkeit der Botschaft Kṛṣṇas.

Seine Göttliche Gnade A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda, der führende Exponent der Wissenschaft des Kṛṣṇa-Bewußtseins im Westen und hervorragendste Lehrer der vedischen Religion und des vedischen Gedankenguts, ist auch der Autor des Śrīmad-Bhāgavatam, des Caitanya-caritāmrta und vieler anderer Übersetzungen der vedischen Literatur ins Englische. Śrīla Prabhupāda ist wenig an trockenen philosophischen Interpretationen gelegen; sein einziges Ziel ist es, die Botschaft Kṛṣṇas so zu präsentieren, wie er sie von seinem geistigen Meister Śrīla Bhaktisiddhānta Sarasvatī Gosvāmī Mahārāja empfangen hat, den er zum ersten Mal im Jahre 1922 in Kalkutta traf.

Śrīla Bhaktisiddhānta gab seinem Schüler den Auftrag, die Botschaft des Kṛṣṇa-Bewußtseins auf der ganzen Welt, besonders in englischer Sprache, zu predigen. Als einen ersten Schritt in Richtung auf dieses Ziel brachte Seine Göttliche Gnade das „Back to Godhead“-Magazin heraus, das mittlerweile in zehn Sprachen auf der ganzen Welt verbreitet wird. Im Jahre 1965, im Alter von siebzig Jahren, kam er mit nur sieben Dollar, einigen Büchern und ein paar Handzimbeln in die Vereinigten Staaten, um die Mission seines geistigen Meisters zu erfüllen.

Kurze Zeit später begann er, in einer kleinen Wohnung in New York Vorträge über die Bhagavad-gītā zu halten, und sammelte auf diese Weise mehr und mehr Schüler um sich. Heute, einige Jahre später, besitzt die Internationale Gesellschaft für Kṛṣṇa-Bewußtsein Zentren in den meisten Hauptstädten der Welt.

Śrīla Prabhupāda widmet seine ganze Zeit und Energie der Verbreitung des vedischen Wissens in seiner reinsten Form. „Die ursprünglichen Verse der Bhagavad-gītā sind so klar wie die Sonne“, schreibt er, „sie benötigen nicht das Lampenlicht verblendeter Kommentatoren.“ Śrīla Prabhupāda ist ein transparentes Medium, durch welches das ewige Licht der Bhagavad-gītā hindurchscheint.

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BUCHUMSCHLAG
RÜCKSEITE


"Wenn einer mit dem Wissen erleuchtet ist, das die Unwissenheit zerstört, offenbart sein Wissen alles, wie auch die Sonne am Tage alles erleuchtet."

Bhagavad-gītā 5.16

"Kein anderes Werk der Sanskrit-Literatur hat in so hohem Maße das geistige Deutschland beschattigt. Herder, W. v Humboldt, Hegel und Schopenhauer haben sich darin vertieft Diesen ungeheuren Erfolg verdankt das Werk gleichermaßen seinem hohen Gedankenflug und der Erhabenheit der ethischen Lehren, die es verkündet, wie der edlen und einfachen Sprache, in der es sie vorträgt."

Prof. Helmuth von Glasenapp, größter deutscher Indologe

 

Wilhelm von Humboldt, Gründer der deutschen Universität:

"Das Tiefste und Erhabenste, was die Welt aufzuweisen hat. Ich danke Gott, daß er mich so lange hat leben lassen, daß ich dieses Buch noch lesen konnte."

Immanuel Kant:

"Dieses Gedicht steht in vorzüglicher Hochachtung."

G. W. F. Hegel:

"Die Bhagavad-gītā ist geeignet, uns eine bestimmte Vorstellung von dem Allgemeinsten und Höchsten der indischen Religion zu gewähren."

Arthur Schopenhauer:

"Es ist die belehrendste und erhabenste Lektüre, die auf der Welt möglich ist."

Mahatma Gandhi:

"Die Gītā ist mir stets eine Quelle des Trostes gewesen. Wenn ich keinen Lichtstrahl mehr sah, dann schlug ich die Gītā auf, und fand immer wieder einen Vers, der mich aufrichtete."

Albert Schweitzer:

"Bei ihrem Bekanntwerden in Europa findet die Bhagavad-gītā begeisterte Aufnahme. Sie macht einen so großen Eindruck auf die Europäer, weil diese durch sie erstmalig mit einer Mystik bekannt werden, die die liebende Hingebung an Gott durch die Tat fordert."

Srila PrabhupadaAldous Huxley:

"Die Gītā ist eine der klarsten und reichhaltigsten Zusammenfassungen der philosophia perennis, die je gemacht worden sind. Daher ihr andauernder Wert, nicht nur für Inder, sondern für die ganze Menschheit."

Rudolf Steiner:

"In der Bhagavad-gītā finden wir die Praxis des Yoga, der eine Anleitung ist, um das Seelische zu höheren Stufen inneren Erlebens zu heben."

Prof. Edward C. Dimock jr., Institut für Südindische Sprache und Zivilisation der Universität Chikago:

"Durch die neue und lebendige Interpretation eines so bekannten Textes hat A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda unser Verständnis um ein Vielfaches erhöht "

Sri Lal Bahadur Shastri, ehem. Premierminister von Indien:

"A. C. Bhaktivedanta Swami Prabhupāda leistet wertvolle Arbeit, und seine Bücher sind bedeutende Beiträge zur Befreiung der Menschheit"