Das Bhagavatam
Seine Philosophie, seine Moral und seine Theologie
by Kedernath Dutta Bhaktivinoda
Übersetzung aus dem Englischen

"Oh Ihr jenigen, die Ihr tief versunken seid in Gedanken und der Kenntnis über die Liebe Gottes; selbst nach Eurer Emanzipation genießt Ihr den Nektar des Srimad Bhagavatam's, welches durch den göttlichen Mund Sri Sukadeva Gosvami's auf die Erde kam, und welches als die reife Frucht am Baum des vedischen Wissens gilt und als solches alle Wünsche erfüllt." (SB 1.1.3)

Bhaktivinoda Thakura
Bhaktivinód Thákur
(1838-1914)
Es bereitet uns Vergnügen, ein Buch zu lesen, das wir noch nie zuvor gelesen haben. Wir sind bestrebt, jegliche Information aufzunehmen, die darin enthalten ist, und damit hört unsere Wissbegier dann auch schon auf. Diese Art des Studierens ist bei einer großen Anzahl von Lesern vorherrschend, die sowohl ihrer eigenen Einschätzung nach als auch nach Meinung jener, die gleichen Schlages sind, als große Männer gelten.

Tatsächlich sind die meisten Leser nichts anderes als ein Sammelbecken für Fakten und Aussagen, die von anderen Menschen gemacht wurden. Aber das ist kein Studieren. Der Studierende sollte die Tatsachen lesen, um sein eigenes kreatives Denken anzuregen und nicht mit der Absicht, sie auf unfruchtbare Weise zu speichern.

Die Studierenden sollten wie Satelliten alles Licht, das sie von den Autoren empfangen, zurückstrahlen und nicht die Tatsachen und Gedanken in ihren Köpfen verschließen, so wie ein Richter die Verurteilten ins Gefängnis sperrt.

Gedanken sind etwas Lebendiges. Die Gedanken des Autors müssen im Leser ihren Fortgang nehmen, entweder in Form einer Korrektur oder einer Weiterentwicklung. Der beste Kritiker ist derjenige, der die Weiterentwicklung eines alten Gedankens aufzeigen kann; wer aber etwas einfach nur verurteilt, der ist ein Feind des Fortschritts und damit auch ein Feind der Natur.

„Fang wieder von neuem an“, sagt der Kritiker, „denn das alte Gedankengebäude gibt uns auf unsere heutigen Fragen keine Antworten mehr. Lasst uns den alten Autor begraben, seine Zeit ist um.“ Das sind oberflächliche Äußerungen.

Denn ganz gewiss ist Fortschritt ein Naturgesetz und so musste es im Laufe der Zeit Korrekturen und Weiterentwicklungen geben. Fortschritt bedeutet jedoch, weiter voranzuschreiten oder höher zu steigen.

Wenn wir also diesem törichten Kritiker folgen, müssen wir wieder zum Ausgangspunkt zurückkehren und einen neuen Anlauf machen. Und haben wir dann die halbe Strecke hinter uns, kommt bestimmt wieder ein Kritiker des gleichen Schlages und ruft: „Fang wieder von vorne an, weil du den falschen Weg genommen hast!“ Auf diese Weise werden uns die dummen Kritiker niemals erlauben, den Weg zu Ende zu gehen und zu sehen, was es am Ziel zu finden gibt.

Daher sind der oberflächliche Kritiker und der Leser, dem es nicht um die Früchte seines Tuns geht, die beiden großen Feinde des Fortschritts. Von beiden müssen wir uns fernhalten.

Der wahre Kritiker dagegen rät uns, das zu bewahren, was wir bereits erlangt haben und unseren Weg von dem Punkt aus fortzusetzen, den wir im Laufe unserer Entwicklung erreicht haben. Er wird uns keinesfalls raten, an unseren Ausgangspunkt zurückzukehren, da er genau weiß, dass dadurch ein Teil unserer wertvollen Zeit und Arbeit sinnlos verloren geht.

Er wird vielmehr seine Bemühungen daraufhin ausrichten, unsere Marschrichtung von dem Punkt aus neu zu bestimmen, an dem wir uns gerade befinden. Das ist auch das Kennzeichen eines fähigen Studenten. Er wird die Werke eines alten Autors lesen und genau feststellen, wie weit dieser bei der Entwicklung seines Gedankenganges gekommen ist.

Er wird niemals vorschlagen, das Buch mit der Begründung zu verbrennen, dass es nutzlose Gedanken enthält. Kein Gedanke ist nutzlos. Gedanken sind Werkzeuge, durch die wir unsere Ziele erreichen. Der Leser, der einen schlechten Gedanken anprangert, weiß nicht, dass sogar eine schlechte Straße ausgebessert und in eine gute verwandelt werden kann.

Ein Gedanke ist wie ein Weg, der zu einem anderen führt. Auf diese Weise wird der Leser herausfinden, dass ein Gedanke, welcher heute das Ziel ist, morgen das Mittel zur Erreichung eines weiteren Zieles sein wird. Gedanken werden sich für den Fortschritt der Menschheit notwendigerweise als eine endlose Serie von Mitteln und Zielen erweisen.

Die großen Reformatoren werden immer darauf bestehen, dass sie nicht erschienen sind, um das alte Gesetz zu zerstören, sondern, um es zu erfüllen. Valmiki, Vyasa, Plato, Jesus, Mohammed, Konfuzius und Chaitanya Mahaprabhu bestätigen diese Tatsache entweder ausdrücklich oder durch ihr Verhalten.

Das Bhagavatam hat, wie alle religiösen Werke, philosophischen Leistungen und Schriften großer Persönlichkeiten, durch das törichte Verhalten unnützer Leser und dummer Kritiker gelitten. Erstere haben dem Werk dabei so viel Schaden zugefügt, dass sie letztere im Ausmaß der schädlichen Auswirkungen sogar übertroffen haben.

Auf der Suche nach Wahrheit und Philosophie sind Menschen mit wahrhaft hervorragenden Geistesgaben auf dieses Werk gestoßen, doch die Voreingenommenheit, die sie von unfähigen Lesern und deren Verhalten übernahmen, hat sie daran gehindert, sich ohne Vorbehalte darauf einzulassen.

Das Bhagavatam hat unter oberflächlichen indischen wie auch ausländischen Kritikern gleichermaßen und gelitten. Dieses Buch ist von einer großen Zahl unserer jungen Landsleute verwünscht und verurteilt worden, obwohl sie kaum seinen Inhalt gelesen oder gar über die Philosophie, auf der es beruht, nachgedacht haben. Schuld daran ist hauptsächlich ein unbegründetes Vorurteil, das ihnen in der Schule vermittelt wurde. Selbstverständlich wird das Bhagavatam nur von den Lehrern verspottet, die geistig und intellektuell auf niedriger Stufe stehen.

Wenn der Schüler dann heranwächst, ist dieses Vorurteil nicht leicht zu erschüttern, solange er das Buch nicht unvoreingenommen liest und über die Lehren der Vaisnavas nachsinnt. Uns erging es genauso. Als wir aufs College gingen, die philosophischen Werke des Westens lasen und mit den Denkern unserer Tage unsere Ansichten austauschten, da hassten wir das Bhagavatam richtiggehend.

Dieses große Werk schien eine Quelle von gottlosen und dummen Ideen zu sein, die kaum ins 19. Jahrhundert passten, und wir verabscheuten alle Argumente zu seinen Gunsten.

Damals hatte ein Band von Channing, Parker, Emerson oder Newman mehr Gewicht als die ganze Sammlung der Vaisnava-Literatur. Begierig verschlangen wir die verschiedenen Kommentare zur Heiligen Schrift, aber wir fanden an keinem einzigen Werk der Vaisnavas Gefallen.

Als wir dann älter wurden und unser religiöses Empfinden sich entwickelte, gestaltete sich unser Glaube in der Weise der Unitarier und wir beteten, wie es Jesus im Garten von Gethsemane getan hatte. Zufällig gerieten wir an ein Werk über den berühmten Chaitanya, und während wir es mit einer gewissen Aufmerksamkeit lasen, um die geschichtliche Stellung dieses gewaltigen Genius von Nadia zu klären, hatten wir Gelegenheit, Seine Erläuterungen zum Bhagavatam aufzunehmen.

Dieses zufällige Studium weckte in uns eine Liebe zu all den Werken, die wir über unseren östlichen Erlöser finden konnten. Unter Schwieriegkeiten gelang es uns, die berühmten Karchas in Sanskrit zusammenzutragen, die von Chaitanyas Schülern geschrieben worden waren.

Die Erläuterungen, die wir aus diesen Quellen über das Bhagavatam erhielten, waren von so bezaubernder Art, dass wir uns eine Kopie des gesamten Bhagavatam beschafften und seine Texte unter Zuhilfenahme der berühmten Kommentare von Sridhar Swami studierten. Das war natürlich schwierig für jene, die nicht in philosophischen Gedankengängen geübt waren. Durch dieses Studium haben wir schließlich die wahren Lehren der Vaisnavas kennengelernt. Ach, wie schwer ist es doch, die in unreifen Jahren erworbenen Vorurteile loszuwerden.

Soweit wir sehen, wird kein Gegner des Vaisnavismus irgend etwas Schönes am Bhagavatam finden. Der wahre Kritiker ist ein großmütiger Richter, frei von jeglicher Voreingenommenheit und Parteilichkeit. Jemand, der aus tiefstem Herzen ein Anhänger von Mohammed ist, wird sicherlich die Lehren des Neuen Testaments als Fälschung eines gefallenen Engels empfinden. Andererseits wird ein trinitarischer Christ die Gebote Mohammeds als die eines ehrgeizigen Reformators verurteilen. Der Grund dafür liegt schlicht darin, dass der Kritiker die gleiche Geisteshaltung besitzen sollte wie der Autor, dessen Verdienste er beurteilen soll. Gedanken gehen verschiedene Wege.

Jemand, der in der Denkweise der Unitariergemeinde oder in der Denkweise des Vedanta der Benares-Schule erzogen wurde, wird im Glauben der Vaisnavas nur schwerliche Frömmigkeit entdecken. Ein unwissender Vaisnava wiederum, der im Namen Nityanandas von Tür zu Tür betteln geht, wird die Christen nicht für fromm halten. Das kommt daher, weil der Vaisnava die Religion des Christen nicht mit den gleichen Augen sieht wie der Christ selbst.

Es kann sogar sein, dass beide, der Christ und der Vaisnava, das gleiche Gefühl äußern, aber sie werden den Kampf gegeneinander niemals aufgeben, nur weil sie auf verschiedenen gedanklichen Wegen zur gleichen Schlussfolgerung gelangt sind.

So kommt es dann dazu, dass sehr viel Kleinlichkeit in die Argumente der frommen Christen hineinkommt, wenn sie ihre eigenen unvollkommenen Ansichten über die Religion der Vaisnavas zum Ausdruck bringen.
Philosophische und theologische Themen sind wie die Gipfel eines ausgedehnten, hoch aufragenden und unzugänglichen Gebirges mitten auf unserem Planeten, die die Aufmerksamkeit auf sich ziehen und zur wissenschaftlichen Erforschung einladen. Große Denker und Menschen von tiefgehender Betrachtungsweise machen ihre Beobachtungen mit Hilfe von Wissen und Vernunft.

Aber wenn sie ihre Arbeit weiterführen, nehmen sie verschiedene Standpunkte ein. Diese Standpunkte sind Positionen, die durch die Umstände ihres sozialen und philosophischen Lebens vorgezeichnet sind, und sie sind auch deshalb verschieden, weil sie sich in verschiedenen Teilen dieser Welt befinden. Plato blickte von Westen her auf diesen Gipfel der spirituellen Frage, Vyasa machte seine Beobachtungen von Osten aus.

Konfuzius befand sich noch weiter im Osten und Schlegel, Spinoza, Kant und Goethe noch weiter im Westen. Alle diese Beobachtungen wurden zu verschiedenen Zeiten und auf verschiedene Weise gemacht, aber die Schlussfolgerungen sind insoweit völlig gleich, als das Objekt der Beobachtung das gleiche war. Sie alle waren auf der Suche nach dem Großen Geist, der Absoluten Seele des Universums. Sie mussten zwangsläufig Einsichten darüber gewinnen.

Ihre Worte und Ausdrücke sind verschieden, aber deren Bedeutung ist die gleiche. Sie versuchten, die absolute Religion zu finden, und ihre Anstrengungen waren von Erfolg gekrönt, da Gott seinen Kindern alles schenkt, was Er hat, wenn sie es nur haben wollen. Man braucht ein offenes, großmütiges, frommes und tugendhaftes Herz, um die Schönheiten zu erspüren, die in ihren Schlussfolgerungen stecken.

Parteilichkeit – dieser große Feind der Wahrheit – wird immer den Fragesteller verwirren, der die Wahrheit in den religiösen Schriften seiner Nation sucht, und ihn glauben machen, dass die absolute Wahrheit einzig und allein in seinen alten religiösen Schriften zu finden ist.

Welch besseres Beispiel könnte man hier anführen als die Tatsache, dass für den großen Philosophen von Benares weder in der universellen Gemeinschaft aller Menschen noch in der gemeinsamen Vaterschaft Gottes die Wahrheit zu finden ist? Der Philosoph, der einzig auf seine Art und Weise denkt, kann niemals die Schönheit des christlichen Glaubens sehen.

Die Vorstellungen Christi in bezug auf seinen eigenen Vater waren von absoluter Liebe erfüllt, und solange der Philosoph nicht lernt, so zu denken, wird er immer den absoluten Glauben entbehren müssen, wie ihn der westliche Erlöser predigte. In ähnlicher Weise muss der Christ den Gedankengang annehmen, den der Nachfolger der vedischen Lehre eingeschlagen hat, bevor er die Schlussfolgerungen des Philosophen lieben kann.

Der Kritiker sollte deshalb eine verständnisvolle, gutherzige, großzügige, aufrichtige, unparteiische und einfühlsame Seele besitzen.

Das Bhagavatam selbst sagt uns, was es ist: „Es ist die Frucht vom Baum des Wissens (Veda), vermischt mit dem Nektar der Unterweisung von Sukadeva. Es ist der Tempel spiritueller Liebe! Oh, ihr Gläubigen! Trinkt immer wieder in tiefen Zügen von diesem Nektar des Bhagavatam, bis ihr endlich diese sterbliche Hülle verlassen dürft.“

Und auch das Garuda Purana stellt fest: „Das Bhagavatam besteht aus 18.999 Versen. Es enthält die besten Teile der Veden und des Vedanta. Wer je von seinem süßen Nektar gekostet hat, der wird nie wieder in einem anderen religiösen Buch lesen wollen.“

Jeder aufmerksame Leser wird diese Lobpreisungen sicherlich wiederholen. Das Bhagavatam ist das Buch der Bücher. Fang nur einmal damit an und du wirst, in was für einem Zustand du dich auch immer befinden magst, in die spirituelle Welt versetzt, wo es die grobstoffliche Materie nicht gibt.

Der wirkliche Jünger des Bhagavatam ist ein spiritueller Mensch, der seine zeitweilige Verbindung mit der Welt der Erscheinungen bereits durchtrennt hat und der zu einem Bewohner der Region geworden ist, in der Gottes Sein und Liebe ewig sind. Dieses mächtige Werk ist auf Inspiration gegründet; darüber wölbt sich tiefe Betrachtung.

Für den gewöhnlichen Leser besitzt es keinen Reiz und ist voller Schwierigkeiten. Deshalb sind wir gezwungen, es mit Hilfe von so großartigen Kommentatoren wir Sridhar Swami und dem göttlichen Chaitanya und Seinen Anhängern gründlich zu studieren.

Nun erzählt uns der große Prediger von Nadia, dass das Bhagavatam auf den vier Versen beruht, die Vyasa von Narada, dem gelehrtesten unter allen geschaffenen Lebewesen, erhalten hatte. Er erzählt uns weiter, dass Brahma, auf der Suche nach der letztendlichen Ursache der Welt, danach trachtete, das gesamte materielle Universum zu ergründen.

Und als es ihm nicht gelang, diese Ursache außerhalb von sich selbst zu finden, da ging er in sich und betrachtete die Beschaffenheit seiner eigenen spirituellen natur. Dort hörte er die Überseele, die zu ihm die folgenden Worte sprach:
„Höre, o Brahma! Ich gebe dir das Wissen von Meinem eigenen Selbst und von Meinen Beziehungen und Erscheinungsweisen, die bereits für sich allein genommen schwierig zu begreifen sind. Du bist ein geschaffenes Wesen. Deshalb ist es nicht leicht für dich, das anzuerkennen, was Ich dich lehren will. Doch will Ich dir auch die Kraft der Erkenntnis schenken, damit du mit deinem unvollkommenen Wissen Mein Wesen, Meine Absichten, Meine Gestalt, Meine Fähigkeit, Mein Handeln und ihre verschiedenartigen Beziehungen untereinander verstehen kannst.

Am Anfang war Ich, lange bevor alle spirituellen und alle irdischen Dinge erschaffen waren. Und jetzt, da sie erschaffen sind, bin Ich in jedem von ihnen und verleihe ihnen dadurch Sein und Wirklichkeit. Und wenn sie alle wieder vergangen sind, werde Ich in all Meiner Fülle bleiben, was Ich war und was Ich bin.

Alles was wahr zu sein scheint, ohne aus sich selbst heraus wirklich zu sein, und alles was nicht wahrgenommen werden kann, obwohl es an sich wahr ist, all das gehört zu Meiner trügerischen Schöpfungsenergie, wie z.B. das Licht die Dunkelheit in der materiellen Welt.“

Es ist schwierig, das oben Gesagte in wenigen Worten zu erklären. Man muss das gesamte Bhagavatam selbst lesen, um die Erklärung zu finden. Nachdem der große Vyasa es vollbracht hatte, die Veden und die Upanisaden zusammenzustellen, die 18 Puranas durch Tatsachen zu vervollständigen, die er aus einer jahrhundertealten Überlieferung zusammengetragen hatte, den Vedanta und auch das große Mahabharata, ein episches Gedicht von großer Berühmtheit, zu verfassen, da begann er aber seine eigenen Theorien und Unterweisungen zu grübeln und fand, wie Goethes Faust, dass er bis zu diesem Zeitpunkt keine wirkliche Wahrheit gefunden hatte.

Er versenkte sich in sein eigenes Selbst und suchte nach seinem eigenen spirituellen Wesen, und da geschah es, dass ihm die oben erwähnte Wahrheit zu seinem eigenen Heil und zum Heil der ganzen Welt mitgeteilt wurde. Der Weise erkannte sogleich, dass seine bisherigen Werke einer Überarbeitung insoweit bedurften, als sie nicht die ganze Wahrheit und nichts außer der Wahrheit enthielten. Seine neue Vorstellung stellte die Weiterentwicklung seiner früheren Vorstellung von Religion dar.

Um dieser Wandlung Ausdruck zu verleihen, begann er mit dem Bhagavatam. Von dieser Tatsache ausgehend sollten unsere Leser eigentlich den Stellenwert erkennen, den das Bhagavatam in der theologischen Literatur der Hindus genießt.

Die Gesamtheit dieses unvergleichlichen Werkes lehrt uns, wie einst unser großer Chaitanya, die drei großen Wahrheiten, die die absoltue Religion der Menschen ausmachen.

Unser Prediger aus Nadia nennt sie Sambandha, Abhidheya und Prayojana, d.h. die Beziehung zwischen dem Schöpfer und dem, was erschaffen ist, die Pflicht des Menschen gegenüber Gott und das Ziel der menschlichen Entwicklung.

Diese drei Worte enthalten den ganzen Ozean des menschlichen Wissens, soweit er bis zu dieser Epoche des menschlichen Fortschritts erforscht worden ist. Sie stellten die kardinalen Eckpfeiler der Religion dar, und das ganze Bhagavatam ist, wie es uns von Chaitanya gelehrt wurde, eine Erklärung dieser drei wesentlichen Punkte sowohl durch Unterweisungen wie auch durch Beispiele.

Das Bhagavatam lehrt uns in allen seinen zwölf Abschnitten (skandhas), dass es nur einen Gott gibt, ohne einen zweiten, der in Sich Selbst vollkommen war und ist und der immerdar derselbe bleiben wird. Zeit und Raum, die all den Dingen, die erschaffen sind, ihre Lebensbedingungen vorschreiben, befinden sich weit unter Seiner höchsten spirituellen Natur, die nicht bedingt, sondern absolut ist.

Alles was erschaffen ist, ist dem Einfluss von Zeit und Raum unterworfen, die die Hauptbestandteile des Schöpfungsprinzips sind, das den Namen Maya trägt. Maya ist etwas, das wir, die wir ihr unterworfen sind, nicht leicht verstehen können, aber Gott erklärt uns dieses Prinzip mittels unserer spirituellen Wahrnehmung, soweit wir es in unserem gegenwärtigen Zustand überhaupt verstehen können.
Im Geiste Gottes wurzeln die Grundmuster von all dem, was wir während unserer immerwährenden Gemeinschaft mit Ihm erfahren, da Gott sonst das Attribut des Allwissenden verlieren müsste, das wir auf so gelehrte Weise auf Ihn anwenden.

Auch der unvollkommene Teil der Natur, der Bedürfnisse in sich schließt, entsprang aus eben diesen Grundprinzipien. Und was, außer einem Prinzip wie dem der Maya, die ewig in Gott existiert und Seiner Allmacht untersteht, könnte bei der Erschaffung der Welt, wie sie ist, ihre Hand im spiele haben? Das bezeichnet man als die Maya-Shakti des allgegenwärtigen Gottes. Ihr könnt daran herumnörgeln, soviel ihr wollt. Das ist eine Wahrheit, die das gesamte erschaffene Universum betrifft.

Diese Maya steht so lange zwischen uns und Gott, wie wir nicht spirituell sind, und wenn wir fähig sind, ihre Fesseln zu sprengen, lernen wir, sogar in dieser sterblichen Hülle, als spirituelle wesen mit dem Unbedingten und dem Absoluten in Verbindung zu treten. Nein, Maya bedeutet nicht nur etwas Falsches, sondern es bedeutet auch eine Verschleierung der ewigen Wahrheit.

Die Schöpfung ist nicht Maya selbst, sondern sie ist diesem Prinzip unterworfen. Gewiss ist das eine idealistische Theorie, aber sie ist durch falsche Erklärungen zu Torheit herabgewürdigt worden. Der Materialist lacht über eine vollkommene Theorie und sagt: „Wie könnte dieser Körper aus Wasser, Luft und Erde bloße Vorstellung sein, ohne wirkliche Wesenhaftigkeit zu besitzen?“ Und er lacht zu Recht, wenn er zu Sankaracharyas Buch greift, als dickes Ende seines Spotts.

Der wahre Idealist muss auch ein Dualist sein. Er muss darauf vertrauen, dass all das, was er als Natur wahrnehmen kann, von Gott voller spiritueller Substanz und innerer spiritueller Beziehungen geschaffen wurde, aber er darf nicht denken, dass die äußere Erscheinung die eigentliche Wirklichkeit ist.

Das Bhagavatam lehrt uns, dass alles, was wir bei geistiger Gesundheit wahrnehmen, wirklich, dass aber die materielle Erscheinung davon vergänglich und trügerisch ist. Das üble an dieser idealen Theorie besteht in ihrer Tendenz, die Natur für falsch zu erklären, aber die Idee, wie sie im Bhagavatam erklärt ist, macht die Natur zu etwas Wirklichem, wenn auch nicht in der ewigen Weise, wie Gott und Seine Vorstellungen wirklich sind.

Welcher Schaden könnte schon entstehen, wenn der Mensch an die Natur als eine spirituelle Wirklichkeit glaubt und auch daran, dass die körperlichen Beziehungen und die Entwicklungsstufen der Gesellschaft ihrem innersten Wesen nach rein spirituell sind!

Nein, es handelt sich hier nicht einfach nur um eine Auswechslung der begriffe, sondern es geht um einen Wandel der Natur selbst. Die Natur ist auf ewig spirituell, aber der Einfluss von Maya macht sie grobstofflich und materiell. Im Zuge seiner Entwicklung versucht der Mensch diese grobschlächtige Idee abzuschütteln, die ihrem Wesen nach kindisch und töricht ist, und lebt dann, wenn er das störende Prinzip der Maya bezwingt, mit seinem eigentlichen spirituellen Wesen in ständiger Gemeinschaft mit Gott.

Im Abschütteln dieser Fessel liegt die eigentliche Erlösung der menschlichen Natur. Der Mensch, dem diese Erlösung zuteil wurde, wird freimütig zu seinem Bruder sagen: „Wenn du Gott sehen willst, sieh mich an, und wenn du eins sein willst mit Gott, dann folge mir nach.“ Das Bhagavatam lehrt uns diese Beziehung zwischen Mensch und Gott, und wir alle müssen dieses Wissen erlangen.

Diese erhabene Wahrheit ist der Punkt, an dem sich der Materialist und der Idealist treffen müssen, als kämen sie aus der gleichen Schule, und das ist der Punkt, auf den jegliche Philosophie hinausläuft. Das heißt im Bhagavatam sambandha-jnana oder mit anderen Worten das Wissen um die wahre Beziehung zwischen dem Bedingten und dem Absoluten.

Jetzt müssen wir versuchen, das zweite große Prinzip zu erklären, das uns durch das Bhgavatam ans Herz gelegt wird, und das ist das Prinzip der Pflichterfüllung. Der Mensch muss auf geistige Weise Gott verehren. Dabei kann der Schöpfer auf dreierlei Weise von Seinen Geschöpfen verehrt werden.

Alle Theologen stimmen darin überein, dass es nur einen Gott gibt, ohne einen zweiten. Aber entsprechend ihrer unterschiedlichen Denkweise und den verschiedenen Arten der Verehrung, die sie angenommen haben, sind sie sich uneins, wenn es darum geht, diesem Gott einen Namen zu geben. Einige nennen Ihn das Brahman, andere bezeichnen Ihn als Paramatma und wieder andere geben Ihm den Namen Bhagavan. Diejenigen, die Gott in Seiner unendlichen Größe nach dem Grundsatz der Verehrung anbeten, nennen Ihn das Brahman. Diese Art der Verehrung nennt man Jnana oder Wissen.

Diejenigen, die Gott als die Überseele verehren, im Bewusstsein der spirituellen Vereinigung mit Ihm, nennen Ihn Paramatma. Das nennt man Yoga. Diejenigen, die Gott als das „Ein und Alles“ verehren, aus ganzem Herzen, mit ihrem ganzen Körper und mit all ihrer Kraft, die bezeichnen Ihn als Bhagavan. Dieses letzte Prinzip ist Bhakti. Das Buch, das die Beziehung zu Bhagavan und Seine Verehrung beschreibt, nennt sich selbst das Bhagavatam, und auch der Gläubige trägt den gleichen Namen.

Das ist das Bhagavatam, das zweifellos das Buch für alle Arten von Theisten ist. Wenn wir Gott als das „Ein und Alles“ spirituell verehren, mit dem Herzen, dem Geist und unserer ganzen Kraft, dann sind wir alle Bhagavatas und wir ein spirituelles Leben, wie es weder der Verehrer des Brahman erreichen kann, noch der Yogi, der seine Seele mit dem Paramatma, der Überseele, vereint. Bhagavan steht auf der höchsten Stufe, weil Er alle Arten persönlicher Gottesverehrung zu einem einzigen herausragenden Prinzip der menschlichen Natur vereinigt, das man Bhakti nennt.

Dieses Wort findet in der englischen (respektive deutschen) Sprache keine Entsprechung. Frömmigkeit, Demut, Verzicht und spirituelle Liebe, die durch keinerlei persönliche Bitte verfälscht ist, außer durch die Bitte um die Fähigkeit zur Reue, gehören alle zu diesem höchsten Prinzip der Bhakti.

Das Bhagavatam rät uns, Gott auf diese großartige und unschätzbare Art und Weise zu verehren, die dem menschlichen Wissen und dem Prinzip des Yoga so unendlich überlegen ist.

Die Kürze der Ausführungen gestattet uns keine Erklärung der grundlegenden Prinzipien der Bhakti. Es genügt zu sagen, dass die Bhakti im Lauf ihrer Entwicklung fünf verschiedene Stufen durchläuft bis hin zu ihrer höchsten und reinsten Form. Und dann wiederum, wenn sie diese letzte Erscheinungsweise erreicht hat, ist sie schließlich der weiteren Entwicklung von der Stufe der Prema (Liebe) zur Stufe von Mahabhava fähig, was in der Tat ein vollständiges Eingehen in die spirituelle Welt bedeutet, wo Gott allein der Bräutigam unserer Seele ist.

Das umfangreiche Bhagavatam ist eine umfassende Veranschaulichung dieses Prinzips der unaufhörlichen Entwicklung und des beständigen Fortschreitens der Seele von der grobstofflichen Materie hin zum allvollkommenen universellen Geist, der als persönlich, ewig, absolut, frei, allmächtig und allwissend charakterisiert ist.

Nichts Grobstoffliches oder Materielles bleibt dann in ihr zurück. Das ganze ist ein spiritueller Vorgang.

Um diese spirituelle Darstellung dem Schüler, der versucht sie in sich aufzunehmen, auf einprägsame Weise zu vermitteln, sind Vergleiche mit der materiellen Welt gezogen worden, die den Unwissenden und den Theoretiker ganz sicher überzeugen.

Materielle Beispiele sind zur Erklärung von spirituellen Vorstellungen unbedingt notwendig. Das Bhagavatam glaubt, dass das Geistige in der Natur ihre einzige Wahrheit darstellt und der einzig wirkliche Teil von ihr ist.

Die phänomenale Erscheinungsweise der Natur ist in Wahrheit theoretisch, obwohl sie seit den Tagen unserer Kindheit unseren Glauben am stärksten geprägt hat. Diese äußere Erscheinungsweise der Natur ist nicht mehr als ein sicheres Anzeichen für ihr spirituelles Wesen. Deshalb sind Vergleiche so wichtig.

Die Natur muss, so wie sie vor unseren Augen erscheint, den Geist zum Ausdruck bringen, oder die Wahrheit wird auf immer verborgen bleiben, und der Mensch wird niemals seiner Kindheit entwachsen, obwohl sein Bart bereits weiß werden mag wie der Schnee des Himalaya.

Die gesamte Geistes- und Moralphilosophie lässt sich anhand der Materie selbst erklären. Emerson zeigt sehr schön, wie all die Begriffe der Moralphilosophie ursprünglich von den Namen materieller Objekte herrühren. Die Worte Gehör, Kopf, Geist, Gedanke, Mut und Tapferkeit waren ursprünglich allgemein gebräuchliche Namen gewisser entsprechender Objekte in der materiellen Welt. Und alle spirituellen Vorstellungen sind in ähnlicher Weise Abbilder der materiellen Welt.

Denn Materie ist sozusagen das Wörterbuch des Geistes und materielle Bilder sind nichts anderes als die Schatten spiritueller Dinge, die unser materielles Auge zwar zunächst als Materie wahrnimmt, aber dann wieder unserer eigentlichen spirituellen Wahrnehmung zugänglich macht. Nicht was das Auge wahrnimmt, ist wirklich – wirklich ist nur das geistige Prinzip, das darin zum Ausdruck kommt.

Gott hat in seiner unendlichen Güte und Freundlichkeit diese nie versagende Verbindung zwischen der Wahrheit und den Schatten begründet, um uns die ewige Wahrheit, die Er für uns bereithält, tief einzuprägen.

Die Uhr zeigt uns die Zeit, das Alphabet weist auf das gesammelte Wissen hin, der wundervolle Klang eines Harmoniums gibt uns eine Vorstellung von der ewigen Harmonie in der spirituellen Welt.

Die Vorstellung des Heute, Morgen und Übermorgen lässt uns auf den unvorstellbaren Begriff der Ewigkeit stoßen, und in ähnlicher Weise prägen materielle Bilder unserem spirituellen Wesen wahrhaft spirituelle Vorstellungen von Religion ein. Aus diesen durchaus vernünftigen Gründen hat Vyasa sich die Methode zu eigen gemacht, die Art unserer geistigen Verehrung mit Hilfe gewisser materieller Phänomene zu erklären, die der spirituellen Wirklichkeit entsprechen.

Unsere Aufgabe besteht hier nicht darin, in Einzelheiten zu gehen, deshalb ist es uns nicht möglich, in dieser kurzen Abhandlung einige dieser Beispiele anzuführen.

Der elfte Band des Bhagavatam behandelt den praktischen Teil dieser Angelegenheit. Alle Methoden, durch die ein Mensch sich selbst schulen kann, bis zur Stufe der Prema-bhakti zu gelangen, wie sie vorhin beschrieben wurde, werden dort ganz ausführlich dargelegt. Zuallererst wird uns geraten, uns im Hinblick auf die Beziehungen zu unseren Mitmenschen in ganz dankbare Diener Gottes zu verwandeln.

Über unser eigentliches Wesen wird gesagt, dass es drei verschiedene Aspekte in sich birgt, die in all unserem Tun in der Welt zum Ausdruck kommen. Diese Aspekte heißen Sattva, Raja und Tama.

Sattva-Guna ist der Teilaspekt unseres Wesens, der makellos gut ist, soweit er in unserem gegenwärtigen Zustand überhaupt makellos sein kann. Raja-Guna ist weder gut noch schlecht. Tama-Guna verkörpert das Böse. Unsere Pavrittis, d.h. unsere inneren Neigungen und Wünsche, werden als die Triebfeder all unserer Handlungen beschrieben, und es ist unsere Aufgabe, diese Wünsche und Neigungen auf das Niveau der Sattva-Guna zu bringen, wie es in der Morallehre bestimmt ist. Das ist nicht leicht getan.

Der Ursprüng all unserer Handlungen sollte sorgsam vor der Tama-Guna, dem Prinzip des Bösen, dadurch geschützt werden, dass man zuerst die Haltung der RAja-Guna einnimmt. Und wenn das geschehen ist, sollte der Mensch seine Raja-Guna mit Hilfe der natürlichen Sattva-Guna bezwingen, die, wenn man sie entwickelt hat, die mächtigste der drei Gunas ist.
Wollust, Faulheit, gottlose Handlungen und die Entartung der menschlichen natur durch Rauschmittel werden als ausschließlich zur Tama-Guna – dem üblen Aspekt der Natur – gehörend beschrieben.

Diese schlechten Eigenschaften kann man beherrschen durch Heirat, sinnvolle Arbeit und Enthaltsamkeit von jeglicher Berauschung und Streit mit unseren Nachbarn und dadurch, dass man den niedrigeren Tieren kein Leid zufügt. Und dann, wenn die Raja-Guna in unserem Herzen die Vorherrschaft erlangt hat, ist es unsere Pflicht, diese Raja-Guna in Sattva-Guna zu verwandeln, die die reine Güte darstellt.

Die eheliche Liebe, die zuerst entwickelt wurde, muss nun geläutert werden und zu einer heiligen, reinen und spirituellen Liebe werden, d.h. zu einer Liebe von Seele zu Seele. Sinnvolle Arbeit wird dann gewandelt werden in Arbeit, die mit Liebe getan wird und nicht mit Widerwillen oder aus Verpflichtung.

Enthaltsamkeit von gottlosen Handlungen wird den Anschein des Negativen verlieren und in positives gutes Tun umgewandelt werden. Dann werden wir alle Lebewesen im gleichen Licht sehen, in dem wir uns selbst sehen, d.h., wir müssen unsere Selbstsucht verwandeln in die größtmögliche uneigennützige Handlungsweise gegenüber allem, was uns umgibt.

Liebe, Barmherzigkeit, Wohltätigkeit und Hingabe zu Gott wird unser einziges Ziel sein. Dann werden wir Diener Gottes, indem wir uns Seinen hohen und heiligen Wünschen fügen. Hier fangen wir an, bhaktas zu sein, und sind für eine weitere Entwicklung unseres spirituellen Wesens empfänglich, so wie wir es oben beschrieben haben.

All das umfasst der Begriff abhideya, der zweite wesentliche Punkt im Bhagavatam, diesem herausragenden religiösen Werk. Damit haben wir die zwei wesentlichen Kernpunkte unserer Religion vor uns, mehr oder weniger in den Begriffen und Gedankengängen erklärt, die von unserem Erlöser offenbart wurden, der vor nur viereinhalb Jahrhunderten in der wunderschönen Stadt Nadia gelebt hat, die an den Ufern der Bhagirathi liegt.

Jetzt müssen wir zum letzten wesentlichen Kernpunkt übergehen, der von jenem großen Reformator prayojana, Zielvorstellung, genannt wurde. Was ist das Ziel unserer spirituellen Entwicklung, unserer Hingabe und unserer Verbindung mit Gott? Das Bhagavatam sagt uns, dass dieses Ziel weder Freude noch Leid ist, sondern eine unaufhörlich fortschreitende spirituelle Entwicklung und Harmonie.

In den gebräuchlichen Büchern der Hindureligion, in denen die Raja- und Tama-Guna als die Methoden der Religion beschrieben worden sind, finden wir Beschreibungen eines örtliche bestimmten Himmels und einer örtlich bestimmten Hölle; der Himmel so schön wie nur irgend etwas auf Erden und die Hölle so entsetzlich wie jede nur erdenkliche Vorstellung des Bösen.

Außer diesem Himmel finden wir noch viele andere Orte, wohin die guten Seelen zur Belohnung geschickt werden. Die Hölle selbst ist in 84 Bereiche gegliedert, von denen einige noch grauenvoller sind als die eine, die Milton in seinem „Paradise Lost“ beschrieben hat.

Diese Darstellungen sind sicherlich Dichtung und ursprünglich von den Herrschern verschiedener Länder geschaffen worden, um die bösen Taten unwissender Menschen einzudämmen, die nicht fähig sind, die Schlussfolgerungen der Philosophie zu verstehen. Die Religion des Bhagavatam ist von solcher Dichtung frei.

Zwar finden wir in einigen Kapiteln Beschreibungen dieser Himmel und Höllen und Aufzeichnungen sonderbarer Geschichten. Aber wir sind an einigen Stellen in diesem Buch ermahnt worden, diese nicht als wirkliche Tatsachen aufzufassen, sondern als Erfindungen, um die Gottlosen einzuschüchtern und die Leichtgläubigen und Unwissenden zu bessern.