Nanda Maharaja kehrte ohne Krsna
und Balarama
nach Vrndavana zurück. Er wurde nur von den Kuhhirten
und den Kuhhirtenjungen begleitet. Die Enttäuschung der
gopis, Mutter Yasodas, Srimati Radharanis
und aller
anderen Einwohner von Vrndavana war
unbeschreiblich.
Viele Gottgeweihte haben versucht
klarzustellen, wie es
zu verstehen ist, daß Krsna von Vrndavana fern war, denn
nach Ansicht der fortgeschrittenen Gottgeweihten verläßt
Krsna Vrndavana niemals auch nur mit einem Schritt. Er
bleibt immer
dort. Die
Erklärung der gelehrten
Gottgeweihten lautet, daß Krsna in Wirklichkeit nicht von
Vrndavana fernblieb. Er kehrte, wie
versprochen, mit
Nanda Maharaja zurück.
Als Krsna auf Akruras Kutsche nach
Mathura fahren
wollte und die gopis sich Ihm in
den Weg stellten, hatte
Er ihnen versprochen, sofort zu
ihnen zurückzukehren,
wenn Seine Aufgabe in Mathura
erfüllt sei. Er hatte die
Mädchen gebeten, nicht bekümmert zu sein, und hatte sie
auf diese Weise beruhigen können. Da Er nun aber nicht
mit Nanda Maharaja zurückkehrte, sieht
es so aus, als
habe Er entweder die gopis betrügen
wollen oder dann
Sein Versprechen
nicht halten
können. Erfahrene
Gottgeweihte indessen haben erklärt, daß
Krsna niemals
betrügt und auch niemals Sein Versprechen bricht. Krsna
in Seiner ursprünglichen Identität kehrte
zusammen mit
Nanda Maharaja zurück
und hielt Sich in Seiner
bhava-Erweiterung bei den gopis und Mutter Yasoda auf.
Krsna und Balarama blieben nicht in Ihrer ursprünglichen
Form in Mathura, sondern in Form
Ihrer Erweiterungen
als Vasudeva und Sankarsana. Der
wirkliche Krsna und
der wirkliche
Balarama befanden
Sich in Ihrer
bhava-Manifestation in Vrndavana,
während Sie in
Mathura in Ihren prabhava- und vaibhava-Erweiterungen
erschienen. Das ist die
sachverständige Ansicht der
fortgeschrittenen Geweihten Sri Krsnas. Als
sich Nanda
Maharaja zur Rückreise nach Vrndavana anschickte, hatte
er mit Krsna und Balarama darüber
gesprochen, ob Sie
getrennt von ihm würden leben
können. So waren sie
schließlich alle übereingekommen, sich
trotz allem zu
trennen.
Vasudeva und Devaki waren die wirklichen Eltern von
Krsna und Balarama, und jetzt, wo Kamsa tot war, wollten
sie, daß die beiden bei ihnen
blieben. Solange Kamsa
gelebt hatte, hatten die beiden
unter Nanda Maharajas
Obhut in Vrndavana gelebt, und so war es nur natürlich,
daß Vasudeva und Devaki Krsna und
Balarama bei sich
behalten wollten, vor allem auch
deshalb, weil sie ihre
beiden Söhne in der Reinigungszeremonie, der Zeremonie
der heiligen Schnur, einweihen lassen wollten. Außerdem
wollten sie Ihnen eine gute Bildung
zukommen lassen,
denn dies ist die Pflicht eines
jeden Vaters. Ein weiterer
Gesichtspunkt war, daß alle Freunde von Kamsa, die mit
ihm verbündet waren,
planten, Mathura anzugreifen.
Schon aus diesem Grund mußte Krsna in Mathura bleiben,
denn Er wollte nicht, daß Vrndavana
von Feinden wie
Dantavakra und Jarasandha heimgesucht
würde. Doch
wenn Er nach Vrndavana ginge,
würden sie nicht nur
Mathura, sondern auch Vrndavana angreifen
und die
Dorfbewohner in ihrem Frieden stören.
Krsna beschloß
daher, in Mathura zu bleiben, und
so kehrte Nanda
Maharaja allein nach Vrndavana zurück.
Obwohl die
Einwohner von Vrndavana
starke Trennungsgefühle
hatten, war Krsna ständig durch Seine lilas, Seine Spiele,
bei ihnen gegenwärtig,
und dies erfüllte sie
mit
ekstatischer Freude.
Seit Krsna Vrndavana
verlassen hatte und nach
Mathura gefahren war,
hatten die Einwohner von
Vrndavana, vor allem Mutter Yasoda,
Nanda Maharaja,
Srimati Radharani, die gopis und die Kuhhirtenjungen, bei
jedem Schritt nur noch an Krsna
gedacht: "Krsna hat so
viele Spiele ausgeführt. Krsna spielte
auf Seiner Flöte.
Krsna scherzte mit uns, und Krsna
umarmte uns." Dies
wird lila-smarana genannt, und von allen Vorgängen, um
die Gemeinschaft Krsnas zu erhalten,
wird lila-smarana
von den großen Gottgeweihten am
meisten empfohlen.
Selbst Sri Caitanya genoß die lila-smarana-Gemeinschaft
mit Krsna, als Er in Puri lebte. Die Gottgeweihten, die die
höchste Stufe des hingebungsvollen
Dienstes und der
Ekstase erreicht haben, leben jeden Augenblick in Krsnas
Gemeinschaft, indem sie sich
ununterbrochen an Seine
Spiele erinnern. Srila
Visvanatha Cakravarti Thakura
hinterließ uns ein
transzendentales Schriftwerk, den
Krsna-bhavanamrta, der voller
Beschreibungen von
Krsnas Spielen ist. Die Gottgeweihten
können immer in
Gedanken bei Krsna sein, indem sie solche Bücher lesen.
Jedes Buch, das von Krsnas lilas
handelt — auch das
vorliegende Krsna-Buch und unser Buch
Die Lehren Sri
Caitanyas —, ist
ein wirklicher
Trost für alle
Gottgeweihten, die die Trennung von Krsna empfinden.
Zusammenfassend kann man also sagen,
daß Krsna
und Balarama,
indem Sie nicht
nach Vrndavana
zurückkehrten, Ihr Versprechen in keiner
Weise gebrochen haben, denn in Wirklichkeit waren Sie niemals von
Vrndavana abwesend; auf der anderen Seite war aber auch
Ihre Gegenwart in Mathura vonnöten.
In der Zwischenzeit kam Uddhava, Krsnas Vetter, aus
Dvaraka, um Krsna zu besuchen. Uddhava war der Sohn
von Vasudevas Bruder, und er befand
sich ungefähr im
gleichen Alter wie Krsna. Außerdem
sah er aufgrund
seiner äußeren Erscheinung
Krsna zum Verwechseln
ähnlich. Krsna war gerade erst aus
dem Haus Seines
Lehrers zurückgekommen, und Er freute
Sich natürlich
sehr, Uddhava, Seinen liebsten Freund, zu sehen. So kam
Ihm der Gedanke, Uddhava mit einer
Botschaft nach
Vrndavana
zu
schicken,
um
dadurch den
Trennungsschmerz der Einwohner zu lindern.
In der Bhagavad-gita
heißt es: ye yatha mam
prapadyante — Krsna, der sehr
empfänglich ist, kommt
dem Gottgeweihten in dem Maße entgegen, wie dieser im
hingebungsvollen Dienst Fortschritte macht.
Die gopis
dachten vierundzwanzig
Stunden am Tag
voller
Trennungsgefühle an Krsna. Ebenso dachte
auch Krsna
immer an die gopis, Mutter Yasoda, Nanda Maharaja und
die Einwohner von Vrndavana, obwohl
Er ihnen fern zu
sein schien. Er
konnte verstehen,
wie groß ihr
transzendentaler Schmerz war,
und daher wollte Er
sogleich Uddhava nach Vrndavana schicken,
um sie mit
einer Botschaft zu trösten.
Uddhava wird als die erhabenste
Persönlichkeit der
Vrsni-Dynastie beschrieben, und
er ist fast ebenso
erhaben wie Krsna. Er war ein großer Freund des Herrn,
und weil er ein direkter Schüler
Brhaspatis, des Lehrers
und Priesters der himmlischen Planeten,
war, besaß er
große Intelligenz
und verfügte über
eine scharfe
Entschlußkraft. Was seine geistigen Fähigkeiten betraf, so
war er ebenfalls hochbegabt. Krsna,
der Uddhava als
enger Freund sehr
zugetan war, wollte ihn
nach
Vrndavana schicken, um ihm so die
Gelegenheit zu
geben, die
erhabenste Form
des hingebungsvollen
Dienstes auf der Stufe der Ekstase,
wie er in Vrndavana
ausgeführt wird, zu studieren. Selbst
jemand, der eine
vorzügliche materielle Bildung hat oder sogar ein Schüler
Brhaspatis ist, muß von den gopis
und den anderen
Bewohnern Vrndavanas lernen, wie man
Krsna auf der
höchsten Ebene lieben kann. Als
Krsna Uddhava daher
mit einer Botschaft nach Vrndavana
schickte, um die
Einwohner des Dorfes zu trösten,
erwies Er Seinem
Freund eine besondere Gunst.
Ein anderer Name Sri Krsnas lautet
Hari, was soviel
bedeutet wie "derjenige, der alle
Leiden von den Ihm
ergebenen Seelen nimmt". Sri Caitanya
sagt, daß es
niemals, zu keiner Zeit, eine Art
der Verehrung geben
kann, die so erhaben ist wie diejenige der gopis. Weil Sich
Krsna große Sorgen um die betrübten
gopis machte,
wandte Er Sich an Uddhava und
bat ihn höflich, nach
Vrndavana zu gehen. Er schüttelte Uddhava die Hand und
sagte zu ihm: "Lieber, gütiger
Freund, bitte begib dich
unverzüglich nach Vrndavana, und
versuche, Meinen
Vater Nanda Maharaja und Meine
Mutter Yasodadevi
sowie auch die gopis zu beruhigen.
Sie sind in tiefen
Kummer versunken, als würden sie
von großen Schmerzen aufgezehrt. Geh also bitte zu
ihnen und überbringe
ihnen diese Botschaft. Ich hoffe, daß ihr Schmerz dadurch
ein wenig gelindert werden kann. Die
gopis sind ständig
in Gedanken an Mich vertieft, und
sie haben Mir ihren
Körper, ihre Wünsche, ihr Leben und ihre Seele geweiht.
Doch Ich kümmere Mich nicht nur um die gopis, sondern
auch um jeden anderen, der
Gesellschaft, Freundschaft,
Liebe und persönliche Annehmlichkeiten für Mich opfert.
Es ist
Meine
Pflicht,
solche hervorragenden
Gottgeweihten zu beschützen. Die gopis
sind Mir am
liebsten, denn sie denken ständig so sehr an Mich, daß sie
von Sehnsucht überwältigt werden und
aufgrund des
Trennungsschmerzes fast sterben. Sie halten sich nur noch
durch die Hoffnung am Leben, daß
Ich bald zu ihnen
zurückkehren werde."
Als Uddhava Krsnas Bitte vernahm, stieg er sofort auf
seinen Wagen und fuhr los, um
Krsnas Botschaft nach
Gokula zu
bringen. Er
erreichte Vrndavana bei
Sonnenuntergang, als
die Kühe gerade
von den
Weidegründen heimkehrten,
und Uddhava wurde
zusammen mit seinem Wagen von dem
Staub bedeckt,
den die Kühe mit ihren Hufen
aufwirbelten. Er sah, wie
Stiere Kühen zur Paarung nachliefen,
und es gab Kühe,
die mit prallgefüllten
Eutern hinter ihren Kälbern
herliefen, um sie mit Milch zu
tränken. Im ganzen Land
von Vrndavana waren unzählige weiße
Kühe mit ihren
Kälbern zu sehen, und auch in Gokula selbst liefen überall
Kühe umher, und dazu war das Geräusch des Melkens zu
hören. Jedes Haus in Vrndavana war
zur Verehrung des
Sonnengottes und des Feuergottes wie
auch für den
Empfang von Gästen, Kühen, brahmanas und Halbgöttern
geschmückt. In jedem Haus brannten
Lampen, und zur
Weihung der
Atmosphäre waren Räucherstäbchen
entzündet worden. Überall in Vrndavana waren herrliche
Gärten zu sehen, und die Luft
war von den Geräuschen
der Bienen und Vögel
erfüllt. Die Seen waren
mit
Lotosblumen übersät, zwischen denen Enten und Schwäne
umherschwammen.
Als Uddhava das Haus von Nanda
Maharaja betrat,
wurde er als Abgesandter Vasudevas
empfangen. Nanda
Maharaja bot ihm einen Platz an und setzte sich
zu ihm,
um Neues über Krsna,
Balarama und die anderen
Verwandten in Mathura zu erfahren.
Er wußte, daß
Uddhava ein vertrauter Freund Krsnas war und daher mit
guten Nachrichten gekommen sein mußte. Deshalb fragte
er: "Mein lieber Uddhava, wie geht
es meinem Freund
Vasudeva? Er wurde doch aus Kamsas Gefängnis befreit
und ist nun wieder mit seinen
Freunden und seinen
Kindern, Krsna und Balarama, zusammen. Bestimmt ist er
deshalb sehr glücklich. Bitte erzähle
uns, was er macht
und wie es ihm geht. Auch wir sind sehr erleichtert, daß
Kamsa, der sündigste Dämon, der
jemals lebte, nun
endlich sein Ende gefunden hat. Er
war der Familie der
Yadus, ihren Freunden und ihren
Verwandten ständig
feindlich gesinnt. Nun mußte er
zusammen mit seinen
Brüdern für die begangenen Sünden
mit dem Leben
büßen. "
"Bitte verrate uns, ob Sich Krsna
noch manchmal an
Seinen Vater und Seine Mutter und Seine Spielgefährten
und Freunde in Vrndavana erinnert.
Denkt Er zuweilen
noch an
Seine Kühe,
Seine
gopis, Seinen
Govardhana-Hügel
und Seine
Weidegründe in
Vrndavana? Oder hat Er sie alle schon vergessen? Besteht
irgendeine Möglichkeit, daß Er noch
einmal zu Seinen
Freunden und Verwandten zurückkommt, so daß wir Sein
bezauberndes Gesicht mit der
hervorstehenden Nase und
den lotosgleichen Augen
wiedersehen können? Wir
denken oft daran, wie Er uns vor dem Waldbrand rettete
und wie Er die Riesenschlange Kaliya in der Yamuna und
viele andere Dämonen bezwang, um
uns zu beschützen.
Wir sind Ihm alle so zu Dank verpflichtet, denn Er stand
uns bei all den zahllosen Gefahren
schützend zur Seite.
Mein lieber Uddhava,
wenn wir an Krsnas
schönes
Gesicht und Seine Augen sowie an Seine vielen Taten, die
Er hier in Vrndavana vollbrachte, denken, übermannt uns
die Erinnerung so sehr, daß wir regungslos verharren. Wir
denken einfach nur an Krsna, wie Er lächelte und wie Er
uns anblickte. Wenn wir zum Ufer
der Yamuna gehen
oder zu den Seen von Vrndavana, zum Govardhana-Hügel
oder auf die Weidegründe, finden
wir immer noch die
Abdrücke von Krsnas Lotosfüßen auf der Oberfläche der
Erde, und die Erinnerung steigt in
uns hoch, wie Er an
diesen Orten gespielt hat, denn Er
hat sie oft besucht.
Wenn Krsna auf diese Weise in unserer Erinnerung sichtbar wird, versinken wir augenblicklich
in Gedanken an
Ihn. "
"Wir vermuten daher, daß
Krsna und Balarama
führende Halbgötter von den himmlischen Planeten sind,
die wie gewöhnliche Knaben unter
uns erschienen sind,
um besondere Pflichten auf der Erde
zu erfüllen. Dies
wurde auch von Gargamuni vorausgesagt,
als er Krsnas
Horoskop erstellte.
Wenn Krsna
keine große
Persönlichkeit wäre, wie hätte Er
dann Kamsa töten
können, der die Kraft von
zehntausend Elefanten besaß?
Dazu wurde Kamsa noch von starken Ringkämpfern und
vom gigantischen Elefanten
Kuvalayapida unterstützt.
Doch Krsna tötete all diese Tiere
und Dämonen, genau
wie ein Löwe ein unbedeutendes
Beutetier reißt. Ist es
nicht wundervoll, wie Krsna mit nur
einer Hand den
großen, schweren
Bogen nahm,
der aus drei
zusammengebundenen Palmen bestand, und
ihn ohne
weiteres zerbrach? Grenzt es nicht an ein Wunder, daß Er
sieben Tage lang den
Govardhana-Hügel auf einem
Finger trug? Und ist es nicht auch ein großes Wunder, daß
Er all die Dämonen, wie
Pralambasura, Dhenukasura,
Aristasura, Trnavarta und Bakasura, vernichtete? Sie alle
waren so stark, daß sich selbst
die Halbgötter auf den
himmlischen Planeten vor ihnen
fürchteten; doch Krsna
tötete sie mit spielerischer Leichtigkeit."
Während Nanda Maharaja von den außerordentlichen
Taten Krsnas erzählte, stockte seine
Stimme, und er war
nicht mehr in der Lage, weiterzusprechen. Mutter Yasoda
saß die ganze Zeit neben ihrem
Mann und hörte den
Schilderungen der Spiele Krsnas wortlos
zu. Sie weinte
ununterbrochen, und Milch floß aus
ihren Brüsten. Als
Uddhava sah, wie Maharaja Nanda und Yasoda völlig in
Gedanken an Krsna, die Höchste
Persönlichkeit Gottes,
versunken waren und welch große Zuneigung sie für Ihn
empfanden, wurde auch er bewegt,
und er sagte: "Liebe
Mutter Yasoda und lieber Nanda Maharaja, niemand unter
den Menschen ist so großer Achtung würdig wie ihr, denn
niemand außer euch kann
in solch transzendentaler
Ekstase über Krsna meditieren."
Balarama und Krsna sind beide die
ursprüngliche
Persönlichkeit Gottes,
von der
die kosmische
Manifestation ausgeht. Sie sind allen
Persönlichkeiten
übergeordnet, und Sie sind die
effektive Ursache der
materiellen Schöpfung. Die materielle Natur wird von den
purusa-Inkarnationen gelenkt, die ihrerseits alle unter der
Aufsicht Krsnas
und Balaramas
stehen. In Ihrer
Teilrepräsentation gehen
Sie in die
Herzen aller
Lebewesen ein. Sie sind der Ursprung allen Wissens und
allen Vergessens. Dies wird im
Fünfzehnten Kapitel der
Bhagavad-gita bestätigt, wo der Herr sagt: "Ich weile im
Herzen eines jeden Lebewesens, und
von Mir kommen
Erinnerung und Vergessen. Ich bin
der ursprüngliche
Verfasser des Vedanta, und Ich bin
es, der die Veden
tatsächlich kennt." Uddhava fuhr fort: "Wenn ein Mensch
zum Zeitpunkt des Todes seinen
geläuterten Geist auf
Krsna zu richten vermag, selbst
wenn es nur für einen
Moment ist, ist er geeignet, seinen
materiellen Körper
hinter sich zu lassen
und in seinem ursprünglichen
spirituellen Körper zu erscheinen, genau
wie die Sonne
am Morgen aufgeht und alles
erleuchtet. Wer auf diese
Weise aus dem Leben scheidet, gelangt augenblicklich in
das spirituelle Königreich, Vaikuntha."
Das ist
das Ergebnis
des Vorgangs des
Krsna-Bewußtseins. Wenn wir in unserem gegenwärtigen
Körper Krsna-Bewußtsein praktizieren, während
wir in
guter körperlicher und geistiger Verfassung sind, wird es
uns einfach durch das Chanten des heiligen maha-mantra,
Hare Krsna, möglich
sein, unsere Gedanken zum
Zeitpunkt des Todes auf Krsna zu
richten. Gelingt uns
dies, so wird unser Leben ohne
Zweifel zum Erfolg
gelangen. Bleibt unser Geist jedoch mit Bemühungen um
materiellen Genuß beschäftigt, werden wir natürlich auch
zum Zeitpunkt des Todes an solche
fruchtbringenden
Tätigkeiten denken und gezwungen sein,
erneut in einen
materiellen, bedingten Körper einzugehen
und weiterhin
den dreifachen
Leiden des
materiellen Daseins
unterworfen zu sein. Die Einwohner von Vrndavana, wie
Nanda Maharaja, Mutter Yasoda und die gopis, befinden
sich auf
der vollkommenen
Stufe, immer ins
Krsna-Bewußtsein versunken zu sein,
und wenn wir
einfach ihrem
Beispiel folgen,
selbst in einem
verhältnismäßig geringen Ausmaß, wird
unserem Leben
Erfolg beschieden sein, und wir
erreichen das spirituelle
Königreich, Vaikuntha.
"Liebe Mutter Yasoda und lieber
Nanda Maharaja",
fuhr Uddhava fort, "ihr habt euren
Geist ausschließlich
auf die
transzendentale Gestalt
der Höchsten
Persönlichkeit Gottes, Narayana, gerichtet.
Narayana ist
die Ursache des unpersönlichen Brahmans,
das nichts
anderes ist als die Ausstrahlung,
die von Seinem Körper
ausgeht. Da ihr ständig, in Ekstase
versunken, an Krsna
und Balarama denkt, kann es keine andere Pflicht geben,
die ihr noch verrichten müßtet. Ich
habe euch eine
Botschaft von Krsna mitzuteilen. Er
sagt, Er werde bald
nach Vrndavana zurückkehren und euch
beide durch
Seine persönliche Anwesenheit erfreuen.
Krsna hat euch
versprochen, nach Vrndavana zurückzukehren,
wenn Er
Seine Aufgaben in Mathura erfüllt
hat. Ganz bestimmt
wird Er dieses Versprechen halten.
Ich bitte euch daher,
die ihr so sehr vom Glück
begünstigt seid, nicht länger
über Krsnas Abwesenheit bekümmert zu sein. "
"Ihr seid euch bereits vierundzwanzig Stunden am Tag
über Seine Gegenwart bewußt, aber trotzdem wird Er sehr
bald zu
euch zurückkehren.
Eigentlich ist Er
allgegenwärtig, und Er weilt im
Herzen eines jeden,
genauso wie das Feuer im Holz gegenwärtig ist. Da Krsna
die Überseele ist, ist niemand Sein
Feind, und niemand
Sein Freund; niemand kommt Ihm gleich, und niemand ist
niedriger oder höher als Er. In Wirklichkeit hat Er weder
Vater noch Mutter, noch Bruder,
noch irgendwelche
anderen Verwandten, und
ebenso braucht Er weder
Gesellschaft, Freundschaft noch Liebe. Er
hat keinen
materiellen Körper; Er wird auch niemals geboren wie ein
gewöhnlicher Mensch. Er erscheint nicht in höheren oder
niederen Lebensformen, wie es gewöhnliche
Lebewesen
tun, die aufgrund ihrer früheren
Handlungen zur Geburt
gezwungen werden. Vielmehr erscheint Er
durch Seine
innere Energie, nur um Seine
Geweihten zu beschützen.
Er wird niemals von
den Erscheinungsweisen der
materiellen Natur berührt, obwohl Er Sich, wenn Er in die
materielle Welt
herabkommt, scheinbar
wie ein
gewöhnliches Lebewesen verhält, das unter
dem Einfluß
der materiellen Erscheinungsweisen steht. In Wirklichkeit
jedoch ist Er der Gebieter über
die gesamte materielle
Schöpfung, und deshalb gerät Er
niemals unter den
Einfluß der Erscheinungsweisen der materiellen Natur. Er
ist der Schöpfer, Erhalter und
Zerstörer des gesamten
Kosmos. Irrtümlicherweise
halten wir Krsna
und
Balarama für gewöhnliche menschliche
Wesen; wir sind
wie Menschen, die unter Schwindelanfällen
glauben, die
ganze Welt drehe
sich um sie.
Der Herr, die
Persönlichkeit Gottes, ist niemandes Sohn. Er ist vielmehr
der Vater, die Mutter und der
höchste Kontrollierende
eines jeden. Darüber besteht kein Zweifel. Alles, was wir
wahrnehmen; alles, was wir nicht wahrnehmen; alles, was
bereits existiert; alles, was einmal existiert hat; alles, was
noch in Zukunft existieren wird; alles, vom Kleinsten bis
zum Größten, ist immer
mit dem Höchsten Herrn
verbunden. Nichts ist
von Ihm getrennt, und
nichts
befindet sich außerhalb von Ihm.
Alles ruht in Ihm, und
trotzdem steht Er über allem Manifestierten."
Auf diese Weise
sprachen Nanda und Uddhava
während der ganzen Nacht über
Krsna. Am nächsten
Morgen bereiteten die gopis die mangala-arati-Zeremonie
vor, indem sie Lampen anzündeten
und mit Joghurt
vermischte Butter
versprengten. Gleich
nach der
Morgen-arati begannen sie, frischen Joghurt zu Butter zu
kirnen, und das Leuchten der Lampen
spiegelte sich auf
den Schmuckstücken
der gopis,
wodurch ihre
Schmuckstücke noch heller erstrahlten. Mit rhythmischen
Armbewegungen drehten die gopis den
Butterquirl, und
im Takt dazu tanzten ihre Ohrringe,
ihre Armreife und
ihre Brüste, und der
kunkuma-Puder verlieh ihren
Gesichtern ein
safranfarbenes Leuchten,
das der
aufgehenden Sonne glich.
Während sie durch das
Butterkirnen verschiedene Geräusche erzeugten, besangen
sie die Herrlichkeiten Krsnas, und
diese beiden Klänge
vereinigten sich, stiegen
in den frühmorgendlichen
Himmel auf und heiligten die ganze
Atmosphäre. Nach
Sonnenaufgang gingen die gopis, wie
jeden Tag, zu
Nanda Maharaja und Mutter Yasoda,
um ihnen ihre
Ehrerbietungen zu erweisen.
Doch als sie Uddhavas
goldene Kutsche sahen, die vor dem Tor stand, waren sie
sehr erstaunt und fragten sich, was dies zu bedeuten habe
und wem sie wohl gehöre. Einige fragten sich, ob Akrura,
der Krsna abgeholt hatte, wieder zurückgekehrt sei. Beim
Gedanken an Akrura hatten die gopis
immer gemischte
Gefühle, denn dieser war in Kamsas Auftrag gekommen,
um Krsna in die Stadt Mathura
zu holen. Alle gopis
befürchteten, daß Akrura gekommen sein
könnte, um
erneut einen
grausamen Plan
auszuführen. Doch
gleichzeitig dachten sie: "Wir sind
nur noch tote Körper
ohne unseren höchsten
Meister, Krsna. Was könnte
Akrura unserem toten Körper noch
zufügen?" Während
sie auf diese
Weise untereinander Vermutungen
anstellten, beendete
Uddhava seine morgendlichen
Waschungen, seine Gebete und sein
Chanten und trat
dann vor die gopis.
Hiermit
enden die Bhaktivedanta-Erläuterungen zum 45. Kapitel des Krsna-Buches:
"Uddhava besucht Vrndavana".