Aus dem Srimad-Bhagavatam erfahren wir,
daß der
rasa-Tanz in der
Vollmondnacht der sarat-Jahreszeit
stattfand. Aus den früheren Kapiteln geht hervor, daß das
Fest der Govardhana-puja gleich nach
der mondlosen
Nacht des Monats Karttika vollzogen wurde, und danach
hatte die Zeremonie namens Bhratrdvitiya
stattgefunden.
Darauf war Vrndavana
von den Regenfällen und
Hagelstürmen heimgesucht worden, die
Indra in seinem
Zorn geschickt
hatte, und Sri
Krsna hatte den
Govardhana-Hügel für sieben Tage hochgehalten, bis zum
neunten Tag des zunehmenden Mondes. Am zehnten Tag
hatten die Einwohner Vrndavanas über
die wunderbaren
Taten Krsnas gesprochen, und am
darauffolgenden Tag
war Ekadasi gewesen, weshalb Nanda
Maharaja fastete.
Am nächsten Tag, am Dvadasi, war Nanda Maharaja, als
er im Ganges ein Bad nehmen
wollte, von Varunas
Männern gefangengenommen worden; doch
Krsna hatte
ihn wieder befreit, und
schließlich hatte Er Nanda
Maharaja und den anderen Kuhhirten
den spirituellen
Himmel offenbart.
Auf diese Weise ging
die Vollmondnacht der
sarat-Jahreszeit vorüber. Die Vollmondnacht
im Monat
Asvina wird sarat-purnima genannt. Den
Aussagen des
Srimad-Bhagavatam können wir also
entnehmen, daß
Krsna ein ganzes Jahr lang warten mußte, bis die nächste
solche Vollmondnacht kam und Er
zusammen mit den
gopis den rasa-Tanz genießen konnte.
Krsna war sieben
Jahre alt gewesen, als Er den Govardhana-Hügel hochhob.
Beim rasa-Tanz also war Krsna acht Jahre alt.
In den vedischen Schriften bezieht
sich das Wort
rasa-Tanz auf eine Vorführung, in der ein Ballettänzer mit
vielen Mädchen zusammen tanzt. Als Krsna sah, daß sich
die Vollmondnacht
der sarat-Jahreszeit ankündigte,
schmückte Er Sich mit vielen
Blumen, die zu dieser
Jahreszeit blühten, vor allem mit
den wohlriechenden
mallika-Blumen. Er erinnerte Sich daran,
wie die gopis
zur Göttin Katyayani gebetet hatten, um Ihn als Ehemann
zu bekommen. So dachte
Krsna bei Sich, daß die
Vollmondnacht der sarat-Jahreszeit sich vortrefflich zum
Tanzen eigne. Auf diese Weise würde Er den Wunsch der
gopis, Ihn als Ehemann zu haben, erfüllen.
Die Worte, die
in diesem
Zusammenhang im
Srimad-Bhagavatam benutzt werden, sind
bhagavan api,
was bedeutet, daß
Krsna, obwohl Er die
Höchste
Persönlichkeit Gottes ist, keinerlei Verlangen hat, weil Er
ewiglich alle sechs Füllen in
Vollkommenheit besitzt.
Aber dennoch wollte Er Sich der Gemeinschaft der gopis
erfreuen. Die Worte bhagavan api weisen
auch darauf
hin, daß der rasa-Tanz nicht dasselbe ist, wie wenn in der
materiellen Welt junge Leute miteinander
tanzen. Zur
genauen Erläuterung werden im
Srimad-Bhagavatam die
Worte yoga-mayam upasritam gebraucht, was
bedeutet,
daß sich Krsnas Tanz mit den
gopis auf der Ebene von
yoga-maya befindet, nicht auf der von maha-maya. Wenn
in der materiellen Welt Jungen und Mädchen miteinander
tanzen, so gehört dies in das Königreich maha-mayas, der
äußeren Energie. Krsnas rasa-Tanz mit den gopis jedoch
findet auf der yoga-maya-Ebene statt.
Der Unterschied
zwischen der Ebene von yoga-maya und maha-maya wird
im Caitanya-caritamrta mit dem
Unterschied zwischen
Gold und Eisen verglichen. Beides
sind zwar Metalle,
doch an Qualität sind sie voneinander völlig verschieden.
Ebenso verhält es sich mit dem
rasa-Tanz. Sri Krsnas
Gemeinschaft mit den gopis scheint
äußerlich genau wie
das gewöhnliche Zusammentreffen
von Jungen und
Mädchen zu sein, aber in Wirklichkeit
besteht qualitativ
ein gewaltiger Unterschied. Diesen
Unterschied können
jedoch nur die großen
Vaisnavas wahrnehmen, die
zwischen Liebe zu Krsna und Lust zu
unterscheiden
wissen.
Auf der Ebene der maha-maya tanzt man miteinander
mit dem Ziel der Sinnenbefriedigung. Aber als die gopis
zu der Stelle liefen, an der Krsna auf Seiner Flöte spielte,
um sie zum rasa-Tanz zurufen, hatten sie nur den einen
transzendentalen Wunsch, nämlich Krsna zu
erfreuen.
Wie der Autor des
Caitanya-caritamrta, Krsnadasa
Kaviraja Gosvami, erklärt, bedeutet Lust
Sinnenbefriedigung, und auch Liebe bedeutet
Sinnenbefriedigung —
aber für Krsna. Mit anderen Worten, Handlungen mit dem
Ziel der eigenen Sinnenbefriedigung sind
materiell, und
Handlungen zur Zufriedenheit Krsnas sind spirituell. Auf
jeder Ebene des
Handelns herrscht das
Prinzip der
Sinnenbefriedigung, aber auf der spirituellen Ebene ist die
Sinnenbefriedigung, für
die Höchste Persönlichkeit
Gottes, Krsna, bestimmt, während man auf der materiellen
Ebene für sich selbst
Sinnenbefriedigung will. Zum
Beispiel versucht ein Diener auf
der materiellen Ebene
nicht, die Sinne des Meisters
zufriedenzustellen, sondern
er arbeitet einzig und allein für
die eigenen Sinne, denn
würde er kein Geld mehr bekommen, würde er aufhören,
dem betreffenden Meister zu dienen. Auf der spirituellen
Ebene jedoch dient der
Gottgeweihte der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, Krsna, ohne
Bezahlung, und er
führt seinen Dienst unter allen Umständen aus. Das ist der
Unterschied zwischen Krsna-Bewußtsein und materiellem
Bewußtsein.
Krsna war also acht Jahre alt, als Er Sich mit den gopis
im rasa-Tanz vergnügte, und zu der
Zeit waren die
meisten gopis bereits verheiratet, denn
in Indien wurden
die Mädchen vor allem in jenen
Tagen schon sehr früh
verheiratet. Es wird sogar von vielen Fällen berichtet, wo
ein Mädchen schon im Alter von
zwölf Jahren ein Kind
zur Welt brachte. Deshalb waren alle gopis, die sich Krsna
zum Ehemann wünschten, bereits
verheiratet; trotzdem
fuhren sie fort zu hoffen, daß
Krsna eines Tages ihren
Wunsch erfüllen werde. Weil ihre Liebe zu Krsna genau
wie die Sehnsucht nach einem
Geliebten ist, wird die
Liebesbeziehung zwischen Krsna
und den gopis als
parakiya-rasa bezeichnet. Wenn jemand,
der verheiratet
ist, eine andere Frau bzw. einen
anderen Mann als Ehepartner begehrt, so nennt man dies parakiya-rasa.
Im Grunde ist Krsna der Gemahl eines jeden, denn Er
ist der höchste Genießer. Die gopis wünschten sich Krsna
als Gemahl, obwohl es in Wirklichkeit nicht möglich war,
daß Er die gopis heiratete. Aber
weil sie trotzdem die
spontane Neigung hatten,
Krsna als ihren höchsten
Gemahl zulieben, wird die Beziehung zwischen den gopis
und Krsna als
parakiya-rasa bezeichnet. Dieser
parakiya-rasa besteht ewig auf Goloka
Vrndavana in der
spirituellen Welt, wo es nicht die geringste Spur von der
Verunreinigung und Verzerrung
gibt, die für den
parakiya-rasa in der materiellen Welt kennzeichnend ist.
In der
materiellen Welt
ist der parakiya-rasa
verabscheuungswürdig, wohingegen der parakiya-rasa in
der spirituellen Welt die
höchstvollkommene Beziehung
zwischen Krsna und den gopis darstellt. Es gibt noch viele
andere
Beziehungen
zu
Krsna:
die Diener-Meister-Beziehung, die Beziehung als
Freund, die
elterliche Beziehung und die Beziehung als Geliebter und
Geliebte. Von all diesen rasas gilt
der parakiya-rasa als
der vortrefflichste.
Die materielle Welt ist eine verzerrte Spiegelung, eine
pervertierte Reflexion, der
spirituellen Welt. Es ist
genauso wie bei der Widerspiegelung eines
Baumes, der
am Ufer eines Gewässers steht: Der
Wipfel, der oberste
Teil des Baumes, wird in der
Widerspiegelung zum
untersten Teil. Ebenso wird der
parakiya-rasa zu einer
verabscheuenswerten Beziehung, wenn er
verzerrt in der
materiellen Welt widergespiegelt wird. Deshalb genießen
die Menschen, die
Krsnas rasa-Tanz mit
den gopis
imitieren wollen, bloß die pervertierte,
verabscheuenswerte Reflexion des transzendentalen
parakiya-rasa. Es
ist unmöglich, den transzendentalen parakiya-rasa in der
materiellen Welt zu genießen. Im
Srimad-Bhagavatam
heißt es, daß man diesen
parakiya-rasa nicht einmal im
Traum oder in
der Vorstellung
nachahmen darf.
Diejenigen, die es dennoch tun,
trinken das tödlichste
Gift.
Als Krsna, der höchste Genießer,
Sich wünschte, in
dieser
Vollmondnacht
der
sarat-Jahreszeit die
Gemeinschaft der gopis zu genießen,
erschien genau zur
gleichen Zeit der Mond, der Herr
der Sterne, über dem
Horizont und leuchtete in seiner
schönsten Pracht. Die
Vollmondnacht der sarat-Jahreszeit gilt
als die schönste
Nacht im Jahr. In
Indien gibt es eine
berühmte
Sehenswürdigkeit namens Taj Mahal, die
sich in Agra,
einer Stadt in der Provinz Uttar Pradesh, befindet. Dieses
Grabmal besteht aus bestem Marmor,
und während der
Vollmondnacht der
sarat-Jahreszeit kommen viele
Besucher dorthin, um zu sehen, wie
sich der Mond in
einem einzigartigen
Schauspiel auf
dem Grabmal
widerspiegelt. Diese Vollmondnacht ist
also sogar heute
noch für ihre Schönheit berühmt.
Als der Vollmond im Osten aufging, tauchte er alles in
einen sanften rötlichen Schimmer, und
im Licht des
Mondes erschien der ganze Himmel, als sei er mit rotem
kunkuma gedarbt.
Wenn ein Mann
nach langer
Abwesenheit nach Hause zu seiner Frau
zurückkehrt,
schmückt er das Gesicht seiner Frau mit rotem kunkuma.
Auf diese Weise schmückte der
langerwartete Vollmond
der sarat-Jahreszeit den gesamten östlichen Horizont.
Mit dem Mondaufgang nahm Krsnas Wunsch, mit den
gopis zutanzen, noch mehr zu. Der Wald war erfüllt vom
Duft der verschiedensten Blumen, und
die Atmosphäre
war wohltuend kühl und festlich. Als Sri Krsna auf Seiner
Flöte zu spielen begann, waren die
gopis überall in
Vrndavana wie verzaubert, und der aufgehende Mond, der
rötliche Horizont, die kühle und stille Atmosphäre und die
überall erblühenden Blumen ließen die
Sehnsucht der
gopis beim
Erklingen von
Krsnas Flöte um
ein
Tausendfaches anwachsen. Die gopis fühlten sich alle von
Natur aus zu Krsnas Schönheit hingezogen,
und als sie
den Klang Seiner Flöte vernahmen,
wurden sie sehr
begierig, Krsnas Sinne zu erfreuen.
Als die gopis den Klang der
Flöte hörten, ließen sie
ohne zu zögern alles stehen und liegen und eilten zu dem
Ort, wo Sich Krsna befand. Ihre Ohrringe tanzten hin und
her, als sie versuchten, so schnell wie möglich zum Ort zu
gelangen, den sie als Vamsivata
kannten. Einige waren
gerade am Melken; doch sie liefen
einfach zu Krsna,
obwohl sie die Kühe noch nicht
fertiggemolken hatten.
Eine der gopis hatte die
frischgemolkene Milch schon
zum Kochen auf den Herd gestellt, doch sowie sie Krsnas
Flöte hörte, verließ sie das Haus,
ohne sich darum zu
kümmern, daß die Milch überkochen würde. Einige waren
gerade dabei, ihre Kinder zustillen, und andere teilten der
Familie, die sich zuTisch gesetzt hatte, das Essen aus —
doch sie alle vergaßen ihre Pflichten und liefen sofort zu
dem Ort, wo Krsna auf Seiner
Flöte spielte. Einige der
gopis waren dabei, ihre Ehemänner zu
bedienen, und
einige aßen gerade selbst, doch
auch sie liefen alle weg,
und es kümmerte sie nicht, ob
ihre Ehemänner warteten
oder ob sie selbst gegessen hatten
oder nicht. Einige der
gopis hatten sich noch schminken und besonders anmutig
kleiden wollen, bevor sie zu Krsna
gingen, aber leider
waren sie nicht in der Lage, sich fertigzuschminken oder
ihre Kleider richtig anzulegen, denn ihr Verlangen, Krsna
zusehen, war zu stark. Ihre Gesichter waren nur flüchtig
und in aller Eile geschminkt, und
einige hatten in der
Überstürzung sogar die Oberteile ihrer
Kleider mit den
Unterteilen verwechselt und
die Unterteile mit den
Oberteilen.
Als die gopis eilig ihre Häuser
verließen, wurden sie
von ihren Ehemännern,
Brüdern und Vätern voller
Verwunderung gefragt,
wohin sie gehen
wollten;
schließlich waren sie
junge Mädchen und mußten
entweder von ihrem Ehemann, ihrem Vater oder von den
älteren Brüdern
sorgfältig behütet
werden. Alle
Verwandten untersagten es ihnen, zu Krsna
zu gehen,
doch die gopis ließen sich nicht zurückhalten. Wenn sich
jemand so sehr zu Krsna hingezogen fühlt und völlig ins
Krsna-Bewußtsein vertieft ist, kümmert er sich nicht mehr
um weltliche Pflichten, auch wenn diese noch so dringlich
erscheinen. Das Krsna-Bewußtsein ist so mächtig, daß es
jeden vom materiellen Leben befreien
kann. Srila Rupa
Gosvami verfaßte einmal einen sehr schönen Vers, in dem
eine gopi zueiner anderen sagt: "Liebe Freundin, wenn du
immer noch den Wunsch hast,
materielle Gesellschaft,
Freundschaft und Liebe zu genießen, dann
gehe lieber
nicht zu dem lächelnden Jüngling Govinda,
der am Ufer
der Yamuna steht und auf Seiner Flöte spielt und dessen
Lippen in den Strahlen des
Vollmondes leuchten." Srila
Rupa Gosvami sagt damit indirekt, daß jeder, der von dem
wunderbaren, lächelnden Gesicht Krsnas
bezaubert wird,
jegliche Anziehung zu materiellen Freuden
verliert. Das
ist das Merkmal des Fortschritts im
Krsna-Bewußtsein;
mit anderen Worten, wie
fortgeschritten jemand im
Krsna-Bewußtsein ist, kann man daran
sehen, inwieweit
er das Interesse an materiellen
Tätigkeiten und eigener
Sinnenbefriedigung verloren hat.
Einige der gopis wurden
von ihren Ehemännern
tatsächlich daran gehindert zu Krsna zu
gehen, und
wurden mit Gewalt in ihre Zimmer
zurückgebracht und
dort eingeschlossen. Da es ihnen
nicht möglich war, zu
Krsna zugehen, schlossen sie ihre Augen und begannen,
über Seine transzendentale Gestalt zu
meditieren; längst
schon hatte sich Krsnas
Gestalt in ihre Gedanken
eingeprägt. Dies alles beweist, daß
die gopis erhabener
waren als die größten
yogis, denn wie es
in der
Bhagavad-gita heißt, ist derjenige der höchste aller yogis,
der ständig mit Glauben und Liebe
an Krsna in seinem
Herzen denkt. Derjenige, der tatsächlich
echten yoga
praktiziert, konzentriert seinen Geist
auf die Gestalt Sri
Visnus, und Krsna ist
die ursprüngliche Form aller
Visnu-tattvas. Da diese gopis nicht
persönlich zu Krsna
gehen konnten, versanken sie, als vollkommene yogis, in
Meditation über Ihn.
Im bedingten Zustand erhalten die
Lebewesen durch
ihre fruchtbringenden
Tätigkeiten zwei Arten
von
Ergebnissen: Das bedingte
Lebewesen, das ständig
sündhaften Tätigkeiten nachgeht, muß als Resultat leiden,
und dasjenige, das
frommen Tätigkeiten nachgeht,
bekommt als Resultat materiellen Genuß. In beiden Fällen
jedoch — ob das Resultat nun
materielles Leid oder
materieller Genuß ist — steht das
bedingte Lebewesen
unter dem Diktat der materiellen Natur.
Die Gefährtinnen Krsnas, die gopis,
die überall dort
erscheinen, wo Krsna Seine Spiele durchführt, lassen sich
in zwei Gruppen unterteilen. Die meisten
der gopis sind
ewige Gefährtinnen des Herrn. In
der Brahma-samhita
heißt es ananda-cin-maya-rasa pratibhavitabhih:
Krsnas
Gefährtinnen in der spirituellen Welt,
insbesondere die
gopis, sind eine Manifestation der Freudenenergie Krsnas,
das heißt, sie sind Erweiterungen
Srimati Radharanis.
Wenn Krsna allerdings Seine
transzendentalen Spiele in
den Universen der materiellen Welt
entfaltet, nehmen
nicht nur Seine ewigen Gefährtinnen
daran teil, sondern
auch diejenigen, die aus der
materiellen Welt kommen
und zu dieser Stufe erhoben wurden.
Die gopis, die sich
Krsnas Spielen in dieser materiellen
Welt anschlossen,
kamen von der Ebene gewöhnlicher Menschen. Waren sie
damals von
fruchtbringenden Tätigkeiten
gebunden
gewesen, so wurden sie nun durch
ihre ununterbrochene
Meditation über Krsna von allen
Reaktionen des karma
vollkommen befreit. Das qualvolle Verlangen, das in den
gopis brannte, da es ihnen in jener
Nacht nicht vergönnt
war, mit Krsna zusammenzusein, befreite
sie von allen
sündhaften Reaktionen,
und ihre
Ekstase der
transzendentalen Liebe zu Krsna, während
sie von Ihm
getrennt waren, war transzendental zu
allen Reaktionen
auf materiell fromme Tätigkeiten. Jede
bedingte Seele
wird sowohl durch fromme als auch
durch sündhafte
Tätigkeiten an den
Kreislauf von Geburt
und Tod
gebunden, doch die gopis, die in
die Meditation über
Krsna versunken waren, hatten beide Ebenen der Tätigkeit
hinter sich gelassen. So wurden sie geläutert und auf die
Ebene derjenigen gopis
erhoben, die Erweiterungen
Seiner Freudenenergie sind. All diese
gopis, die ihren
Geist auf Krsna richteten und Ihn
als Geliebten sahen,
wurden von
allen Verunreinigungen,
die von
fruchtbringenden Reaktionen
der materiellen Natur
herrühren, vollkommen befreit, ja einige von ihnen gaben
sogar ihren materiellen Körper auf,
den sie unter dem
Einfluß der drei
Erscheinungsweisen der materiellen
Natur erhalten hatten.
Maharaja Pariksit hatte
zugehört, wie Sukadeva
Gosvami die gopis beschrieb, die zu Krsna eilten, um am
rasa-Tanz teilzunehmen. Als er hörte,
daß einige gopis
einfach dadurch, daß sie an Krsna
dachten wie an ihren
Geliebten, von der Bedingtheit der Geburt und des Todes
befreit wurden, fragte er: "Die
gopis wußten nicht, daß
Krsna die Höchste Persönlichkeit Gottes
ist. Sie hielten
Ihn für einen wunderschönen Knaben
und sahen in Ihm
ihren Geliebten. Wie war es ihnen also möglich, von der
materiellen Bedingtheit freizuwerden, einfach indem sie
ständig an Krsna dachten und sich in Ihn verliebten?" Im
Zusammenhang mit dieser Frage muß man daran denken,
daß Krsna und die gewöhnlichen
Lebewesen qualitativ
eins sind. Da die gewöhnlichen
Lebewesen winzige Bestandteile Krsnas sind, sind sie
ebenfalls Brahman —
Krsna jedoch ist das Höchste Brahman, das Parabrahman.
Maharaja Pariksit fragte also mit anderen
Worten: Wenn
es für die Gottgeweihten möglich
ist, durch ständiges
Denken an Krsna aus der materiellen
Gefangenschaft
befreit zu werden, warum gelangen diejenigen Menschen
nicht zur Befreiung, die ebenfalls
fortwährend an irgend
jemanden denken? Da alle Lebewesen
Brahman sind,
warum wird dann nicht auch jemand,
der an seine Frau,
seinen Sohn oder einfach an irgendein Lebewesen denkt,
von dem verunreinigten Zustand des
materiellen Lebens
befreit? Dies ist eine sehr
intelligente Frage, weil es
immer Atheisten gibt, die Krsna nachzuahmen versuchen.
In der heutigen Zeit,
dem Kali-yuga, gibt es
viele
Betrüger, die sich selbst für ebenso bedeutend wie Krsna
halten und die anderen Menschen
weismachen wollen,
man könne ebensogut an sie denken
wie an Sri Krsna.
Pariksit Maharaja stellte diese Frage, weil er voraussehen
konnte, in welcher Gefahr sich die
blinden Anhänger
solcher dämonischen
Scharlatane befinden würden.
Glücklicherweise ist die Antwort im Srimad-Bhagavatam
festgehalten worden, so
daß unschuldige Menschen
erkennen können, daß es keinesfalls
das gleiche ist, ob
man an einen gewöhnlichen Menschen
denkt oder an
Krsna.
Nicht einmal die Meditation über einen
Halbgott läßt
sich mit der Meditation über Krsna vergleichen. In diesem
Zusammenhang heißt es im Vaisnava Tantra, daß jemand,
der Visnu, Narayana
oder Krsna auf die
Stufe der
Halbgötter stellt, pasandi, Schurke,
genannt wird. Als
Sukadeva Gosvami Maharaja
Pariksits Frage hörte,
entgegnete er: "Mein lieber König,
deine Frage ist lange
vor dieser Begebenheit bereits beantwortet worden."
Maharaja Pariksit hatte diese Frage
gestellt, um alle
Unklarheiten zu beseitigen, und sein
spiritueller Meister
antwortete ihm auf sehr intelligente Weise: "Warum stellst
du eine Frage, die ich dir schon längst beantwortet habe?
Warum bist du so vergeßlich?" Der
spirituelle Meister
befindet sich immer in einer
höheren Stellung als der
Schüler, und deshalb hat er auch das Recht, ihn zu tadeln.
Sukadeva Gosvami war
sich bewußt darüber, daß
Maharaja Pariksit diese Frage nicht
für den eigenen
Nutzen gestellt hatte,
sondern für den Nutzen
aller
unschuldigen Menschen in der Zukunft, die sonst denken
könnten, ein
gewöhnlicher Sterblicher
sei Krsna
ebenbürtig.
Sukadeva Gosvami erinnerte Pariksit Maharaja darauf
an die Erlösung Sisupalas. Sisupala war auf Krsna immer
neidisch gewesen, und
wegen dieser neidischen und
boshaften Haltung war er von Krsna getötet worden. Doch
weil Krsna die Höchste Persönlichkeit Gottes ist, erlangte
Sisupala Erlösung — einfach dadurch, daß
er Krsna von
Angesicht zu Angesicht sah. Wenn ein feindlich gesinnter
Mensch bereits erlöst wird,
weil er irgendwie seine
Gedanken auf Krsna richtete, so kann man sich vorstehen,
was der Lohn der gopis ist,
die von Krsna innig geliebt
werden und die ihrerseits ständig in Liebe an Ihn denken.
Zwischen den Freunden und den Feinden Krsnas muß es
einen Unterschied geben. Wenn Krsnas
Feinde von der
materiellen Verunreinigung befreit wurden
und mit dem
Höchsten eins werden konnten, dann befinden sich Seine
vertrauten Gefährten, wie die gopis, mit Sicherheit auf der
Ebene der Befreiung und dürfen sich
der Gemeinschaft
mit Krsna erfreuen.
Hinzukommt, wie es in der Bhagavad-gita heißt, daß
ein anderer Name Krsnas Hrsikesa
lautet. Deshalb sagte
Sukadeva Gosvami auch,
Krsna sei Hrsikesa, die
Überseele, wohingegen ein gewöhnlicher
Mensch eine
bedingte Seele sei, die von einem
materiellen Körper
bedeckt wird. Zwischen Krsna Selbst und Krsnas Körper
gibt es keinen Unterschied, weil Er Hrsikesa ist. Jeder, der
zwischen Krsna und Krsnas Körper
eine Unterscheidung
macht, ist ein Dummkopf ersten
Ranges. Die beiden
besonderen Namen Krsnas,
die Pariksit Maharaja in
diesem Zusammenhang anführte,
sind Hrsikesa und
Adhoksaja. Hrsikesa bezieht sich auf
die Überseele, und
Adhoksaja bezieht sich auf die
Höchste Persönlichkeit
Gottes, die Sich jenseits der
materiellen Natur befindet.
Nur zum Wohl der gewöhnlichen
Lebewesen erscheint
Krsna aus Seiner grundlosen
Barmherzigkeit heraus so,
wie Er ist,
in Seiner
ursprünglichen Form. Unglücklicherweise halten Ihn törichte
Menschen für einen
gewöhnlichen Sterblichen, und auf diese Weise ebnen sie
sich den Weg zur Hölle. Sukadeva
Gosvami betonte
deshalb noch
einmal, daß
Krsna die Höchste
Persönlichkeit Gottes ist, unvergänglich, unermeßlich und
frei von aller materiellen Verunreinigung.
Sukadeva Gosvami fuhr fort und
erklärte Maharaja
Pariksit, daß Krsna keine gewöhnliche
Person ist. Er ist
die Höchste Persönlichkeit Gottes, die
alle spirituellen
Eigenschaften in Vollkommenheit besitzt. Er erscheint aus
Seiner grundlosen Barmherzigkeit in
dieser materiellen
Welt, und wann immer Er erscheint, geschieht dies, ohne
daß Er Sich zu wandeln braucht.
Dies wird auch in der
Bhagavad-gita bestätigt, wo der Herr
sagt, daß Er in
Seiner spirituellen Energie erscheint. Er
erscheint nicht
unter dem Zwang der
materiellen Energie; vielmehr
befindet sich die
materielle Energie
unter Seiner
Herrschaft. Dies wird in der Bhagavad-gita bestätigt, wo
es heißt, daß die
materielle Energie unter Krsnas
Oberaufsicht tätig ist. In diesem
Zusammenhang wird in
der Brahma-samhita gesagt, daß die
materielle Energie,
Durga, genau wie ein Schatten ist, der sich abhängig vom
wirklichen Subjekt bewegt. Mit anderen Worten, wer auf
irgendeine Weise eine Anhaftung an Krsna gewinnt oder
sich zu Ihm hingezogen fühlt —
entweder wegen Seiner
Schönheit, Seiner Einzigartigkeit,
Seines Reichtums,
Seiner Berühmtheit, Seiner Macht oder
Seines Wissens
oder sogar aufgrund von Lust, Zorn,
Furcht oder aus
Gefühlen der Zuneigung oder Freundschaft
heraus —,
dem ist die Erlösung und die Freiheit von aller materiellen
Verunreinigung gewiß.
Im Achtzehnten Kapitel der Bhagavad-gita erklärt der
Herr, daß Ihm jeder, der
Krsna-Bewußtsein predigt, sehr
lieb ist. Ein Prediger muß bei
seiner Bemühung, reines
Krsna-Bewußtsein zu
verbreiten, oft
mit vielen
Schwierigkeiten kämpfen. Manchmal wird
ihm Gewalt
zugefügt, und manchmal kommt er dabei
sogar ums
Leben. All dies nimmt er freiwillig
als Opfer für Krsna
auf sich, und deshalb sagt Krsna,
daß Ihm ein solcher
Prediger sehr, sehr lieb ist. Wenn
bereits Krsnas Feinde
die Erlösung erwartet, weil sie einfach ihren Geist auf Ihn
gerichtet haben, was erwartet dann
solche Gottgeweihte,
die Krsna lieb und teuer sind?
Es besteht kein Zweifel
darüber,
daß
solchen
Gottgeweihten, die
Krsna-Bewußtsein auf der ganzen Welt
predigen, die
Erlösung unter allen Umständen garantiert
ist. Solche
Prediger jedoch kümmern sich nicht
im geringsten um
Befreiung, denn
wer im
Krsna-Bewußtsein, im
hingebungsvollen Dienst, beschäftigt ist, hat die Stufe der
Befreiung bereits erreicht. Sukadeva
Gosvami bestärkte
deshalb König Pariksit
in seiner Überzeugung, daß
jemand, der sich zu Krsna hingezogen
fühlt, aus der
materiellen Gefangenschaft befreit wird,
da Krsna der
transzendentale Meister aller mystischen Kräfte ist.
Als sich die gopis, wie oben
beschrieben, vor Krsna
einfanden, hieß Er sie erfreut
willkommen, doch Er
verstand es, Seine Worte so geschickt zuwählen, daß Er
die gopis zur gleichen Zeit
entmutigte. Krsna ist der
vollkommene und höchste Sprecher; Er
ist der Sprecher
der Bhagavad-gita. Er kann über die erhabensten Themen
der Philosophie, Politik
und Wirtschaft sprechen —
kurzum, einfach über alles. Und dieser Krsna sprach nun
mit den gopis, die Ihm so
lieb waren, und Er wollte sie
mit Seinen Wortspielereien bezaubern.
"O ihr Damen von Vrndavana", sagte Krsna, "ihr seid
sehr vom Glück begünstigt, und Ich freue Mich sehr, euch
hier zu sehen. Ich hoffe, daß bei
euch zu Hause alles in
bester Ordnung ist. Ich stehe ganz
zu eurer Verfügung.
Was kann Ich für euch tun? Was ist der Grund, der euch
mitten in der Nacht hierherführt? Bitte nehmt doch Platz,
und laßt Mich wissen, was Ich für euch tun kann."
Die gopis waren zu Krsna gekommen,
um Seine
Gemeinschaft zugenießen, um mit Ihm zutanzen, Ihn zu
umarmen und Ihn zu küssen. Deshalb
waren sie sehr
verwundert, als Krsna sie mit
derart formellen Worten
nach allen Regeln der Höflichkeit
empfing — ganz so,
wie man gewöhnliche vornehme Damen der Gesellschaft
begrüßt. Als sie diese Worte
hörten, lachten sie deshalb
verstohlen und warfen sich vielsagende Blicke zu, und sie
waren sehr gespannt zu hören, wie
Krsna auf diese Art
weiterreden würde. Als Krsna sah,
wie sie Ihn so anlächelten, sagte Er: "Meine lieben
Freundinnen, wißt ihr
nicht, daß es bereits späte Nacht
ist und daß es sehr
gefährlich ist, um diese Zeit in
den Wald zu gehen?
Überall lauern wilde Tiere, wie
Tiger, Bären, Schakale
und Wölfe. Ihr habt euch in
eine sehr gefährliche Lage
begeben. Nirgendwo gibt es einen
Ort, wo ihr euch in
Sicherheit bringen könntet; jeden
Augenblick könnt ihr
auf eines dieser Raubtiere treffen, die auf der Suche nach
Beute überall umherstreifen. Ich glaube, daß ihr euch auf
etwas sehr Gefährliches eingelassen habt,
einfach so
mitten in der Nacht hierherzukommen.
Ich muß euch
deshalb bitten, unverzüglich nach Hause zugehen."
Als Krsna sah, daß die gopis
immer noch lächelten,
sagte Er: "Ich muß gestehen, daß
ihr wirklich überaus
hübsch seid mit euren zierlichen,
schmalen Taillen." Die
gopis, die sich dort um Krsna
versammelt hatten, waren
tatsächlich von anmutigster Schönheit.
Sie werden mit
dem Wort sumadhyama beschrieben. Wenn eine Frau eine
schmale Taille hat, dann wird diese Art der Schönheit als
sumadhyama bezeichnet.
Krsna wollte den gopis zu verstehen
geben, daß sie
noch nicht alt genug
seien, um auf sich
selbst
achtzugeben. Eigentlich müßten
sie ständig behütet
werden, und deshalb sei es nicht
sehr klug gewesen,
mitten in der Nacht zu Ihm zu
kommen. Krsna machte
auch die Andeutung, daß Er und die Mädchen noch sehr
jung seien. "Es schickt sich nicht, daß sich junge Mädchen
und Knaben mitten in der Nacht
treffen." Als die gopis
dies hörten, sahen sie nicht gerade glücklich aus; deshalb
betonte Krsna diesen Punkt und führte ihn weiter aus.
"Meine lieben Freundinnen, es ist
Mir klar, daß ihr
ohne die Erlaubnis
eurer Beschützer von zu Hause
weggelaufen seid. Eure Mütter, eure
Väter, eure älteren
Brüder und sogar eure kleinen Söhne, ganz zu schweigen
von euren Ehemännern, werden deshalb
sehr in Sorge
sein. Während ihr hier bei Mir
seid, suchen sie gewiß
voller Unruhe nach euch, und sie
befürchten vielleicht
schon Schlimmes. Haltet euch also
nicht länger auf,
sondern kehrt schnell zu ihnen zurück,
so daß sie sich
nicht mehr zu ängstigen brauchen."
Als die gopis diesen Ratschlag von
Krsna hörten,
schienen sie ein wenig verwirrt und ärgerlich zu sein, und
so ließen sie ihre Blicke abschweifen und betrachteten die
Schönheit des Waldes. Der ganze Wald wurde von hellem
Mondlicht überflutet, der Wind strich
sanft über die
blühenden Blumen, und die grünen
Blätter der Bäume
bewegten sich raschelnd in der
leichten Brise. Krsna
nutzte diese Gelegenheit und wandte
Sich mit einem
wohlmeinenden Ton an die gopis, deren Blicke über den
Wald wanderten. "Wie Ich sehe, seid
ihr hierhergekommen, um in dieser Nacht die
Schönheit des Waldes
von Vrndavana zubetrachten", sagte Er, "aber nun, wo ihr
euren Wunsch erfüllt habt, solltet
ihr unverzüglich nach
Hause zurückkehren. Ich weiß, daß
ihr alle sehr sittsam
seid, und deshalb rate Ich euch,
da ihr nun die herrliche
Atmosphäre des Vrndavana-Waldes ja reichlich genossen
habt, nach Hause zurückzukehren und euren Ehemännern
treu zudienen. Obwohl ihr so jung seid, haben einige von
euch schon Kinder. Ihr habt sie zuvHause zurückgelassen,
und sie weinen nun bestimmt. Geht
daher bitte schnell
nach Hause und stillt sie mit
eurer Milch. Ich weiß natürlich, daß ihr große Zuneigung zu
Mir empfindet, und
aufgrund dieser transzendentalen
Zuneigung seid ihr
hierher gekommen, als ihr Mich auf Meiner Flöte spielen
hörtet. Eure Gefühle der Liebe und Zuneigung zuvMir sind
durchaus zu begründen, denn
Ich bin die Höchste
Persönlichkeit Gottes. Alle Lebewesen sind
Meine Teile,
und daher ist es nur natürlich,
daß sie sich zu Mir
hingezogen fühlen. Diese
Zuneigung ist also etwas
Erfreuliches, und Ich beglückwünsche euch
hierzu. Nun
könnt ihr nach Hause zurückkehren. Und noch etwas muß
Ich euch erklären: Für eine keusche
Frau ist es das
wichtigste religiöse Prinzip, ihrem Mann ohne Falschheit
zu dienen. Eine Frau sollte jedoch nicht
nur keusch sein
und ihrem Mann treumdienen, sondern sie sollte auch den
Freunden ihres Mannes gegenüber
freundlich sein, dem
Vater und der Mutter ihres Mannes
gehorchen und die
jüngeren Brüder ihres Mannes zuvorkommend behandeln.
Vor allem aber muß
sich die Frau um
die Kinder
kümmern."
Auf diese Weise erklärte Krsna die
Pflichten einer
Frau. Ganz besonders hob er dabei
auch hervor, daß die
Frauihrem Mann treu dienen muß: "Auch wenn der Mann
keinen guten Charakter hat oder
wenn er nicht sehr
wohlhabend oder vom Glück begünstigt
ist und auch
wenn er durch
fortwährende Krankheit
alt und
gebrechlich geworden ist —ganz gleich, in welcher Lage
sich der Ehemann befindet —, eine
Frau sollte sich
niemals von ihrem Mann trennen,
wenn sie nach dem
Verlassen ihres Körpers tatsächlich auf
die himmlischen
Planeten erhoben werden möchte. Abgesehen davon wird
eine Frau, die ihrem Gatten untreu
ist und sich einen
anderen Mann sucht, von der Gesellschaft als verabscheuungswürdig angesehen. Durch ihr
lasterhaftes Verhalten
bringt sie sich um die Möglichkeit,
auf die himmlischen
Planeten erhoben zu werden,
und die Folgen ihres
Verhaltens sind entwürdigend. Eine
verheiratete Frau
sollte sich nach keinem Liebhaber sehnen, denn dies wird
von den vedischen Lebensprinzipien nicht gebilligt. Wenn
ihr aber das Gefühl habt, daß
ihr sehr an Mir hängt und
daß es euer Wunsch ist, immer mit Mir zusammenzusein,
dann rate Ich euch, Meine
Gemeinschaft nicht direkt
genießen zu wollen. Es ist besser für euch, wenn ihr nach
Hause geht und einfach über Mich
sprecht und an Mich
denkt. Wenn ihr euch auf diese
Weise ständig an Mich
erinnert und Meine Namen chantet,
werdet ihr ohne
Zweifel auf die spirituelle Ebene erhoben. Es ist also nicht
nötig, bei Mir zubleiben. Kehrt bitte nach Hause zurück."
Die Anweisungen, die die
Höchste Persönlichkeit
Gottes hier den gopis gab, waren durchaus nicht ironisch
gemeint. Jede ehrbare Frau sollte sich diese Anweisungen
sehr zu Herzen nehmen.
Die Höchste Persönlichkeit
Gottes betont hier vor allem die
Keuschheit der Frau.
Deshalb sollte dieses Prinzip von
jeder ernsthaften Frau,
die auf eine höhere Lebensstufe erhoben werden möchte,
befolgt werden. Krsna ist das
Zentrum der Zuneigung
aller Lebewesen. Wenn
man diese Liebe zu Krsna
entwickelt, erhebt man sich über
alle vedischen Vorschriften und transzendiert sie. Dies war bei den gopis der
Fall, die Krsna von Angesicht zu
Angesicht sahen; doch
für die Frauen im bedingten
materiellen Zustand ist dies
nicht möglich. Unglücklicherweise nimmt
manchmal ein
Scharlatan, der die
Philosophie des Monismus, des
Einsseins, vertritt, die Rolle von
Krsna ein, indem er
Krsnas Verhalten gegenüber den gopis nachahmt, und auf
unverantwortliche Weise mißbraucht er den
rasa-lila zu
seinen Zwecken und verführt viele leichtgläubige Frauen
unter dem Vorwand spiritueller Erkenntnis. Als Warnung
weist Sri Krsna an dieser Stelle darauf hin, daß das, was
für die gopis möglich war, für gewöhnliche Frauen nicht
möglich ist. Eine Frau kann zwar
durch Fortschritt im
Krsna-Bewußtsein
tatsächlich auf
höhere Ebenen
gelangen, doch sie sollte sich
nicht von Heuchlern und
Betrügern verführen lassen, die sich
selbst für Krsna
ausgeben. Wie Krsna hier Selbst
rät, sollte sie ihre
hingebungsvollen Tätigkeiten
durch Chanten und
Meditieren auf Krsna richten. Sie
sollte nicht auf die
sahajiyas hereinfallen, die heuchlerischen Gottgeweihten,
die alles auf die leichte Schulter nehmen.
Als Krsna solche
entmutigenden Worte sprach,
wurden die gopis sehr traurig, denn
sie befürchteten, ihr
Wunsch, mit Krsna den rasa-Tanz zu
genießen, ginge
nicht in Erfüllung. So überkam sie
große Betrübnis.
Traurig begannen die gopis, schwer zu
atmen, und statt
Krsna anzuschauen, senkten sie den Blick zu Boden und
zeichneten mit ihren Zehen Linien
in den Sand. Dabei
strömten ihnen schwere Tränen aus
den Augen, so daß
ihre ganze Schminke weggewaschen wurde.
Die Tränen
vermischten sich mit dem kunkuma auf ihren Brüsten und
fielen schließlich zu Boden. Sie brachten kein Wort über
ihre Lippen, und so standen sie
einfach schweigend vor
Krsna. Durch ihr Schweigen gaben sie Ihm zuverstehen,
daß ihre Herzen tief verwundet waren.
Die gopis waren keine gewöhnlichen
Frauen. Im
Grunde befanden sie sich auf derselben Ebene wie Krsna.
Sie sind Seine ewigen
Gefährtinnen. Wie in der
Brahma-samhita bestätigt wird, sind sie
Erweiterungen
der Freudenenergie Krsnas, und als
solche sind sie nicht
verschieden von Ihm. Obwohl Krsnas
Worte sie sehr
deprimierten, wollten sie
Ihm nicht in grobem Ton
antworten. Dennoch wollten sie Krsna für Seine herzlosen
Worte tadeln, und so begannen sie mit bebender Stimme
zu sprechen. Sie brachten es nicht
übers Herz, grobe
Worte gegen Krsna zurichten, denn Er war ihr Liebstes,
ihr ein und alles. Die gopis
hatten nur Krsna in ihren
Herzen. Sie waren vollkommen hingegebene
Seelen, die
sich Ihm allein geweiht
hatten. Als sie aber
solch
schmerzliche
Worte
hörten,
versuchten sie
natürlicherweise, etwas zu entgegnen, doch ihre Stimmen
erstickten in einem Strom von Tränen. Schließlich gelang
es ihnen trotzdem, etwas zusagen.
"Krsna", sagten sie, "Du bist so
grausam! Du solltest
nicht so reden. Wir sind Dir
vorbehaltlos hingegebene
Seelen. Bitte nimm uns
an, und sprich nicht
solch
quälerische Worte. Natürlich
bist Du die Höchste
Persönlichkeit Gottes, und Du kannst tun, was immer Dir
beliebt; doch es ist Deiner nicht
würdig, zu uns so
unbarmherzig zusein. Wir haben alles verlassen und sind
zu Dir gekommen, um bei Deinen Lotosfüßen Zuflucht zu
suchen. Wir wissen, daß Du völlig
unabhängig bist und
daß Du tun kannst, was Dir beliebt. Wir flehen
Dich an,
bitte weise uns nicht von Dir. Wir sind Deine Geweihten.
Du solltest Dich unserer annehmen,
ebenso wie Sri
Narayana Sich Seiner Geweihten annimmt.
Es gibt viele
Geweihte Sri Narayanas, die Ihn
verehren, um erlöst zu
werden, und Er gewährt ihnen die
Erlösung. Wie kannst
Du uns also zurückweisen, die wir keine andere Zuflucht
kennen als Deine Lotosfüße?"
"O lieber Krsna", fuhren die gopis
fort, "Du bist der
höchste Lehrer, darüber
besteht kein Zweifel. Deine
Anweisungen für die Frauen, nämlich dem Ehemann treu
zu bleiben, zu den Kindern gütig zu sein,
sich um den
Haushalt
zu
kümmern
und
den älteren
Familienangehörigen zu gehorchen, stimmen zweifellos
mit allen Grundsätzen der sastras
überein. Wir wissen
jedoch auch, daß all diese Anweisungen in vollkommener
Weise erfüllt werden, wenn man sich
unter den Schutz
Deiner Lotosfüße begibt. Unsere
Ehemänner, Freunde,
Kinder und alle übrigen Familienangehörigen sind uns nur
deshalb so lieb, weil Du gegenwärtig
bist, denn Du bist
die Überseele aller Lebewesen. Ohne Deine Gegenwart ist
man wertlos. Wenn Du einen Körper verläßt, stirbt dieser
Körper sofort, und nach den
Anordnungen der sastras
muß ein toter Körper so schnell wie möglich in einen Fluß
geworfen oder verbrannt werden. Deshalb bist im Grunde
Du die liebenswerteste Persönlichkeit dieser
Welt. Wenn
wir also all unser Vertrauen und all unsere Liebe auf Dich
richten, wie könnte man da sagen,
daß wir unseren
Ehemann, unsere Freunde oder unsere Söhne und Töchter
verlieren? Denn wenn eine Frau Dich
als den höchsten
Gemahl annimmt, dann wird sie, im
Gegensatz zum
materiellen Leben, ihren Gemahl niemals verlieren. Wenn
wir Dich als unseren endgültigen Gemahl annehmen, dann
ist es unmöglich, daß es eine
Trennung oder Scheidung
gibt oder daß wir sogar einmal
Witwen werden. Du bist
der ewige Gemahl, der ewige Sohn, der ewige Freund und
der ewige Meister, und wer in
eine Beziehung mit Dir
tritt, ist für immer glücklich.
Weil Du der Lehrer aller
religiösen Prinzipien bist, müssen Deine
Lotosfüße das
erste Ziel aller Verehrung darstellen. Deshalb
heißt es in
den sastras: acarya-upasana.
'Die Verehrung Deiner
Lotosfüße ist das erste Prinzip.' Dazu
kommt noch, daß
Du, wie in der Bhagavad-gita bestätigt wird,
der einzige
Genießer, der einzige Besitzer und
der einzige Freund
bist. Deshalb sind wir zu Dir
gekommen und haben
sogenannte
Freundschaft,
Gesellschaft und Liebe
verlassen, und nun bist Du unser
Genießer. Mögen wir
ewiglich von Dir genossen werden. Sei
unser Besitzer,
denn das ist Dein natürliches
Anrecht, und sei unser
höchster Freund, denn das bist Du von Natur aus. Erlaube
uns also, Dich zu umarmen, Dich,
unseren höchsten
Geliebten."
Weiter sagten die gopis zu dem
lotosäugigen Krsna:
"Bitte entmutige uns
nicht in unser langgehegten
Sehnsucht, Dich als unseren Gemahl zubekommen. Jeder
intelligente Mensch, dem das wahre
Selbstinteresse am
Herzen liegt, wendet sich auf
seiner Suche nach Liebe
vertrauensvoll Dir zu. Nur Menschen, die von der äußeren
Energie irregeführt sind und sich
deshalb mit falschen
Vorstellungen zufriedengeben, versuchen,
getrennt von
Dir das Leben zugenießen. Die sogenannten Ehemänner,
Freunde, Söhne, Töchter, Väter und
Mütter sind im
Grunde nur Quellen materiellen Leids.
Niemand wird in
der materiellen Welt glücklich, nur
weil er einen Vater,
eine Mutter, einen Ehepartner, einen
Sohn, eine Tochter
und viele Freunde hat. Obwohl von
den Eltern erwartet
wird, daß sie für die Kinder sorgen, gibt es viele Kinder,
die darunter leiden, daß sie nicht
genügend zu essen
bekommen und nicht richtig behütet werden. Es gibt viele
gute Ärzte, doch wenn ein Kranker
stirbt, kann ihn kein
Arzt wieder zum Leben erwecken. Es
gibt viele Mittel,
um sich zu schützen, doch wenn man
vom Schicksal
verurteilt ist, kann einem keine Schutzmaßnahme helfen;
vielmehr
werden
all
diese sogenannten
Schutzmaßnahmen, wenn man nicht von
Dir beschützt
wird, nur zu Ursachen fortgesetzten
Leids. Wir neben
Dich daher an, o Herr aller Herren, bitte töte nicht unser
langgehegtes Verlangen, Dich
als unseren höchsten
Gemahl zubekommen."
"Lieber Krsna, als Frauen sind wir
gewiß zufrieden,
wenn unsere
Herzen den Familienangelegenheiten
gewidmet sind, doch Du hast unsere
Herzen bereits gestohlen, und wir
können sie nicht
mehr mit
Familienangelegenheiten beschäftigen. Du
bittest uns
immer wieder, nach Hause zurückzukehren,
und diese
Anweisung ist durchaus angemessen, aber
leider stehen
wir hier wie gelähmt. Unsere Beine haben nicht die Kraft,
sich auch nur einen Schritt von
Deinen Lotosfüßen zu
entfernen. Und selbst wenn wir auf Deine Bitte hin nach
Hause zurückkehren würden, was könnten
wir dort tun? Wir sind unfähig, irgend etwas zutun, wenn Du nicht bei
uns bist. Statt unsere Herzen wie
gewöhnliche Frauen
familiären Dingen zuwidmen, haben wir eine andere Art
von Lust entwickelt, die wie Feuer
in unseren Herzen
brennt. Nun bitten wir Dich, lieber
Krsna, dieses Feuer
mit Deinem
liebevollen
Lächeln und
dem
transzendentalen Klang, der von Deinen
Lippen ausgeht,
zu löschen. Wenn Du uns diese Gunst
nicht erweist,
werden wir gewiß im Feuer der
Trennung verbrennen.
Dann werden wir einfach an Dich
und Deine Schönheit
denken und so den Körper aufgeben. Auf diese Weise, so
hoffen wir, wird es uns möglich sein, im nächsten Leben
einen Platz bei Deinen Lotosfüßen zu
erhalten. Lieber
Krsna, falls Du nun sagst, unsere
Ehemänner würden,
wenn wir nach Hause gingen, die
lustvolle Flamme
unseres Verlangens löschen, so können wir nur sagen, daß
dies nicht mehr möglich
ist. Du Selbst hast es
herbeigeführt, daß wir nun hier im Wald von Dir genossen
werden können, und Du hast schon einmal unsere Brüste
berührt, was wir damals als Segnung auffaßten, genauwie
es die Glücksgöttinnen
taten, die von Dir
auf den
Vaikunthalokas genossen werden. Seitdem
wir diesen
transzendentalen Genuß gekostet haben,
sind wir nicht
mehr daran interessiert, zur Erfüllung
unserer Lust zu
irgend jemand anderem zugehen als zu Dir. Lieber Krsna,
die Lotosfüße der Glücksgöttin werden
stets von den
Halbgöttern
verehrt,
obwohl
sie
auf den
Vaikuntha-Planeten immer an Deiner Brust
ruht. Sie
nahm große Entsagungen und Bußen
auf sich, um den
Schutz Deiner Lotosfüße zu bekommen, die
immer mit
tulasi-Blättern
geschmückt sind.
So verläßt die
Glücksgöttin Deine Brust,
um Deine Lotosfüße zu
verehren, die die wahre Zuflucht
all Deiner Diener sind.
Wir haben uns nun
unter den Staub Deiner
Füße
geflüchtet; bitte weise uns nicht
von Dir, denn wir sind
Dir völlig ergebene Seelen.
Lieber Krsna, Du wirst
auch Hari genannt. Du
beseitigst die
Leiden aller
Lebewesen, besonders
derjenigen, die die Anhaftung an
ihr Heim und ihre
Familie aufgegeben und sich vollkommen
Dir anvertraut
haben. Wir haben unsere Familien
einzig und allein mit
der Hoffnung verlassen,
unser Leben bedingungslos
Deinem Dienst zu weihen und hinzugeben.
Wir bitten
einfach nur darum, Deine Dienerinnen
sein zu dürfen.
Niemals ist es unsere Bitte, Du
mögest uns heiraten und
als Deine Ehefrauen annehmen. Nein,
laß uns einfach
Deine Dienerinnen
sein. Da
Du die Höchste
Persönlichkeit Gottes bist und es liebst, den parakiya-rasa
zu genießen,
und da
Du als transzendentaler
Frauenliebhaber berühmt bist, sind wir
gekommen, um
Deine transzendentalen Wünsche zu befriedigen. Wir sind
auch wegen unserer eigenen Befriedigung
gekommen,
denn ein einziger Blick auf Dein
lächelndes Gesicht
genügte, daß in uns eine große Lust wach wurde. Wir sind
in unseren schönsten
Kleidern und unserem besten
Schmuck zu Dir gekommen, doch solange Du
uns nicht
umarmst, bleiben all unsere Kleider und unsere Schönheit
unvollkommen. Du bist die Höchste Person, und wenn Du
unseren
Versuch,
schön
auszusehen,
als der
purusa-bhusana,
,das
männliche Schmuckstück',
vervollständigst, werden all unsere
Wünsche erfüllt, und
dann erst wird unser Schmuck und
unsere Schönheit
vollkommen sein.
Lieber Krsna, wir waren einfach
bezaubert, als wir
Dich mit tilaka und
Ohrringen sahen, und Dein
unbeschreiblich schönes Gesicht und Deine
Locken, die
Dir ins Gesicht wehten, sowie Dein
außergewöhnliches
Lächeln haben uns erobert. Darüber hinaus fühlen wir uns
auch zu Deinen Armen hingezogen, die
allen ergebenen
Seelen stets Geborgenheit gewähren. Und obwohl wir uns
auch zu Deiner Brust hingezogen fühlen, an der stets die
Glücksgöttin ruht, hegen wir nicht
den Wunsch, ihren
Platz einzunehmen. Wir sind schon
zufrieden, einfach
Deine Dienerinnen sein zudürfen. Solltest Du uns jedoch
vorwerfen, wir würden uns der Prostitution preisgeben, so
können wir nur fragen: Wo in den drei Welten ist die Frau
zu finden, die Deiner Schönheit und
den rhythmischen
Melodien Deiner Flöte nicht erliegt? In diesen drei Welten
gibt es in Beziehung zu Dir keinen Unterschied zwischen
Mann und Frau, denn
sie alle gehören zu Deiner
marginalen Energie, der
prakrti. In Wirklichkeit ist
niemand der Genießer, das heißt,
niemand ist männlich;
jeder ist dazu bestimmt, von Dir genossen zuwerden. In
allen drei Welten gibt es keine
Frau, die es vermeiden
könnte, vom Pfad der Keuschheit abzuweichen, wenn sie
sich einmal zu Dir
hingezogen fühlt, denn Deine
Schönheit ist so erhaben, daß nicht
nur die Männer und Frauen, sondern auch die Kühe,
Vögel, Waldtiere und
selbst die Bäume, Früchte und
Blumen — einfach alles
und jeder — bezaubert werden; um
wieviel mehr also
wir? Es steht jedoch fest, daß Du
hier in Vrndavana
erschienen bist, um die Einwohner
vor allen Nöten zu
beschützen, genau wie Sri Visnu immer die
Halbgötter
beschützt, wenn die Dämonen angreifen. O lieber Freund
der Leidenden, sei so gütig und
lege Deine Hände auf
unsere heißen Brüste und auf unsere
Köpfe, denn wir
haben uns Dir als Deine ewigen Dienerinnen hingegeben.
Solltest Du jedoch befürchten, daß Deine
lotosgleichen
Hände zu Asche verbrannt würden, wenn Du
sie auf
unsere glühenden Brüste
legst, dann laß uns Dir
versichern, daß Deine
Hände Freude statt Schmerz
empfinden werden, ebenso wie die Lotosblumen, obwohl
sie sehr zart und sanft sind, die glühende Hitze der Sonne
genießen."
Als der Herr, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, die
sehnsüchtigen Bitten der gopis hörte, lächelte Er, und da
Er den gopis sehr gütig gesinnt war, begann Er, obwohl Er
völlig in Sich Selbst zufrieden ist, sie zu umarmen und zu
küssen, ganz wie es ihr Wunsch war. Als Krsna den gopis
lächelnd in die Augen blickte, nahm
die Schönheit ihrer
Gesichter um ein Hundertfaches zu.
Als Er Sich so in
ihrer Mitte mit ihnen vergnügte,
sah Er aus wie der
Vollmond, der von Millionen funkelnder Sterne umgeben
wird. Die Höchste Persönlichkeit Gottes,
umschwärmt
von Hunderten von gopis
und bekränzt mit einer
farbenprächtigen Blumengirlande, zog durch
den Wald
von Vrndavana, wobei Er manchmal allein für Sich Selbst
sang und manchmal zusammen mit den gopis. Auf diese
Weise erreichten der Herr und die
gopis das kühle,
sandige Ufer der
Yamuna, wo viele
Lilien und
Lotosblumen standen, und in dieser transzendentalen Atmosphäre begannen
die gopis
und Krsna ihr
Zusammensein zu genießen. Während sie am
Ufer der
Yamuna entlangschlenderten,
legte Krsna zuweilen
Seinen Arm um den Hals, die Brüste oder die Hüfte einer
gopi, oder sie vergnügten sich miteinander, indem sie sich
kniffen, miteinander scherzten und sich
in die Augen
schauten. Wenn Krsna ihren Körper berührte, fühlten die
gopis, wie ihre Lust, Ihn zuumarmen, noch mehr zunahm.
Sie alle genossen diese Spiele. Die
gopis waren von der
Höchsten Persönlichkeit Gottes mit aller
Barmherzigkeit
gesegnet worden, da sie sich Seiner
Gemeinschaft ohne
eine Spur weltlicher Sexualität erfreuten.
Die gopis jedoch fühlten sich schon
nach kurzer Zeit
sehr stolz und hielten sich für die glücklichsten Frauen im
Universum, da sie
das Glück hatten,
mit Krsna
zusammenzusein. Krsna jedoch, der auch Kesava genannt
wird, erkannte sogleich ihren Stolz,
der entstanden war,
weil sie die große Gunst erhalten hatten, Seine persönliche
Gemeinschaft zu genießen, und so
verschwand Er vom
Schauplatz — in der Absicht, ihnen
Seine grundlose
Barmherzigkeit zu erweisen und ihnen den falschen Stolz
zu nehmen. Damit zeigte
Er zugleich Seine transzendentale Fülle
der Entsagung.
Die Höchste
Persönlichkeit Gottes besitzt immer alle
sechs Arten von
Füllen in Vollkommenheit, und bei dieser
Gelegenheit
offenbarte Er Seine Fülle der Entsagung. Diese Entsagung
bestätigt Krsnas völlige Freiheit von
aller Anhaftung. Er
ist immer in Sich Selbst zufrieden
und somit von nichts
abhängig. Das
ist die
Ebene, auf
der diese
transzendentalen Spiele stattfinden.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 29. Kapitel des Krsna-Buches:
"Der rasa-Tanz: Einführung".