Editorial bei Acchedya das
Liebe Freunde, Gottschwestern und Gottbrüder,
Euch allen entbiete ich ein herzliches Namaste! Gerade
bin ich von Lake Side, Pokhara, Nepal, zurückgekehrt,
wo wir "(plain cloth Devotees) Gottgeweihten vor 13 Jahren
Zuflucht gesucht haben, um frei von Politik und unnötigem
Gerangel unsere Gefühle für unseren spirituellen Meister
zu kultivieren. Die milde Athmosphäre des Himalaya hielt
unseren Satsang und unser Chanten lebendig.
Jetzt sind wir zurück in Deutschland und wenden uns an die Öffentlichkeit - in der Hoffnung, offene Ohren für Srila Prabhupadas Botschaft und unsere Verwirklichungen zu finden.
Der Hauptantrieb für mein Anliegen besteht in Frustration mit der Arbeit mit Menschen, denen es nicht mehr an Individuen sondern nur noch an den Belangen einer Institution gelegen ist.
Die unausgesprochene Regel lautet heutzutage: Macht neue Gottgeweihte - laßt die älteren Gottgeweihten, die bereits einen Großteil Ihrer wertvollsten Lebensabschnitte geopfert haben, Srila Prabhupada zu dienen, links liegen! So wird ein endloser "Personalumsatz" gemacht - nur um die Institution um der Institution willen zu erhalten.
Wir meinen jedoch, daß die Spiritualität, die von Srila Prabhupada in seiner persönlichen Gegenwart ausging, so stark war, daß er Menschen ermutigen konnte, alle sozialen Schwierigkeiten um Krishnas willen zu transzendieren. Heute fehlt jene einfache Gabe der Inspiration, weil sie von unserer spirituellen Unreife oder Kurzsichtigkeit überdeckt ist.
Woraus ist diese Trübung der klaren Sicht entstanden? Niemand scheint eine Vorstellung zu haben, was ISKCON eigentlich darstellt, oder, anders ausgedrückt, jeder glaubt, seine Idee sei das einzig richtige Konzept, Gottbewußtsein zu verbreiten. Vielleicht gibt es gar keine einzelne richtige Lösung? Vielleicht stehen wir hier vor einem subjektiven Problem, und alle haben Recht; dann würden sich verschiedene Zweige des Chaitanya- Baumes in viele verschiedene Richtungen ausbreiten, um alle Aspekte der Gesellschaft auf verschiedene Art und Weise zu berühren. Letztendlich würden sich dann die verschiedenen Zweige einander immer mehr nähern, und alle Menschen auf verschiedenen Ebenen könnten sich Krishna mit ihren eigenen persönlichen Neigungen und ihrer jeweiligen Art des Glaubens (sraddha) annähern, so wie es Srila Bhaktivinoda in seinem namahatta-Programm vorgesehen hat.
Unser Projekt ist nur eines unter endlosen Wegen und Möglichkeiten, Sri Krishna zu dienen.
In Nepal haben wir die letzten zehn Jahre über in der "League of Devotees" praktiziert. An dieser Gemeinschaft haben verschiedene Devotees, ISKCON-Geweihte, Mitglieder der Gruppe um Sridhar Swami, und all die Menschen Anteil, die ein wenig Anziehung für den Herrn unser aller Seelen, Sri Krishna, und den Umgang mit Gottgeweihten verspüren. Wir wollen mit allen zusammenarbeiten, doch bitte laßt uns dabei einfach und freundlich bleiben - das war Srila Prabhupadas ernsthafter Wunsch!
Hinweg mit allem pompösen Stolz und Streben nach Positionen. Seid Ihr selbst und dient von der Ebene aus, auf der Ihr Euch wirklich befindet, anstatt diese oder jene Position für Euch zu beanspruchen, um irgendeine umzuckerte Werbekampagne laufen zu lassen. Unsere Schlußfolgerung lautet, daß alle Probleme daraus entstehen, daß wir Herr sein wollen.
Dies gilt insbesondere für jeden, der den Ausdruck "Guru" in den Mund nimmt. Sobald man sich darüber zu streiten beginnt, was ein Guru ist und wie ein Guru auszusehen hat, wird man wahnsinnig, wie wir viele Male in der Vergangenheit gesehen haben. Wir meinen: Das Bewußtsein ist umzukehren, und man sollte sich fragen, "Wie kann ich Guru und Krishna dienen?"
Die Reise geht immer weiter, obwohl wir glauben mögen, sie sei zu Ende. Laßt uns nur ein wenig innehalten und uns dem Vorgang des saranagati (Zufluchtsuchens bei Krishna) zuwenden, dann wird sich uns alles im Laufe der Zeit offenbaren. Das Wissen ist auf dem Weg zu uns herab und wartet nur darauf, daß wir dafür empfänglich sind. Es bleibt uns nur zu beten, weitermachen zu dürfen - den Rest müssen wir unserem geliebten Srila Prabhupada und Krishna überlassen.
Buddhanilkanth - Vishnu sleeping on Ananta-Sesha |
Ein Reporter namens Dale Carnagie hatte einmal eine wichtige Verwirklichung. Er interviewte viele Menschen: Gangster (einschl. AI Capone), Politiker, Priester, Künstler, Arbeiter - und alle waren vollkommen überzeugt von ihrer Meinung, wodurch sie alle Handlungen, die sie ausgeführt hatten, rechtfertigten. Dies eben ist die materielle Krankheit: Wir alle glauben, wir hätten die Wahrheit für uns gepachtet. Richtet nicht, damit ihr nicht gerichtet werdet (Mt. 7.1) - so lautet die Parole. Sind nur einige Menschen berechtigt, Wissen zu offenbaren, oder gilt die Verwirklichung eines jeden Gottgeweihten?
Wir sind der Überzeugung, daß, solange Krishnabewußtsein sektiererisch monopolisiert wird, keine Einheit bestehen kann. Und Einheit ist der Hauptzweck von Sri Gaurangas Sankirtan-bewegung, die international von Srila Prabhupada bekanntgemacht wurde, um Gottgeweihte zusammenzubringen, damit sie zusammen hören und chanten und dann das Wissen an andere weiterverteilen!
Wie können wir dieses wertvolle Wissen verbreiten, wenn wir nicht einmal unter uns selbst Frieden halten? Sich vergrößern zu wollen, ohne an die Erhaltung des bereits Erreichten zu denken, ist sicher in der Erscheinungsweise der Leidenschaft (raja guna), die uns keinen Frieden läßt, klar zu denken. Alles verschwimmt und gerät aus der Perspektive, das Ziel wird unklar, und die Motivation erstickt in Verzweiflung! Laßt uns hoffen, daß die Verzweiflung uns auf die Suche nach der ursprünglichen Zuflucht treibt - die Folge hiervon wiederum ist das Gebet - die einzige Lösung für das bekümmerte Herz in dieser materiellen Welt.
Nun, laßt uns in diesem Sinne zusammenarbeiten und mit Srila Prabhupada und Krishna glücklich sein. Wir hoffen, von Euch zu hören.
Haribol und Namaskar
Euer zu Diensten stehender
Acchedya das
League of Devotees
Lüneburg, im Juli 1993
HARE
KRISHNA, HARE KRISHNA, KRISHNA KRISHNA, HARE HARE,
HARE RAMA, HARE RAMA, RAMA RAMA, HARE HARE.