Narada Muni hatte nichts davon
erwähnt, daß Krsna
Vyomasura töten würde. Das bedeutet,
daß Vyomasura
am gleichen Tag wie der Kesi-Dämon getötet wurde. Der
Kesi-Dämon wurde am frühen Morgen
getötet, dann
gingen die Kuhhirtenjungen auf den
Govardhana-Hügel,
und dort ereignete sich etwas später der Zwischenfall mit
Vyomasura. Beide Dämonen wurden also
am gleichen
Morgen vernichtet. Akrura war von
Kamsa angewiesen
worden, bis zum Abend in Vrndavana zu sein. Nachdem
Akrura diesen Auftrag bekommen hatte, fuhr er gleich am
nächsten Morgen mit der Kutsche
los, um rechtzeitig in
Vrndavana zu sein. Weil er ein großer Gottgeweihter war,
begann er auf dem Weg nach
Vrndavana, Krsna zu
lobpreisen. Die Gottgeweihten sind
ständig in Gedanken
an Krsna
vertieft, und
so meditierte Akrura
ununterbrochen über die Lotosaugen Krsnas.
Er konnte sich nicht vorstellen, welch fromme Werke
er verrichtet haben mußte, daß er
jetzt die Gelegenheit
erhielt, Sri Krsna zu sehen. Akrura dachte bei sich: "Wenn
Krsna es will, werde ich imstande sein, Ihn zu sehen", und
er betrachtete sich als den glücklichsten Menschen, da er
sehr bald Krsna sehen würde, den
zu sehen sich alle
mystischen yogis wünschen. Er war
überzeugt, daß an
diesem Tag
alle sündhaften
Reaktionen seines
vorangegangenen Lebens von ihm genommen
würden
und daß er nun seine gesegnete menschliche Lebensform
endlich zum Erfolg führen könne. Im
Grunde, so sagte
Akrura, sei es eine große Gunst
von Kamsa, daß er ihm
den Auftrag gegeben habe, Krsna und Balarama zu holen,
denn dadurch bekomme er nun die
Möglichkeit, den
Herrn zu sehen. Akrura dachte
weiter daran, daß in
früheren Zeiten große Weise und Heilige einfach dadurch,
daß sie die strahlenden Nägel der
Lotosfüße Krsnas gesehen hatten, von der materiellen Welt befreit wurden.
"Nun ist der Herr, die Höchste
Persönlichkeit Gottes,
in einer Gestalt erschienen, die
der eines gewöhnlichen
Menschen gleicht, und ich bin
wirklich glücklich zu
nennen, daß ich Ihn von Angesicht
zu Angesicht sehen
darf, dachte Akrura. Er bebte vor Freude, da er
es kaum
erwarten konnte, die gleichen Lotosfüße zu sehen, die von
großen Halbgöttern wie Brahma, Narada und Siva verehrt
werden und die über den Boden von Vrndavana schreiten
und die Brüste der gopis berühren, welche vom kunkuma
leicht gerötet sind.
"Ich bin wirklich vom
Glück
gesegnet", sagte er zu sich, "daß ich heute die Gelegenheit
bekomme, diese Lotosfüße zu sehen, und gewiß werde ich
auch das liebliche Antlitz Krsnas
betrachten dürfen, das
auf Stirn und Nase mit tilaka
gezeichnet ist. Auch Sein
Lächeln und Sein lockiges schwarzes
Haar werde ich
sehen. Ich kann mir dessen sicher sein, denn heute ziehen
alle Rehe an meiner Rechten vorbei.
Heute werde ich
endlich die Schönheit des spirituellen
Königreichs von
Visnuloka erblicken, denn Krsna ist
der Höchste Visnu,
und Er ist nur aus Seinem Wohlwollen heraus erschienen.
Er ist der Inbegriff aller Schönheit; deshalb werden meine
Augen heute die Vollkommenheit erlangen."
Akrura war sich ohne den Schatten
eines Zweifels
darüber bewußt, daß Sri Krsna der Höchste Visnu ist. Sri
Visnu läßt Seinen Blick über die
materielle Energie
gleiten, und dadurch wird die kosmische Manifestation ins
Leben gerufen. Obwohl Sri Visnu jedoch der Schöpfer der
materiellen Welt ist, ist Er durch
Seine eigene Energie
immer frei vom Einfluß der materiellen Energie. Mit Seiner inneren Energie
kann Er die Dunkelheit
der
materiellen Energie durchdringen, und ebenso hat Krsna,
der ursprüngliche Visnu, durch die
Erweiterung Seiner
inneren Energie
die Einwohner von
Vrndavana
geschaffen. In der
Brahma-samhita wird ebenfalls
bestätigt, daß Sri Krsnas Reich und alles, was sonst noch
mit Krsna verbunden ist, Erweiterungen
Seiner inneren
Energie sind. Diese innere Energie
ist auf der Erde als
Vrndavana manifestiert, wo Krsna zusammen mit Seinen
Eltern und Seinen Freunden, den
Kuhhirtenjungen und
den gopis, Seine Spiele genießt. Aus Akruras Worten geht
deutlich hervor, daß
Krsna transzendental zu den
Erscheinungsweisen der materiellen Natur
ist und daß
deshalb auch die Einwohner von
Vrndavana, die im
liebevollen Dienst
des Herrn
beschäftigt sind,
transzendental sind.
Akrura dachte auch an
die Notwendigkeit der
transzendentalen Spiele des Herrn. Er
war sich bewußt,
daß Krsnas
transzendentale Taten,
Unterweisungen,
Eigenschaften und Spiele für alle
Menschen Glück und
Segen bedeuten. Die Menschen können
stets auf der
Ebene des Krsna-Bewußtseins bleiben, wenn sie über die
transzendentale Gestalt
und die transzendentalen
Eigenschaften, Spiele und Attribute des
Herrn sprechen.
Auf diese Weise kann das gesamte
Universum wirklich
ein glückliches
Leben führen und
sich friedlich
entwickeln. Doch ohne Krsna-Bewußtsein
bedeutet die
Zivilisation nichts anderes als die Schmückung eines toten
Körpers. Man kann eine Leiche so
prächtig schmücken,
wie man will, doch wo kein
Bewußtsein ist, ist aller
Schmuck nutzlos. Ebenso ist die menschliche Gesellschaft
ohne Krsna-Bewußtsein nutzlos und leblos.
Akrura dachte: "Nun ist die Höchste
Persönlichkeit
Gottes, Sri Krsna, als
einer der Abkömmlinge der
Yadu-Dynastie erschienen. Die religiösen Prinzipien sind
die von Ihm verfügten Gesetze.
Diejenigen, die diese
Gesetze befolgen, sind Halbgötter, und
diejenigen, die
sich ihnen widersetzen, sind Dämonen. Er ist gekommen,
um die Halbgötter, die Seinen Gesetzen gehorsam sind, zu
beschützen. Mit Freude folgen die
Halbgötter und die
Gottgeweihten Krsnas
Gesetzen, und
Krsna findet
Seinerseits Freude daran, ihnen allen Schutz zu gewähren.
Wie in der Bhagavad-gita bestätigt
wird, ist es für die
Menschen immer segensreich, wenn sie
darüber hören
und sprechen, wie Krsna Seine Geweihten beschützt und
die Dämonen vernichtet. Die glorreichen Taten des Herrn
werden von den Gottgeweihten und
Halbgöttern in ewig
zunehmendem Maße gepriesen.
Krsna, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, ist der
spirituelle Meister aller spirituellen
Meister. Er ist der
Befreier aller gefallenen Seelen und der Befreier der drei
Welten. Jeder, dessen Augen mit
Liebe zu Gott gesalbt
sind, kann Ihn sehen. Heute wird es mir möglich sein, den
Herrn, die Höchste Persönlichkeit Gottes,
zu sehen, der
mit Seiner transzendentalen Schönheit die Glücksgöttin zu
Sich hingezogen hat, so daß sie
nun ewig mit Ihm lebt.
Sowie ich in Vrndavana
ankomme, werde ich vom
Kutschbock springen und mich langausgestreckt zu Boden
werfen, um dem Höchsten
Herrn, dem Meister der
materiellen Natur
und aller
Lebewesen, meine
Ehrerbietungen zu erweisen.
Die Lotosfüße Krsnas
werden ständig von großen mystischen yogis verehrt, und
auch ich werde Seine Lotosfüße verehren und einer Seiner
Freunde in Vrndavana werden wie die
Kuhhirtenjungen.
Wenn ich Sri Krsna auf diese Weise zu Füßen falle, wird
Er mir gewiß Seine furchtlose
Lotoshand auf den Kopf
legen. Er reicht Seine Hand allen
bedingten Seelen, die
Zuflucht bei Seinen Lotosfüßen suchen.
Krsna ist das
endgültige Lebensziel aller Menschen, die
sich vor der
materiellen Existenz fürchten, und so
wird Er sicherlich
auch mir Zuflucht unter Seinen Lotosfüßen gewähren. Ich
sehne mich danach, daß Er meinen
Kopf mit Seinen
lotosgleichen Händen berührt."
Auf diese Weise war Akrura voller
Erwartung, von
Krsnas Hand gesegnet zu werden. Er
wußte, daß Indra,
der Himmelskönig und der Herrscher
über alle drei
Welten —
die oberen,
mittleren und unteren
Planetensysteme —, einst die Segnung des Herrn erlangt
hatte, einfach weil er ein wenig Wasser opferte, das Krsna
annahm. Ebenso hatte Bali Maharaja
die Stellung Indras
erreicht, nur weil er Sri Vamanadeva
drei Schritte Land
als Spende gab und Ihm dazu ein wenig
Wasser opferte,
was von Vamanadeva angenommen wurde. Als die gopis
während des rasa-Tanzes mit Krsna müde wurden, strich
ihnen Krsna mit Seiner Hand, die
wie eine Lotosblume
duftet, über die perlengleichen
Schweißtropfen auf ihren
Gesichtern, so daß sie
augenblicklich neues Leben
fühlten. So erhoffte sich auch
Akrura den Segen der
allbarmherzigen Hand Krsnas. Krsnas Hand
kann jedem
Menschen, der sich dem Krsna-Bewußtsein zuwendet, alle
Segnungen erteilen. Wenn
jemand materielles Glück
möchte wie der König des Himmels,
kann er diese
Segnung von der Hand Krsnas bekommen; wenn jemand
von den Qualen der materiellen
Existenz befreit werden
möchte, kann Er diese Segnung
ebenfalls von Krsnas
Hand bekommen,
und wenn jemand
in reiner
transzendentaler Liebe mit
Krsna zusammensein und
Seinen transzendentalen Körper berühren möchte, so kann
auch er diese Segnung von Krsnas Hand bekommen.
Gleichzeitig hatte Akrura jedoch auch Befürchtungen,
weil er von Kamsa, Krsnas Feind,
geschickt wurde. Er
dachte: "Ich werde Krsna als Bote des Feindes begegnen."
Doch gleichzeitig sagte er sich
auch: "Krsna weilt als
Überseele im Herzen eines jeden,
und deshalb wird Er
auch mein Herz kennen." Obgleich Akrura ein Vertrauter
von Krsnas Feind war, hatte er ein reines Herz. Er war ein
reiner Geweihter Krsnas. Er war
sogar bereit, Kamsas
Zorn auf sich zu laden, nur um Krsna zu treffen. Akrura
war sich sicher, daß Krsna ihn
nicht wie einen Feind
empfangen würde, obgleich er als
Vertreter Kamsas zu
Ihm kam. "Der Auftrag, den ich
auszuführen habe, ist
zwar sehr schändlich, da ich von
Kamsa geschickt bin,
doch wenn ich mich der Höchsten
Persönlichkeit Gottes
nähere, werde ich dies in aller
Demut mit gefalteten
Händen tun. Meine Hingabe wird Ihn bestimmt erfreuen,
und vielleicht wird Er mir sogar
ein Lächeln schenken
und Seinen Blick über mich gleiten lassen, so daß ich von
allen sündhaften Reaktionen befreit werde. Dann habe ich
die Ebene der transzendentalen
Glückseligkeit und des
transzendentalen Wissens erreicht. Weil
Krsna mich im
Innersten meines Herzens kennt, wird
Er mich gewiß
umarmen, wenn ich vor Ihn trete.
Ich bin nicht nur ein
Abkömmling der Yadu-Dynastie, sondern auch ein reiner
Gottgeweihter. Durch Seine
barmherzige Umarmung
werden mein Körper, mein Herz und meine Seele von den
Reaktionen auf die Taten meines
vergangenen Lebens
gänzlich gereinigt werden. Wenn sich
unsere Körper
berühren, werde ich sofort mit
gefalteten Händen, mit
aller Demut, aufstehen. Bestimmt werden mich Krsna und
Balarama, 'Onkel Akrura' nennen, und
das wird die
Krönung meines Lebens sein. Solange man nicht von der
Höchsten Persönlichkeit Gottes anerkannt wird, kann das
Leben niemals erfolgreich sein."
Hier wird deutlich gesagt, daß man
sich bemühen
sollte, durch Dienst und Hingabe
die Anerkennung der
Höchsten Persönlichkeit Gottes zu erlangen. Ein Mensch,
der diese
Bemühung nicht
unternimmt, hat die
Möglichkeit, die das menschliche Leben bietet, verspielt.
In der Bhagavad-gita wird gesagt, daß der Höchste Herr,
die Persönlichkeit Gottes, jedem Lebewesen gleichgesinnt
ist; für Ihn gibt es weder
Freunde noch Feinde. Einem
Gottgeweihten jedoch, der Ihm mit
Liebe und Hingabe
dient, ist Er besonders zugetan. In der Bhagavad-gita wird
auch gesagt, daß der Höchste Herr den hingebungsvollen
Dienst Seiner Geweihten erwidert. Akrura verglich Krsna
mit dem Wunschbaum der himmlischen Planeten, der dem
Verehrenden jede Frucht gibt, die er sich
wünscht. Dazu
ist die Höchste Persönlichkeit Gottes auch die Quelle aller
Dinge, und der Gottgeweihte muß
sich bewußt sein, wie
er Ihm dienen kann, um Seine Anerkennung zu finden. Im
Caitanya-caritamrta wird deshalb
erklärt, daß man
gleichzeitig dem spirituellen Meister und
Krsna dienen
muß, um Fortschritte im Krsna-Bewußtsein
zu machen.
Wenn man sich unter
der Führung des spirituellen
Meisters in Krsnas Dienst beschäftigt, leistet
man echten
und wirkungsvollen Dienst, denn der
spirituelle Meister
ist der äußere Vertreter Krsnas. Sri Visvanatha Cakravarti Thakura sagt, daß man direkt den Höchsten Herrn zufriedenstellt, wenn
man den
spirituellen Meister
zufriedenstellt. Dies läßt sich mit
dem Dienst in einer
Regierungsstelle vergleichen, wo man unter der
Aufsicht
eines Abteilungsleiters
arbeiten muß.
Wenn der
Abteilungsleiter mit
der Arbeit eines
bestimmten
Angestellten zufrieden ist, dann werden automatisch auch
Beförderung und Gehaltserhöhung folgen.
"Wenn Sich Krsna und Balarama über
meine Gebete
freuen", so malte sich Akrura aus,
"werden Sie mich
gewiß bei der Hand nehmen und mich in Ihr Haus führen,
um mich dort mit beehrender Gastlichkeit zu empfangen,
und Sie werden
Sich bestimmt
auch nach den
Unternehmungen
Kamsas und
seiner Freunde
erkundigen."
Auf diese Weise
meditierte Akrura, der Sohn
Svaphalkas, während der ganzen Fahrt
über Krsna und
vergaß dabei völlig die Zeit. So
verging der ganze Tag,
und als er Vrndavana erreichte, berührte die Sonne bereits
den Horizont. Sowie Akrura die
Grenze von Vrndavana
erreichte, erblickte er die Spuren
der Kühe und auch Sri
Krsnas Fußabdrücke, die durch die
Zeichen auf Seinen
Fußsohlen — Fahne, Dreizack, Blitz und
Lotosblume —
erkenntlich waren.
Als Akrura Krsnas
Fußspuren
erblickte, sprang Er sofort voller
Ehrfurcht von der
Kutsche, und er wurde von allen
Anzeichen der Ekstase
überwältigt; er weinte, und sein Körper zitterte. In seinem
unendlichen Jubel, den Staub zu
sehen, der von Krsnas
Lotosfüßen berührt worden war, warf
sich Akrura flach
aufs Gesicht und begann sich am Boden zu wälzen.
Akruras Reise nach Vrndavana ist beispielhaft. Jeder,
der Vrndavana besuchen möchte, sollte
seinem idealen
Beispiel folgen und ständig an die
Spiele und Taten des
Herrn denken. Wenn man die Grenze
von Vrndavana
erreicht, sollte man sich sofort
den ganzen Körper mit
dem Staub von Vrndavana einreiben,
ohne dabei über
seine materielle Stellung und sein
materielles Ansehen
Gedanken zu verlieren. Narottama dasa Thakura sagt in
einem berühmten Lied: visaya chariya kabe suddha habe
mana. "Wenn mein Geist rein geworden ist, nachdem ich
die Verunreinigung
des materiellen Sinnengenusses
überwunden habe, werde ich fähig
sein, Vrndavana zu
besuchen." Man kann
also nicht nach Vrndavana
gelangen, indem man sich einfach
eine Fahrkarte kauft.
Den Vorgang, wie man nach Vrndavana
kommt, zeigt
Akrura hier durch sein Beispiel.
Als Akrura im Dorf von Vrndavana eintraf, sah er, wie
Krsna und Balarama
gerade das Melken der
Kühe
beaufsichtigten. Krsna war in gelbe
Gewänder gekleidet
und Balarama in blaue. Akrura sah
auch, wie Krsnas
Augen den schönen frischen Blüten
des herbstlichen
Lotos glichen. So traf er auf Krsna und Balarama, die im
Frühling Ihrer Jugend standen. Sie
sahen einander sehr
ähnlich, doch
Krsna hatte
eine schwärzliche
Körpertönung, wohingegen
Balaramas Körpertönung
weißlich war. Beide
waren Sie die Zuflucht
der
Glücksgöttin. Sie hatten wohlgeformte
Körper, anmutige
Hände und bezaubernde Gesichtszüge, und
Sie waren so
stark wie Elefanten.
Nachdem Akrura bereits Ihre
Fußabdrücke gesehen hatte, stand er
nun Krsna und
Balarama direkt gegenüber. Obwohl Krsna und Balarama
die mächtigsten Persönlichkeiten waren,
schenkten Sie
Akrura Ihre lächelnden Blicke. Akrura
erkannte, daß
Krsna und Balarama gerade aus dem Wald zurückgekehrt
waren, wo Sie Ihre Kühe gehütet
hatten. Sie hatten Ihr
Bad genommen und waren nun in
frische Gewänder
gekleidet und trugen Blumengirlanden und Halsketten aus
den wertvollsten Juwelen; dazu waren
Ihre Körper mit
Sandelholzpaste bestrichen. Der Duft der Blumen und des
Sandelholzes und die Gegenwart Krsnas
und Balaramas
beseelten Akrura mit großer Freude, und er schätzte sich
unbeschreiblich glücklich, weil er Krsna,
die Höchste
Persönlichkeit
Gottes, und
Seine vollständige
Erweiterung, Balarama, von
Angesicht zu Angesicht
sehen durfte, wußte er doch, daß
Sie die ursprünglichen
Schöpfer der gesamten kosmischen Manifestation waren.
Wie in der Brahma-samhita erklärt wird, ist Krsna die
ursprüngliche Persönlichkeit Gottes und die Ursache aller
Ursachen. Akrura wußte, daß der
Herr, die Höchste
Persönlichkeit Gottes, persönlich
zum Wohl Seiner
Schöpfung erschienen war, um die Prinzipien der Religion
wieder festzusetzen und die Dämonen zu vernichten. Zwei
Bergen aus Saphir und Silber gleich, vertrieben die beiden
Brüder mit Ihrer körperlichen
Ausstrahlung die ganze
Dunkelheit der Welt. Ohne zu zögern, sprang Akrura von
der Kutsche herunter und fiel
langausgestreckt wie ein
Stock vor Krsna und Balarama zu
Boden. Als er die
Lotosfüße der Höchsten Persönlichkeit
Gottes berührte,
wurde er von transzendentaler Glückseligkeit überwältigt;
seine Stimme versagte
ihm, so daß er
kein Wort
hervorbrachte. Die transzendentale Gegenwart Krsnas rief
Ströme von Tränen aus seinen Augen
hervor, und in
seiner Ekstase war er
wie erstarrt, als hätte
er die
Fähigkeit zu sehen und zu sprechen
gänzlich verloren.
Doch Sri Krsna, der zu Seinen
Geweihten sehr gütig ist,
ergriff Akruras Hand und half ihm
beim Aufstehen, und
dann umarmte Er
ihn herzlich. Sri
Krsna war
offensichtlich sehr zufrieden
mit Akrura, und auch
Balarama schloß ihn in die Arme.
Dann nahmen Krsna
und Balarama Akrura bei der Hand und führten ihn in Ihre
Stube, wo Sie ihm einen bequemen
Sitz anboten und
Wasser brachten, um ihm die Füße
zu waschen. Dazu
beehrten Sie Ihren Gast mit vielen
gebührlichen Geschenken wie Honig und anderen
Köstlichkeiten, und
nachdem Krsna und
Balarama so für
Akruras
Behaglichkeit gesorgt hatten, schenkten Sie ihm eine Kuh
und brachten ihm darauf die köstlichsten Speisen, die sich
Akrura schmecken
ließ. Nach
beendetem Mahl
überreichte ihm Balarama
Betelnüsse, Gewürze und
Sandelholzpaste, um es ihm an
keiner Annehmlichkeit
fehlen zu lassen. Sri Krsna hielt Sich somit genau an die
Regeln der vedischen Kultur, um
alle Menschen zu
lehren, wie man einen Gast bei sich zu Hause empfangen
sollte. Die vedischen Anweisungen
besagen, daß man
sogar einen Gast, der ein Feind
ist, so zuvorkommend
empfangen sollte, daß
er weiß, daß er
von seinem
Gastgeber nichts zu befürchten hat.
Selbst wenn der
Gastgeber sehr arm ist, sollte er
seinem Gast zumindest
eine Strohmatte als Sitzgelegenheit und
ein Glas Wasser
zum Trinken anbieten. Krsna und
Balarama empfingen
Akrura in einer Weise, die seiner
erhabenen Stellung
angemessen war.
Nach dem festlichen
Empfang setzte sich Nanda
Maharaja, Krsnas Pflegevater, zu Akrura und sagte: "Mein
lieber Akrura, wahrscheinlich
erübrigen sich meine
Fragen. Ich weiß, daß du unter dem Schutz Kamsas stehst,
der sehr grausam und dämonisch ist. Wenn er jemandem
Schutz verspricht, ist
es genauso, wie wenn ein
Schlachthausbesitzer Tiere beschützt, um
sie später zu
töten. Kamsa ist so skrupellos und
selbstsüchtig, daß er
nicht einmal davor zurückschreckte, die
Söhne seiner
eigenen Schwester zu töten. Wie
könnte ich daher noch
ernsthaft glauben, er würde die
Einwohner von Mathura
beschützen?" Nanda Maharaja macht hier
auf einen sehr
wichtigen
Punkt
aufmerksam:
Wenn die
Regierungsoberhäupter nur ihr Selbstinteresse
im Auge
haben, können sie niemals für das
Wohlergehen der
Bürger sorgen.
Als sich Nanda Maharaja
mit solch freundlichen
Worten an
Akrura wandte,
vergaß dieser die
Anstrengungen seiner
Reise von
Mathura nach
Vrndavana.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 37. Kapitel des Krsna-Buches:
"Akruras Ankunft in Vrndavana".